Die kleinste Einheit des Filmes
Einige Begriffe und Grundlagen sollten an dieser Stelle erwähnt werden, damit bei den vertiefenden Kapiteln zu diesem Thema keine unnötigen Fragen entstehen.
Beginnen wir mit der kleinsten Einheit eines Filmes und des Schnitts, mit der Einstellung. Eine Einstellung ist im Prinzip ein Stück belichteter Film, der ohne Unterbrechung aufgenommen wurde. In der Regel fassen die Kassetten der Filmkameras Material für 10 Minuten. Diese Länge stellt theoretisch die obere Grenze einer einzelnen Einstellung dar. Für besondere Aufgaben gibt es auch Kassetten mit höherer Meterzahl, aber auch die Konfektionierung der Rohfilmhersteller setzt hier natürliche Grenzen (Video eröffnet hier neue Möglichkeiten, extrem lange Einstellungen zu drehen).
Extreme Einstellungen
Einige wenige Regisseure (Hitchcock, Jancsós) haben versucht, mit wenigen, sehr langen Einstellungen ganze Filme zu erzählen, doch das wirkt leicht wie eine mühsame Beweisführung der Filmrethoriker. In der Regel entsteht ein Film aus einer großen Zahl von Einstellungen. Die Arbeit mit langen Einstellungen, in denen ganze Szenen zusammengefasst sind (Plansequenzen), erfordert ein ungeheuer präzises Timing und gestattet auch keine Veränderung später in der Montage. Abgesehen davon hat der Zuschauer auch Sehgewohnheiten, die einen steten Wechsel von Einstellungen erwarten. Ob es also erstrebenswert ist, einen Film in möglichst wenigen Einstellungen zu erzählen, sei dahingestellt. Wichtig ist in jedem Fall die Auswahl der richtigen Einstellungen, des optimalen Teils jeder Einstellung und ihrer richtigen Kombination. Diese Arbeit beginnt im Prinzip schon beim Betrachten der Muster und steht danach vor allem im Schneideraum im Mittelpunkt.
Weiterverarbeitung
Die einzelnen Einstellungen der im Kopierwerk hergestellten Arbeitskopie wurden früher am Schneidetisch mit einer Klebelade und Filmkleber (Tesaband) aneinandergeklebt. Alternativ kann man auch die gedrehten Negative auf Video übertragen (abtasten), in ein nicht-lineares Schnittsystem überspielen und dann an einer Workstation schneiden, also virtuell aneinanderhängen. Inzwischen wird immer weniger auf Film gedreht, doch das Prinzip ist gleich geblieben - nur die technische Umsetzung hat sich etwas verändert.
In der digitalen Form, die heute üblich ist, werden die Einstellungen als Files auf den Schnittrechner kopiert und dort entweder direkt oder nach Wandlung in ein schnittfähiges Format ausgewählt (Ausmustern) und hintereinandergehängt. Die Prinzipien dahinter sind jedoch schon mehr als ein Jahrhundert alt.