MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

Filmstreifen

 

Noch nie war es so einfach wie heute, Strukturen und Gestaltungselemente von Filmen zu analysieren. Und gerade das Web eröffnet hier zahlreiche Möglichkeiten. Manche Regeln, Parallelen, Besonderheiten in der Arbeit von Regisseuren fallen dank der digitalen Möglichkeiten viel eher auf. Bei manchen Regisseuren möchte man fast behaupten, sie würden eigentlich nur einen Film machen, so sehr ähneln sich bestimmte Elemente von Film zu Film.

 

Plagiate oder Hommagen?

So begeben sich weltweit zahlreiche Filmfans auf die Suche nach Übereinstimmungen in den Werken ihrer Lieblingsregisseure und stoßen auf zahlreiche Fundstellen. Schlimmer noch, sie stoßen auch auf die Vorbilder, ja ganze Sequenzen oder Filme, die von Regisseuren kopiert und nachgeahmt wurden. Wer beispielsweise "The Shape of Water" gesehen hat, kommt kaum umhin, Filme wie "Die fabelhafte Welt der Amelie", "ET", "La Belle et la Béte", "Brasil" oder "Avatar" mit dem Erfolgsfilm von  Guillermo del Toro abzugleichen. Das schmälert die Leistung sicher nicht, ist aber einmal mehr ein Beleg dafür, mit welcher Selbstverständlichkeit Vorbilder aus der Filmgeschichte inzwischen in neuen Filmwerken weiterverarbeitet werden.

 

Hier etwa ein Zusammenschnitt von Szenen, die Quentin Tarantino aus anderen Filmen kopiert hat: https://www.youtube.com/watch?v=pGheyJKDwrM

Oder hier die Gegenüberstellung von Einstellungen aus dem Film "Moonlight" von Barry Jenkins und Einstellungen aus mehreren Filmen von Wong Kar Wei, die offensichtlich als Vorbild dienten: https://www.youtube.com/watch?v=66cIeb_nNO4

Und hier weitere Szenen, die aus anderen Filmen "entliehen" wurden: https://www.youtube.com/watch?v=KJxU-lXdu28

 

Wenn ein Cutter sich vornimmt, bestimmte Gestaltungsmerkmale zu untersuchen, werden uns auf sehr einsichtige Weise Zusammenhänge augenfällig. Ob alles bewusst so geplant wurde oder vielleicht erst im Schnitt so entstanden ist, wird sich nicht bei jedem Film in Erfahrung bringen lassen. Viele Gestaltungselemente früherer Regisseure/innen über die man in der Vergangenheit herumgerätselt und diskutiert hat, sind heute recht einfach in ihrer Konzeption und dem Aufbau zu analysieren. Damit sind so manche Mythen zerstört worden, andererseits kann man daran natürlich auch hervorragend für eigene Filmarbeiten lernen.

 

Etwa wie Anfangs,- und Schlussbilder von Filmen zusammenhängen können. Diese müssen längst nicht zufällig sein. Im Gegenteil, wenn man genauer darauf achtet, fällt einem schnell auf, dass bei vielen starken Filmen Anfang und Ende wie eine Klammer um den gesamten Film gespannt sind und eine Vielzahl von Parallelen aufweisen.

 

Viel Spreu...

 

Derartige Untersuchungen und Gegenüberstellungen kann man selbst recht einfach herstellen, wenn man Filme, die man etwa vom Fernsehen aufgenommen oder aus dem Internet heruntergeladen hat, in etwas toleranteren Schnittprogrammen wie Premiere importiert. Dann kann man die entsprechenden Szenen oder Einstellungen sehr leicht gegenüberstellen und die ganze Sequenz anschließend weitgehend verlustfrei exportieren.

 

Leider ist das Web, gerade weil es so einfach ist, voll mit mehr oder weniger unsinnigen Zusammenschnitten im Sinne von "The 10 best Movie-Endings" oder "The ultimate Movie-Beginings" und mehr. Da kracht und rumpelt man geradezu durch die Einstellungen und Szenen zum Teil bedeutender Filmklassiker.

 

Die eigentliche Arbeit, die Analyse, die Einordnung in Zusammenhänge und Deutung, braucht dann eben doch etwas mehr als ein paar Mausclicks auf der Timeline.

 

Beispiele

Hier eines der Videos von Jacob T. Swinney zu Anfängen und Enden: https://www.youtube.com/watch?v=6pMxLGgOzH8

 

Hier ein Zusammenschnitt von Nahaufnahmen, schweigender Menschen in Denis Villeneuve's Filmen, ebenfalls kompiliert von Jacob T. Swinney: https://www.youtube.com/watch?v=JH_ZWfj2CBQ

 

Hier ein Zusammenschnitt der sich ähnelnden Bildmotive bei Regisseur Terence Malick: https://www.youtube.com/watch?v=5f6rpDlfX5A

 

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Wie arbeiten Grundierung und Puder zusammen und wie korrigiert man Hautunreinheiten, Rötungen und mehr?

Zu den Aufgaben des Maskenbilds gehört die richtige Wahl der Farbtöne und die Abstimmung mit Kamera und Licht. Was bedeutet das für die Farbpaletten?

Für ruhige Filmaufnahmen aus der Hand bieten sich Objektiv,- und Sensorstabilisierung an. Welche ist besser oder braucht es die beide?

 Im richtigen Leben möchte man ihnen nicht begegnen,- im Kino sieht es ganz anders aus...

Geheimagenten sind im Kino zu schillernden Figuren geworden, was macht Agentenfilme so attraktiv?

Wie kommt das Alter auch jenseits romantisierender Almöhi- oder Harald & Maude Geschichten realistisch im Kino vor? Eine Suche...

So wie es "Slow Food" oder "Slow Sex" als Entschleunigung gibt, kann man das Wandern im Film als eine Art "Slow Roadmovie" ohne Auto bezeichnen...

Ist es das magische Blau, ist es das luxoriöse Umfeld oder warum hat das Kino sie immer wieder thematisiert?

Das Wahlmotto eines Zirkus, "Menschen, Tiere, Sensationen" könnte auch für das Kino gelten...

Regie ist ein so leidenschaftlicher Beruf, dass man kaum glauben kann, wie gelangweilt und uninspiriert manche Regisseure arbeiten

Räumen wir doch mal mit ein paar Unklarheiten, was die Lichtstärke von Objektiven bezogen auf die Bildgröße angeht, auf...

Arri hat eine neue, kompakte 65 mm Alexa vorgestellt, die das Drehen im größeren Format erleichtern soll