Will man verstehen, wie analoge Filme funktionieren, muss man zurückgehen zu den Anfängen der Fotografie. Es waren diverse Erfinder, die das Prinzip, unterschiedliche Helligkeiten dauerhaft festzuhalten, erforscht und zur Anwendbarkeit entwickelt haben.
Französische Pioniere
Hier sind besonders Nicéphore Niépce, dem es 1822 gelang, ein fotografisches Abbild auf einer Zinnplatte festzuhalten und Louis Daguerre, der zu Niépce regen Kontakt hatte und 1837 erste Bilder mit Silberiodidbeschichtung aufnahm, zu nennen. Silber verfärbte, schwärzte sich, wenn es dem Licht ausgesetzt wurde.
Ihre frühen Verfahren mit Zinn, Kupfer oder Aluminium als Trägermaterial hatten den Nachteil, lange Belichtungszeiten zu brauchen und nur Originale herzustellen, von denen man keine Kopien anfertigen konnte.
Erst Mitte des 19 ten Jahrhunderts kamen erste Glasplatten auf, die mit Silberteilchen beschichtet waren und auf die man fotografierte. Da es unterschiedliche Schwärzungsgrade gab, waren die Bilder Schwarzweiß.
Das Prinzip
Entscheidend aber war das Prinzip, man brachte auf eine Platte eine Silberlösung auf und ließ diese in Dunkelheit trocknen. Dann wurde eine solche Platte in einen Fotoapparat eingesetzt, der so ähnlich aussah wie die Camera Obscura, mit deren Hilfe Maler seit der Renaissance perspektivisch richtige Bilder malten.
Auf dieser beschichteten Platte bildete man zuerst nur durch lochförmige kleine Öffnungen, später durch Objektive die Wirklichkeit ab. Umgerechnet entsprach die Lochöffnung etwa einer Belndenstufe bzw. einem Blendenwert von 256. Das sind sechs Blendenstufen weniger als die an heutigen Objektiven übliche kleinste Blendenstufe von 22, das läßt erahnen, wie wenig Licht da auf die Fotoplatten fiel.
Man "belichtete" die Fotoplatte. Ihre Empfindlichkeit war sehr gering, würde man es in ISO/ASA ausdrücken, wäre es vermutlich weniger als 5 gewesen. Anfangs brauchte es wegen dieser geringen Empfindlichkeit und der winzigen Lochöffnung 10-20 Minuten, später nur wenige Sekunden zum Belichten. Deshalb wirken die Menschen auf den frühen Fotos alle so starr- sie durften sich während der Aufnahme nicht bewegen.
Natürlich wollte man nur Silberverfärbungen, die von dem Abbild stammten, deshalb musste die Platte nach der Aufnahme in eine dunkle Kiste und möglichst bald entwickelt und fixiert werden. Wer also Landschafte aufnahm, musste ein Zelt oder eine Kutsche mit Labor mitführen. Die meisten Fotos entstanden deshalb eher innen bei Fotografen, die ein Labor besaßen.
Das Ergebnis war ein Negativbild. Dort wo Licht auf die Platte fiel, schwärzte sich das Silber, wo keines drauf fiel, blieb das Silber hell.
Vor,- und Nachteile
Die Glasplatten hatten den Vorteil, dass wenn man ein Negativ auf ein mit Silber beschichtetes Papier legte, ein richtiges Positivbild entstand. Da die Platten groß waren (z.B. 9X13 oder 13X18 etc.) war die Bildqualität erstaunlich gut. Man machte Kontaktkopien, diese nannte man Abzüge, es wurde also nicht von einem kleinen Negativ vergrößert. Die Glasplatten waren jedoch schwer und empfindlich. Sie zerbrachen leicht.
Die entscheidende Idee
Außerdem waren die Kameras recht groß. Es war ein amerikanischer Tüftler, George Eastman, der auf die Idee kam, statt Glasplatten durchsichtige Folie (Engl.: "Film") zu verwenden und darauf in Gelatine gelöste Silberteilchen zu gießen. Diese schnitt er in etwa 150 cm lange Streifen, die er aufrollte, und Rollfilm nannte.
Dazu konstruierte er eine Kamera, die er mit seinen Filmen befüllte. Die Kunden erhielten so eine Kamera, fotografierten bis der Film komplett belichtet war und brachten den Fotoapparat zu Eastman zurück. Er gab ihnen einen neuen, mit frischem Filmmaterial und nach ein paar Tagen konnten sie sich bei ihm den ersten entwickelten Film abholen. Man sagt, das Eastman den Buchstaben K sehr liebte und seinen Fotoapparat deshalb Kodak nannte.
Erfinder und Unternehmer Edison (Erfinder der Glühbirne) hörte davon und da er etwas suchte, die Qualität seiner Guckkästen-Filme (Kinetoskope) zu verbessern, besuchte er Eastman und beauftragte ihn, länger, 60 Meter lange Streifen herzustellen und diese mit einer Perforation zu versehen. Die Breite, die Edison damals auf Fragen von Eastman mit einer Handbewegung zwischen Daumen und Zeigefinger zeigte, 35mm sind bis heute Weltstandard geblieben.
Die fotografische Glasplatte wurde noch bis etwa 1930 noch verwendet... Übrigens erfand der Schweizer Gabriel Lippmann bereits 1891 ein auf Interferenz basierendes Verfahren, bei dem er mit Hilfe von beschichteten transparenten Platten und Quecksilber sogar frühe Farbfotos aufnehmen konnte. Da die Farben durch chemische Reaktionen entstanden, waren sie nicht so naturgetreu, wie man das von modernen Farbaufnahmen gewohnt ist.