Nicht wenige nehmen ihr Equipment mit auf Reisen in den Süden. Eigentlich keine schlechte Idee, schließlich schärfen fremde Orte und neue Eindrücke die eigene Neugier und Wahrnehmung und gerade wer nicht den ganzen Tag am Strand herumliegen möchte, kann mit der Kamera spannende Aufnahmen einfangen. Wie so oft, liegen die Tücken im Detail. Sie sind technischer, rechtlicher und inhaltlicher Art. Die wichtigsten Tipps für den erfolgreichen Dreh am Meeresstrand.
Technische Themen
Zunächst einmal sollte man versuchen, das Gewicht seiner Ausrüstung möglichst zu minimieren. Wer eine Kamera mit gutem Bildstabilisator oder einen Gimbal besitzt, kann unter Umständen auf ein Stativ verzichten. Ist das nicht der Fall, sollte man ein möglichst leichtes Stativ (Kohlefaser oder sehr kompaktes Stativ) mitführen.
Hier stellt sich natürlich die Frage, ob man statische Aufnahmen oder Schwenks machen möchte. In letzterem Fall sollte das Stativ einen Hydrokopf (Fluidhead) besitzen. Für die kleineren Stative mit 75er Schale gibt es bereits recht brauchbare professionelle Hydroköpfe.
Meer, Strand und Sonne, da stellen sich gleich mehrere Fragen auf einmal. Zunächst einmal sind diese Faktoren, die sich für gestresste Städter so wunderbar anhören, Stressfaktoren für das Equipment. Das Salzwasser bedroht grundsätzlich technische Geräte. Allein schon salzhaltige Luft, aber insbesondere Salzwasser als Tröpfchen oder sogar Spritzwasser kann eine Kamera zerstören.
Auch für Kinodrehs bedrohlich
Profiteams, die Kinofilme etwa am einzigen Meeres-Freilichtbecken Europas, auf Malta gedreht haben, berichteten immer wieder davon, dass große Teile der Ausrüstungen nach den Drehs unbrauchbar geworden sind. Diese hatten zum Teil Sturmszenen in den Becken simuliert, doch man ahnt, welche Gefahr Salzwasser für Kameras darstellt. Die wahrscheinlich weltgrößten Open-Air Meeresstudios wurden von zahlreichen Kinoproduktionen genutzt. Die Wasserbassins erlauben es Aufnahmen auf offener Seee zu simulieren, obwohl man am Ufer dreht. Visuell gehen die Bassins in das dahinter gelegene Meer nahtlos über. "The Lake" (2016), "Kon Tiki" (2012), "Popeye" (1980) "Die blaue Lagune" sind nur ein paar Beispiele, welche Filme die Freilicht_Studios in Malta genutzt haben.
Wenn man bereits weiß, dass Aufnahmen in unmittelbarer Wassernähe geplant sind, helfen Unterwassergehäuse, selbst wenn man gar nicht tauchen möchte, die Kamera zu schützen. Es gibt auch spezielle Water-Housings, die gegen Spritzwasser schützen und leichter sind als Unterwassergehäuse. Dreht man mit Kameras, deren Sensoren sehr heiß werden, kann es zu Temperaturproblemen im Schutzgehäuse kommen.
Zubehör wie etwa externe Monitore und Videoempfänger muss man ebenfalls schützen. Hier gibt es am Markt kaum Lösungen, da muss man auf Eigenbau setzen. So haben divere Filmteams sich damit beholfen, Peli-Cases für Kontrollbildschirme so zu modifizieren, dass im Deckel ein Öffnung herausgesägt wurde und statt dessen eine Plexiglasscheibe eingefügt und mit Silikon abgedichtet wurde.
Falls Remote-Heads benötigt werden, so sind diese natürlich nicht so ausgelegt, dass sie mit Salzwasser zurecht kommen, verwendet man sie trotzdem, können erhebliche Verluste drohen.
Feuchtigkeit setzt übrigens auch vielen Mikrofontypen zu. Hochfrequenz-Kondensatormikrofone (z.B. Sennheiser MKH 416, MKH 60 usw.) gelten hier als besonders unempfindlich gegenüber feuchter Luft.
