Früher ganz klar ein Fall für das Postproduktions-Studio, ist die eigene Grading-Suite heutzutage gar nicht so unerreichbar. Ein schneller Schnittrechner muss sein, das ist klar, eine ordentliche Grafikkarte mit 3,4 oder mehr Giga Speicher, DaVinci als Grading-Programm (hat sich wegen des günstigen Preises oder der Free-Version zum Standard in diesem Bereich entwickelt), mindestens ein ordentlicher, kalibrierter oder kalibrierbarer Bildschirm mit RGB Farbraum, dahinter eine neutralgraue Wand und dann kann es schon losgehen, denn die meisten professionellen Grading-Programme lassen sich tatsächlich bereits per Maus bedienen.
Der Vollständigkeit halber seien hier auch weitere, allerdings meist teurere professionelle Grading-Programme genannt: Scratch, Autodesk Lustre,
Flame Premium, Marquise Rain, Quantel Pablo Rio und Filmlight Baselight,- Programme die ein Vielfaches von DaVinci kosten, welches übrigens früher, bevor es von BlackMagic gekauft wurde, auch sehr viel teurer war als heute. Wer vor allem mit Adobe Premiere arbeitet sollte sich vielleicht auch einmal Adobe Speedgrade anschauen.
Und tatsächlich bedienen nicht wenige User ihre Farbkorrektur dann lediglich mit der Maus. Irgendwie geht das auch, aber mehr auch nicht. Es ist ein wenig so, als würde man ein Zeichenprogramm mit der Maus als Zeichenstift bedienen.
Original und starke Alternativen
Die Original DaVinci Control Surface ist sündhaft teuer, kein Wunder, dass so viele sich mit der Maus begnügen, doch es gibt zum Glück eine beachtliche Reihe von Fremdanbietern, deren Bedienoberflächen absolut konform sind zu der DaVinci Software und anderen Grading-Programmen.
Firmen wie Tangent oder OxygenTec sind relativ neu im Markt, während JL Cooper oder Avid schon früher Midi-gesteuerte Bedienpulte etwa für die Tonbearbeitung mit ProTools hergestellt haben. Die Bedienoberflächen sind viel preiswerter und bieten sehr viel fürs Geld. Vielleicht ist nicht jede Funktion mit einem eigenen Knopf versehen, doch die wichtigsten Bedienparameter kann man mit einer ordentlichen Haptik einstellen.
Vorteile
Wer ernsthaft Farbkorrekturen durchführen möchte, kommt um eine solche Bedienoberfläche eigentlich nicht herum. Man kann die vielen Einstellungen in viel kürzerer Zeit vornehmen, Menschen sind so, dass sie Bewegungsabläufe der Hände viel schneller abspeichern und beherrschen als Menüfolgen in Softwareoberflächen zu bedienen.
Farbkorrektur kann nämlich bei langen Filmen recht anstrengend und mühsam werden, wenn man durch die Oberfläche schneller wird, ist die Farbkorrektur viel angenehmer. Die Knöpfe, Schalter, Stellräder und Trackballs mit denen man Einstellungen vornimmt, sind so angeordnet, dass man optimal feinjustieren kann.
Die Verbindung unserer Hände mit den Einstellungen der Bilder sind viel intuitiver und organischer. Oft sind auch die Einstellwege auf der Bildschirmoberfläche recht kurz, hier werden die Wege, etwa um den Hautton eines Gesichts optimal einzustellen, mit einem Trackball viel weiter und sensibler.
Wer die ganze Zeit mit der Maus die Einstellungen vornimmt, verkrampft sich leicht wegen der ungewohnten Arbeit, selbst Sehnenscheidenentzündungen sind nicht selten bei langen Projekten. Und wenn man erst so gut in seinem Tun ist, dass man für Kunden graded, sieht eine Mausbedienung äußerst unprofessionell aus.
Überblick
Die meisten Control Panels sind schwarz gehalten, um kein Licht vom Bildschirm zu reflektieren. Außerdem haben Sie sehr zurückhaltende Displays, häufig in blau gehalten. Das Tangent Wave ist ein einzelnes Panel, das Tangent CP200 ist modular aufgebaut und kann erweitert werden. Das Wave ist in einem Plastikgehäuse und recht leicht, das CP200 ist schwerer.
Die Bedienoberfläche von Avid nennt sich Artist Color und ist über programmierbare Tasten auch individuell anpassbar. Die Panels von JLCooper wie etwa die Eclipse CX, sind ebenfalls recht hochwertig, aber auch nicht ganz billig.
Die DaVinci Kontrolleinheit hat tatsächlich für jede Funktion des Programms eine eigene Taste. Die Tasten sind zudem alle beleuchtet, was in abgedunkelter Grading-Umgebung recht hilfreich ist. Auch für das "entwickeln" von RAW Material bietet die Oberfläche Regler für Belichtung, Kontrast, Hervorhebungen, Verstärkung, Farbtemperatur, Tönung, Lichter- und Lowlight-Kompression, Sättigung, Color Boost und Mitteltondetails.
Die Verbindung zum Computer geschieht je nach Panel auf unterschiedlichem Wege. Am häufigsten ist USB anzutreffen, es werden bei einigen Panels aber auch 10/100 Ethernet, RS-422 oder RS-232 angeboten. Für welches Panel man sich entscheidet, ist nicht nur eine Geschmacksfrage, sondern auch vom Budget abhängig. Auf jeden Fall keine schlechte Investition, wenn man häufiger Farbkorrekturen macht.