Neuer Anlauf
Der ursprünglich auf Objektive spezialisierte japanische Hersteller hat mehrmals Versuche unternommen, im Kameramarkt mitzumischen. Vor allem die nicht immer glücklich verlaufende Entwicklung der an die analogen Farbschichten auf Filmmaterialien erinnernden Foveon-Sensoren hat viele Kunden immer wieder abgeschreckt. Die Idee, dass man quasi drei Sensoren hintereinander baut, die jeweils für einen Farbauszug zuständig sind, klingt in der Theorie sehr spannend, stieß aber auf viele Probleme. Sigma entwickelt hier offenbar weiter, doch für die 2021 eingeführte neue Sigma fp L kam ein klassischer Bayer-Sensor zum EInsatz.
Kompakt mit Riesenauflösung
Fans der ursprünglichen, ersten und nur HD fähigen Blackmagic Cinema Pocket schätzten deren Kompaktheit und geringes Gewicht. Mit der Zeit wurden die 4K und 6 K Cinema-Pockets von Blackmagic dann immer größer, der ursprüngliche Vorteil, unauffällig und mit einer echten Jackentaschenkamera drehen zu können, ging verloren. Genau diese Kompaktheit aber bietet die Sigma fp L und das auch noch mit sehr hoher Auflösung. Mit einer Größe von 112,6 x 69,9 x 45,3 mm und einem Gewicht von 375 g für die fp L ist sie die kleinste und leichteste* spiegellose Vollformat-Kamera der Welt.
Die bei ihrer Einführung gescholtene Kamera hat sich inzwischen spürbar verbessert. Sie kann inzwischen dank einiger Firmware Updates eine ganze Menge. Wer sich für kleine, handliche Full-Frame Kameras mit Videofähigkeiten interessiert, sollte sich die handliche Sigma fp L noch einmal genauer anschauen. Sie bringt selbst mitsamt Akku und Speicherkarte nur 427 Gramm auf die Waage. Und da sie bei ihrem Erscheinen viel Kritik auf sich gezogen hat, ist sie inzwischen im Preis rapide gefallen und deshalb nicht nur preislich sehr interessant. Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels liegt der (bei manchen Anbietern) bei knapp 1800,- €, das sind 500,-€ weniger als die sogenannte unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers.
Achtung! Man muss sehr genau auf das "L" hinter dem fp achten, denn es gibt die Kamera auch mit einem Sensor mit geringerer Auflösung. Nur die fp L ist mit einem 36 x 24 mm Sensor und 61 MP ausgestattet, das kleinere Modell hat hier nur 24,6 Megapixel zu bieten.
Sie liefert einige Vorteile, die man in der Preiskategorie nirgendwo findet. Allen voran die Möglichkeit, in 4K Auflösung echtes 12 Bit Cinema DNG aufzuzeichnen, also das hochwertige Kinoformat, unkomprimiert und mit allen Bildinformationen, die der Sensor liefert. Das sind immerhin 373 MB pro Sekunde welche die Kamera (auf einen externen Speicher) aufzeichnen kann. Das können vergleichbare Full Frame Mirrorless Kameras von Canon, Panasonic oder Sony, die ein mehrfaches kosten, nicht. Die Kamera beherrscht auch Blackmagic RAW- und ProRes RAW über die HDMI-Ausgänge. Die Bitrate mit der die Sigma fp L aufzeichnet ist extrem hoch,- je höher die Bitrate desto höher die Videoqualität. Was nützt einem eine hohe Auflösung, wenn die Bitrate niedrig ist?
Während andere Kameras bereits bei viel niedrigeren Bitraten Überhitzungsprobleme haben, ist die Kühlung bei der Kamera sehr intelligent gelöst. An allen vier Seiten des Displays gibt es Lüftungsschlitze, welche eine Überhitzung verhindern. Was das Display angeht, das ist einfach starr, Klapplösungen verbrauchen wieder mehr Platz, das geht auf Kosten der Kompaktheit.
Natürlich geht man mit so einer Kamera andere, vielleicht noch nicht so etablierte Wege. Eine der Besonderheiten dieser Kamera ist der L-Mount, den die Firmen Panasonic, Sigma und Leica als gemeinsamen Objektiv-Mount entwickelt haben. Es steht also eine deutlich geringere Auswahl an Objektiven zur Verfügung, als bei anderen Kamerasystemen. Über den internen Ton wird in manchen Foren geklagt, man sollte den Ton also besser auf einen separaten Recorder aufnehmen.
Das Display der Kamera ist wie erwähnt, starr, es lässt sich nicht ausklappen oder gar umdrehen für Blogger. Was es aber gibt, ist ein an der Seite anflanschbarer Sucher, der dann allerdings noch einmal mit fast 700,- Euro zu Buche schlägt. Mit dem Sucher erhält man zusätzlich auch einen Kopfhörerausgang, den der Kamerabody selber nicht besitzt.
Zugegeben, sie ist etwas Besonderes,- aber genau das macht sie eben auch so besonders
Bilder: Pressefotos Sigma