Warum ein Windschutz?
Ein Mikrofon, ganz gleich, ob dynamisch oder ein Kondensator-Typ, ist jeder Art von Luftbewegung, die über das reine Schallereignis (Schallwellen sind auch Luftbewegungen) hinausgeht, hilflos ausgeliefert. Zug, Fahrtwind, wetterbedingter Wind, aber auch schon der Luftzug, der beim Herumschwenken des Mikrofons entsteht, können zu lauten Blubbergeräuschen führen, die eine Tonaufnahme ruinieren können.
Selbst der Atem eines Sprechers, der nahe am Mikrofon ist, kann „Plopgeräusche“ verursachen. Wenn Wind- oder Luftgeräusche über dem Nutzsignal (damit ist das Tonereignis gemeint, was man eigentlich aufnehmen möchte) liegen, kann man sie trotz hochwertiger Effektgeräte oder Plugins so gut wie nicht mehr herausfiltern oder sonst irgendwie entfernen. Es ist also von größter Bedeutung, am Drehort schon alles dafür zu tun, dass man keine ungewollten Windgeräusche mit aufnimmt. Da dynamische Mikrofone grundsätzlich unempfindlicher sind, haben wir die Windprobleme bei Kondensator-Mikrofonen in einem viel größererm Ausmaß.
Verschiedene Ausführungen
Deshalb setzen Tonprofis eine ganze Palette unterschiedlicher Systeme ein, die das Mikrofon vor Wind schützen. Je nach Stärke der Beeinträchtigung durch Wind vergrößert sich auch der Aufwand, diesen abzuhalten. Für den Dreh in Innenräumen genügt normalerweise der nebenstehende Schaumwindschutz, um Wind durch die Bewegung des Mikrofons abzufangen. Ja, ganz genau, auch das Mikrofon selber erzeugt auch Wind, nämlich dann, wenn man beispielsweise bei einem Dialog von einer Person zur anderen hin,- und herschwenkt.
Es versteht sich von selbst, dass auch bei Verwendung von einem Schaumwindschutz, das Mikrofon immer in einer flexiblen Aufhängung (Shock-Mount) geführt werden muss.
Bei Außenaufnahmen sollte es schon ein Korbwindschutz sein (wie ganz oben abgebildet), der normalen Wind wie er Außen eigentlich fast immer ein wenig vorkommt, vom Mikrofon abhalten kann. Weht es aber schon etwas mehr, etwa an einem stürmischen Tag, am Starand oder gar auf einem Boot oder Schiff, so wird über den Korbwindschutz noch ein Textil (Socke) oder ein Fell (Windjammer) gezogen, welches wie ein flauschiger Teddybär aussieht und den Korbwindschutz noch windschnittiger macht.
Selbstverständlich ist der Begriff "Tote Katze" (Ded Cat) ziemlicher Unsinn, weil die Überzüge vollsynthetisch hergestellt werden. Aber der Begriff hält sich hartnäckig und jeder Tonmensch weiß, was gemeint ist. Es gibt aber auch ganz moderne Varianten, die ganz ohne Fellstruktur auskommen.
Weniger ist mehr
Immer wieder sieht man an Innenmotiven EB Teams, welche über ihre Richtmikrofone Korbwindschutz und Fell angebracht haben. Das sieht hochprofessionell aus, aber eigentlich bräuchte man Innen nur einen Schaumwindschutz. Neben dem Umstand, dass das Angels schwerer wird, denn Korbwindschutz und Fell wiegen ja auch etwas, verschlechtert sich die Tonqualität. Je mehr Windschutz man verwendet, also Korbwindschutz plus Fell, desto mehr hohe Frequenzen des Tonsignals gehen für immer verloren. Deshalb sollte man genau dosieren, welche Art von Windschutz wirklich erforderlich ist.
Anwendung
Da der Tonassistent (Boomman) durch den Korbwindschutz ja zusätzliches Gewicht an der z. T. lang ausgefahrenen Tonangel halten muss, ist es wichtig, dass dieser möglichst leicht ist. Die Hersteller experimentieren da auch mit unterschiedlichen Bauformen. Firmen wie DPA haben sogar extreme Lightweight Windschütze auf den Markt gebracht, die allerdings sehr teuer sind und sich nicht wirklich durchgesetzt haben. Wie sieht es überhaupt im Innern des Korbwindschutzes aus?
Das Richtmikrofon (Niere oder Keule) wird in zwei Aufhängungen (Mikrofonspinne) eingeklemmt, die an Gummis aufgehängt sind, um den Körperschall, übertragen von der Tonangel, abzufangen. Oben sieht man eine Aufhängung von vorne, ganz deutlich sieht man die gespannten Gummibänder. Die Einsätze aus Hart-Plastik, die in den Gummis eingespannt sind, gibt es in unterschiedlichen Durchmessern, je nach Mikrofontyp anders. Tonmeister sollten stets mehrere Einsätze mit dabei haben, um den Korbwinschutz für ünterschiedlichste Mikrofone nutzen zu können. Das Kabel wird durch einen Schlaufenformer geführt, bevor es hinten aus dem Korbwindschutz herauskommt, um Kabelgeräusche zu verhindern. Dabei sollte das Kabel nicht unmittelbar hinter dem Stecker geknickt sein, sondern erst nach ein paar Zentimetern, um Kabelbrüche zu vermeiden.
Fazit
Ohne Korbwindschutz werden Außenaufnahmen sehr häufig durch Windgeräusche beeinträchtigt. Es ist deshalb wichtig, bei Außendrehs unbedingt einen Korbwindschutz dabei zu haben. Bei einigen DV-Kameras werden zwar elektronische Windfilter eingesetzt, doch die schneiden eigentlich nur den unteren Frequenzbereich, in dem der Wind am stärksten stört, ab und reduzieren damit deutlich die Tonqualität. Unter professionellen Gesichtspunkten sicher keine ideale Lösung.
Ein guter Korbwindschutz kostet, je nach Mikrofontyp, zusammen mit Aufhängung und Handgriff ab 250,- Euro aufwärts. Einen Schaumwindschutz (für innen) gibt es ab 40,- Euro. Eine Investition, die sich auf jeden Fall lohnt. Von Billignachbauten aus Indien oder China sollte man besser die Finger lassen, sie sind qualitativ nicht zu vergleichen und beeinflussen das Frequenzspektrum nur unnötig.