Es hat sich in der Branche noch nicht oder nur sehr zögerlich herumgesprochen, die Nachricht ist keine gute für Freunde des anspruchsvollen Location Sounds,- der Hersteller der Cantar Soundrecorder gibt auf. Es scheint amtlich zu sein, auf der Seite der amtlichen Verlaufbarungen von VERNEUIL D'AVRE dem Firmensitz von Aaton findet sich der Eintrag "Liquidation judiciaire le 15-02-2024". Das bedeutet nicht anderes, als dass das Unternehmen oder das, was von der einstigen Aaton Technikschmiede noch übrig war, Mitte Februar 2024 Insolvenz angemeldet hat.
Das ist für die Filmbranche durchaus tragisch, denn Aaton war mal, einst von dem genialen Ingenieur Jean-Pierre Beauvialas begründet, vor allem im Kamera-Bereich eine höchst innovative Firma mit herausragendem Design und innovativen Technologien. Ein Rechtsstreit über eine schwenkbare Sucherlupe und der zu späte Umstieg auf digitale Kameratechnik hatten vor Jahrzehnten den Kamerabereich praktisch vernichtet. Umso erstaunlicher war, dass der Tonbereich sich lange Jahre auf dem Markt behaupten konnte. Viele Tonmeister waren begeistert, als Aaton Ende 2003 die ersten digitalen Cantar Mehrspurrecorder vorstellte. Die Firma arbeitete von 2013 intensiv auf Fachmessen mit Transvideo zusammen und man hatte die Hoffnung, dass dieser Schritt der Firma genügend Stabilität für die Zukunft geben würde.
Status und Zukunft
Das war ein schwarzer Tag für die Sound-Recording Szene, die Cantar-Recorder waren die Rollce Royce unter den digitalen Aufnahmegeräten, ungewöhnlich vom Design, gewöhnungsbedürftig und komplex in der Bedienung aber herausragend von den technischen Daten. Die Boot-Zeiten waren auch nicht wirklich zeitgemäß, aber wer einen besaß, wurde nach und nach dennoch zum Fan. Das hat sich natürlich auch im Preis niedergeschlagen, ein Cantar X3 kostete zuletzt fast 18.000 € netto, wodurch die Recorder vermutlich nur in kleinen Stückzahlen gefertigt und verkauft werden konnten. Bei derartigen Sound-Recordern wie dem Cantar X3 handelt es sich um High-End-Produkte mit geringen Stückzahlen. Auch der 2017 vorgestellte kompaktere Cantar Mini kostete zuletzt 8500,- € Netto und war damit ebenfalls eher hochpreisig angesiedelt.
Zuletzt hatte man dem Cantar X3 per Firmware Update sogar 32 Bit Recording und (V3.532.C12) bessere Kompatibilität mit den Lectrosonics’ DSR4 Funkstrecken sowie das Abspeichern von Subgroup Einstellungen und Verbesserungen bei der Netzwerk-Anbindung spendiert. Allerdings gab es wohl keine interne Möglichkeit, derartige 32 Bit Aufnahmen in 24 Bit umzuwandeln. Es sah also vieles danach aus, als wenn die Tongeräte von Aaton kontinuierlich weiterentwickelt wurden. Bis zu jenem schwarzen 15. Februar 2024. Das Ende von Aaton ist auch nicht gut für die Kunden, denn es bedeutet weniger Konkurrenz. Die Platzhirsche in dem Sound-Recorder Segment wie Sound-Devices strengen sich weniger an, ihre Produkte besser zu machen. Angeblich wurden die verbliebenen Ingenieure von Aaton entlassen. Die Szene hofft nun darauf, dass ein anderes Unternehmen Aaton übernehmen und die Produktlinie weiterführen wird.
Bis auf weiteres gilt wahrscheinlich, dass Bestellungen, die noch nicht geliefert wurden, auch nicht mehr eingehalten werden. Weitere Bestellungen werden auch nicht mehr möglich sein. Und man kann Cantars zur Reparatur nicht mehr direkt nach Aaton Digital schicken. Genauso stellt sich natürlich die Frage nach künftigen Ersatzteilen und dem Service der Geräte durch andere Firmen. In Deutschland wurden die Cantar-Recorder durch die Münchner "Ambient Audio" und die Hamburger "Zeigermann Audio", in Österreich durch die Wiener "Ton-Eichinger" vertrieben. Die Vertriebe arbeiten nach eigenen Angaben intensiv mit der Community zusammen, um Lösungen für Vertrieb und Service der Geräte nach der Insolvenz anbieten zu können. Vielleicht gibt es ja doch noch irgendeine Rettungsmöglichkeit,- die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.