Sandig
Der Sand am Strand gehört ebenfalls zu den Gefahren für das Equipment. Welch ein seltsamer Widerspruch- obwohl das Glas der Linsen ohne Sand nicht herstellbar wäre, ist der unverarbeitete Sand einer der größten Feinde von Objektiven. Alle beweglichen Teile einer Kamera bis hin zu den Einstellungsringen an Objektiven können durch Sand beeinträchtigt werden.
Es ist wirklich beeindruckend, wie schnell sich Sand in die mechanischen Teile einer Kamera oder eines Objektivs verirren kann. Objektive etwa sind, weil sich durch das Verschieben der Linsen auch Luftdruckunterschiede bilden, stets mit Lüftungsöffnungen versehen. Die Mindestanforderung sollten deshalb verschießbare Plastikbeutel sein, hier gibt es professionelle Lösungen im Fotozubehör, doch selbst die aus dem Küchenbedarf mit Zipper-Reißverschluss sind bereits recht brauchbar.
Das Sonnenlicht welches im Süden in der Regel besonders intensiv ist, sollte niemals direkt auf den Kamerasensor fallen. Dieser kann dadurch zerstört werden. Gleiches gilt für Aufnahmen, bei denen die Sonne direkt ins Objektiv hinein scheint. Unbedingt abblenden und ND Filter verwenden!
Last, but not least sollte man auch vorher prüfen, ob die mitgeführten Ladegeräte auch an die Steckdosen des jeweiligen Landes passen. Ansonsten gibt es natürlich zahlreiche Stromadapter.
Gestalterische Themen
Das Sonnenlicht erzeugt tagsüber häufig diffuses Streulicht. Die besten Zeiten zum Drehen sind morgens und in der Dämmerung, also immer wenn die Sonne in einem kleineren Winkel auftrifft. Dreht man tagsüber, helfen Skylight und Polfilter, das Streulicht zu reduzieren. Ein weiteres Problem ist häufig der hohe Kontrastumfang. Zwischen den von der Sonne beleuchteten Teilen im Bild und den Schattenpartien liegen häufig mehr Blendenstufen, als die Kamera verarbeiten kann. Hier sollte man wenn man Personen prägnant im Bild hat (Nahe, Halbnahe) versuchen, das Sonnenlicht mit Diffusoren abzumildern. Faltbare Reflektoren mit wechselbaren Oberflächen haben oft auch Diffusionsmaterialien. Diese können das harte Sonnenlicht erfolgreich abmildern.
Grundsätzlich sollte man sich natürlich auch konzeptionelle Gedanken machen, was man in seinem Film eigentlich erzählen möchte. Dreht man dokumentarisch kann etwa der Film auch eine Art Recherche zu einem bestimmten Thema sein. Das könnte auf einer Insel wie Mallorca zum Beispiel die Vergangenheit der Insel, Spuren von Seeräubern, Mönchen früherer Jahrhunderte sein. Oder man dreht eine visuelle Studie zu den Windmühlen der Insel, zu bestimmten Farben, zum Fischfang etc. Entscheidend ist ein filmisches Konzept mit einem sauberen Aufbau,- dann kann hinterher Zuhause auch im Schnitt ein veritabler Film daraus werden.
Rechtliche Themen
Grundsätzlich sollte es kein Problem sein, innerhalb Europas, genauer gesagt der europäischen Union, Filmgeräte zu transportieren. Trotzdem ist es hilfreich, Kopien von Kaufbelegen mitzuführen, mit denen man belegen kann, dass das Equipment Euer Eigentum ist und dass es in Eurem Heimatland gekauft wurde. Länder außerhalb der Europäischen Union sind da heikler, bereits für die Schweiz, genauso aber für Ägypten, Tunesien oder die Türkei benötigt man für professionelles Equipment ein Carnet. Doch solange man nur hochwertige Amateurgeräte mitführt, werden diese Geräte zumeist geduldet und der Ursprungsnachweis (Kopierter Kaufbeleg) sollte genügen.
Ein weiteres rechtliches Thema sind die Mitnahmebstimmungen für Lithium-Ionen Akkus der Fluggesellschaften. Hier gibt es strenge Regelungen, wie viele Akkus und in welcher Größe ins Handgepäck dürfen.