Rumba
Daten |
Rumba B, F 2008 REGIE: Dominique Abel, Fiona Gordon, Bruno Romy
|
Regie: Dominique Abel, Fiona Gordon, Bruno Romy
ab 15.Mai 2009 auf DVD erhältlich
Die Welt in der Dom und Fiona leben erinnert an einen Cartoon. Eigentlich wird ein ganz normaler Alltag gezeigt. Fiona ist Englischlehrerin und Dom ist Sportlehrer. In ihrer Freizeit gehen sie ihrer Leidenschaft dem Rumbatanz nach. Aber so „normal" ihr Leben zu sein scheint, so schräg ist ihre Art und dies macht die Komik des Films aus.
Die erste halbe Stunde ist man einfach nur begeistert von den Farben, der Ausstattung und der Akrobatik der Hauptdarsteller. Der Aufbau des Hauses von Fiona und Dom erinnert an ein Puppenhaus in das man von außen hineinschaut. Die Selbstironie der Charaktere und das perfekte Zusammenspiel der Hauptdarsteller bringt die ermüdeten Lachmuskeln in Bewegung. Doch leider lässt die Story nach einem Autounfall wo Fiona ein Bein und Dom sein Gedächtnis verliert nach. Hier wird der Tragik zwar eine gewisse Komik abverlangt aber das Interesse an der Geschichte schwindet als Fiona und Dom sich verlieren.
„Rumba" ist ein ganz spezieller Film. Man muss Slapstick mögen. Die Inspiration durch Tati und Keaton ist unverkennbar. Der Film kommt mit wenigen Worten und minimaler Musikuntermalung aus, ohne das dies einem großartig auffällt.
Für einen Spielfilm standen dem Regieteam anscheinend nicht genügend kreative Ideen zur Verfügung um den Standard, den sie in der ersten halbe Stunde setzen, zu halten. Doch einige Schätze sind in diesem Film enthalten. So sitzen Dom und Fiona nach einem enttäuschenden Zwischenfall hoffnungslos Rücken an Rücken und ihre Schatten lösen sich von ihren Körpern und vertreten ihr Alterego in einem Schattentanz. Vielleicht nichts Neues aber es ist sehr schön gelungen.
„Rumba", so wird in den Tänzen deutlich, ist für das Publikum gemacht. Wenn man sich auf die schräge Welt von Fiona und Dom einlässt, kann man sich bei diesem Film prächtig amüsieren.
Gesehen von Mareike Dobewall
Sakuran
Daten |
Sakuran J 2006, 89 Min REGIE: Mika Ninagawa
|
DVD-Release: 07. Dezember 2007
Ein Pop-Märchen aus der Edo-Zeit: Die in Japan als Fotografin tätige Regisseurin Mika Ninagawa versetzt eine Geschichte um eine leibeigene Prostituierte, die als Achtjährige an eine Edelbordell verkauft wird, in die Zeit vor der "Öffnung Japans" zum Westen vor etwa 150 Jahren.
Kiyoha lernt den Beruf der Kurtisane von der Pike auf und lernt mit bitteren Lektionen, dass das Leben für sie keine Freuden bereithält. Mit 17 Jahren ist sie alt genug, um ihre Karriere zu beginnen und wird bald zum Vorzeigeobjekt des Hauses.
Sie ist Gefangene und allein ihr Traum, eines Tages den Kirschbaum im Garten blühen zu sehen, lässt die die alltäglichen Erniedrigungen durchstehen - denn als kleines Mädchen erhielt sie von Seiji, dem Angestellten des Bordells, das Versprechen, er werde sie in die Freiheit führen, wenn der Baum eines Tages Blüten trage.
Kiyoha gelangt zu voller Blüte und weiss ihren Kunden den Kopf zu verdrehen. Sie besitzt alle Attribute einer vollendeten Kurtisane - ihr ungezügeltes Mundwerk macht allerdings den Betreibern des Hauses und letztendlich ihr selbst zu schaffen. Als sie sich eines Tages wahrhaftig verliebt, bekommt ihr über die Jahre erworbener Panzer Risse und sie muss sich ihre Verletzlichkeit eingestehen.
Schnell durchblickt sie den Schachzug der Oiran, der obersten Kurtisane, die selbst unter einer unglücklichen Liebe leidet und der jüngeren Konkurrentin keine Momente des Glücks gönnt. Die Oiran hatte die Begegnung Kiyohas mit dem jungen Sojiro eingefädelt, um die junge Frau zerbrechen zu sehen.
Als sie bei einem missglückten Mordversuch an ihrem Geliebten selbst ums Leben kommt, bleibt die Position der Oiran unbesetzt und Kiyoha steigt zum zweithöchsten Ziel der Mädchen auf: Sie wird selbst Oiran und hat von nun an viel mehr Freiheiten - der größte Traum aber, eines Tages von einem reichen Kunden aufgekauft zu werden, erfüllt sich für Kiyoha nicht. Sie wird bewundert und verehrt und vergisst dadurch, dass sie nun genau so geworden ist, wie sie es nie wollte: Geschmeidig, anmutig und kalt wie ein Goldfisch.
Regisseurin Mika Ninagawa hat ein wunderbares Farbenspiel entworfen und lässt den Betrachter in den üppigen Formen und Mustern der Edo-Zeit schwelgen. Mit knallig-punkigen Farben kreiiert sie ein bonbonfarbenes Bild der menschlichen Kälte und untermalt die Diskrepanz zwischen der Illusion der Wärme, die die Mädchen jeden Abend anbieten, und dem Innenleben der Protagonisten mit Rock, Punk und Swing.
Ein Geschenk von einem Film, das gerade durch die irreelle Inszenierung den Betrachter fesselt und in die Tragödie eintauchen lässt, deren Ende durch ein gehaltenes Versprechen eine neue Wendung einnimmt...
Gesehen von Ana Püschel