Aus der Ferne so nah...
Es gibt vielfältige Situationen, wo der/die Kameraassistent-in nicht direkt neben der Kamera sein kann um die Schärfe zu ziehen. Das können Platzgründe sein, etwa wenn der Operator auf einem Kran sitzt und nur für eine Person Platz auf der Plattform ist.
Oder wenn die Kamera auf einem Remote-Head an einem Leichtkran sitzt und fernbedient wird. Oder wenn mit Handkamera in schwierigen Situationen gedreht wird und natürlich wenn man mit der Steadicam dreht und jede Berührung des Schärferings mit der Hand sofort zu unkontrollierten Bewegungen der Kamera führen würde. Und nicht zuletzt der Dreh für 3D mit zwei Kameras macht präzise Fokussteuerung mit Motoren sinnvoll.
Fernschärfen
Für all diese Zwecke bieten sich Fernschärfen an, entweder drahtgebunden, oder was viel angenehmer ist per Funk, sogenannte Funkschärfen. Das Prinzip ist in der Theorie recht einfach. Ein Zahnkranz am Objektiv wird mit einem Stellmotor verbunden, der ein Zahnrad besitzt. Dieser erhält über einen Funkempfänger Impulse über die der Stellmotor angesteuert wird. Die Kameraassistent*Innen geben über eine Bedieneinheit, in der Regel ein Stellrad, wie man es vom Follow-Fokus kennt, die gewünschte Entfernung, die am Objektiv eingestellt werden soll, ein.
Solche Stellmotore brauchen bestimmte Eigenschaften (präzise Servomotoren mit Tachogenerator zur Rückmeldung der Position an einen Controller), manche Hersteller haben sich hier im Laufe der Jahre einen Namen gemacht. Etwa die Heden Motore, Control Units und Zubehör aus Schweden.
Budgetfragen
Qualität hat ihren Preis, allein ein solcher Stellmotor kann gerne zweitausend Euro kosten, er ist dann mit verschiedenen Zahnrädern versehen, gängige Größen für unterschiedliche Objektive sind - 0.8 (Kino Objektive) , - 0.6 (Fuji) - 0.5 (Canon) - 0.4. Wichtig ist auch die Befestigung am Stützrohr (Rohre vom Kompendium gibt es in 15 und 19 mm) Ein ganzes System aus Funkschärfe, Empfänger und Stellmotor kann gerne fünftausend Euro und mehr verschlingen.
Zu allem Überfluss sind auch alle Zubehörteile sehr teuer. Selbst die Steuerkabel um Motor und Controller (beide an der Kamera angeflanscht) miteinander zu verbinden, (Lemo 7 oder 14 Pin) kosten für 15 oder 20 Zentimeter Länge leicht mal 160 Euro.
Weitere Anbieter sind Arri, Palomar, Preston oder Bartech.
Was die Funkfernsteuerung angeht, so hat hier die deutsche Firma Chrosziel viel Erfahrung, weil sie bereits vor Jahrzehnten für die Steadicam Funkschärfen entwickelt hat, hier ist insbesondere der Name Christian Betz zu nennen, er hat die ersten Funkschärfen für Chrosziel entworfen. Aktuelle Modelle von Chrosziel heißen Aladin, Colibri und Digi Fox.
Man muss sehr genau darauf achten, dass die Controller auch mit den Motoren zusammenarbeiten. Preston Empänger/Controller arbeiten zum Beispiel nur mit Preston Motoren zusammen. Oder Arris Alexa ist so ausgelegt, dass sie die Zusammenarbeit mit den hauseigenen Stellmotoren favorisiert, was aber nicht bedeutet, dass man keine Heden Motore anbringen kann.
Detailfragen
Die meisten professionellen Funkschärfen sind auf die Verwendung von Kinooptiken abgestimmt, das heißt, sie gehen von einem klar definierten Anfangs- und Endpunkt am Schärfering aus. Doch in der Welt der digitalen HD Kameras hat sich die Unsitte breit gemacht, den Schärfering nur als Stellinstrument zu betrachten, mit dem man dem Objektiv signalisiert, wohin es fokussieren soll.
Diese Objektive besitzen keinen physischen Endanschlag. Nur wenige Funkschärfen sind auch für solche Objektive geeignet. Hier muss quasi der Funkschärfe eingespeichert werden, wo bei dem Objektiv der Endanschlag im Nah,- sowie im Weitbereich wäre. Besitzt die Funkschärfe diese Möglichkeit nicht, muss man stets manuell den Schärfelauf stoppen, damit nicht alle Markierungen wieder verloren gehen.
Bautiefe der Motoren
Ein weiterer, nicht unwichtiger Faktor ist die Größe der Stellmotoren. Sie müssen ja an den Rods irgendwo zwischen Mattebox und Kamera angeflanscht werden, damit die Zahnräder vom Schärfenring erreicht werden können. Hier sind manche Motoren einiger Anbieter etwas zu groß, bitte unbedingt beachten. Manchmal kann man sich mit einem zusätzlichen Zahnrad etwas mehr Spielraum verschaffen, den größeren Motor trotzdem neben der Mattebox anzubauen.
Preiswertere Alternativen
Inzwischen sind auch einige Low-Cost Anbieter dabei, preiswertere Lösungen herzustellen, allen voran die Firma Redrock mit ihrem Redrock Torque Motor. Das dazugehörige Micro Remote System soll sogar kompatibel sein zu den Heden Motoren. Der Preis eines Redrock Systems soll bei ca. 3000 Euro liegen.
Noch günstiger geht es bei JAG35 sowie RT Motion, da ist man mit etwa 1800 Euro dabei oder mit einem deutschen Produkt, der Remote Air 2 Single Channel Wireless Lens Control für ca. 1200 Euro.