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Kantenanhebung 5000

Fokus-Peaking mit rot eingefärbten Konturen im Kameradisplay zeigt die scharf abgebildeten Bildbereiche an

 

Bei den optischen Spiegelreflex-Suchern und Mattscheiben kann man mit dem Auge recht gut beurteilen, wo die Schärfe liegt. Mit den digitalen Sucherbildern im Sucher und auf dem Kameradisplay kamen neue, andere Hilfsmittel ins Spiel, um die Schärfe zuverlässig beurteilen zu können. Einer der effektivsten Schärfeindikatoren ist das sogenannte Fokus-Peaking oder auf Deutsch die Kanteneinfärbung, manchmal auch Fokushilfe genannt. Wie funktioniert das, was muss man dabei beachten?

 

Ursprünge

Ursprünglich war die Kantenfärbung (Edge Coloring) ein künstlerischer Effekt der in der Videofrühzeit von Videokünstlern eingesetzt wurde. Dabei werden Bildbereiche mit einem besonders hohen Kontrast mit sogenannten Falschfarben überlagert. Der Kontrast ist immer bei scharfen Bildkanten am höchsten. Besonders gerne wurde dieser Effekt bei Musiksendungen, Shows etc. eingesetzt, aber eben auch in frühen Videokunst Arbeiten. Es gab diesen Effekt bereits in den analogen Fernsehzeiten, Vorläufer dieser Technik war die Kantenanhebung für die bereits in den 1960er und 1970er Jahren Algorithmen zur Kantenerkennung (Sobel-Operator und Canny-Edge-Detector) entwickelt. Diese waren anfänglich allerdings nur in der Lage, Kanten in Graustufenbildern hervorzuheben und damit den Schärfeeindruck zu erhöhen. Später in den 90er Jahren kamen Algorithmen hinzu, um auch bei Farbe / RGB Kanten nicht nur durch Kontrast, sondern auch durch Farbunterschiede zu identifizieren. Mit der Digitalisierung haben sich dann die Möglichkeiten enorm verbessert. Während bei den Videokünstlern dieser Effekt im Bild sichtbar wurde, wird er beim Fokus-Peaking die Kanteneinfärbung nur im Sucherbild, nicht aber im aufgezeichneten Signal sichtbar.

Die Kamerasoftware (Laplace-Filter) analysiert dank Algorithmen den Kontrast zwischen benachbarten Bildpunkten. Ergeben sich da gewisse Formen und Strukturen, werden genau diese Kontrastkanten identifiziert und mit einer gewünschten Farbe im Sucherbild überlagert. Wenn man beispielsweise beim manuellen Scharfstellen den Fokusring am Objektiv dreht, kann man sehen, wie die farbig angehobenen Kanten sich beim Verstellen innerhalb der Bildtiefe mitbewegen. 

 

Kanten Claudio 5000

Frühe Videoeffekte färbten, häufig bei Musiksendungen aber auch bei Viodeokunst bereits in Zeiten des analogen Fernsehens, Konturen farbig ein

 

 

Vielseitig und schnell

Das tolle ist, dass sich diese Kantenanhebung auf der Sensor/Prozessorebene abspielt, man kann es also auch mit alten bzw. manuellen Objektiven zuverlässig verwenden. Natürlich ist es auch bei Autofokusobjektiven sehr hilfreich, eine perfekte Schärfenkontrolle. Die Bereiche mit höchstem Kontrast werden in weiß oder in anderen Farben überall an den entsprechenden Personen, Objekten oder sonstigen Strukturen eingefärbt. Das ganze passiert sehr schnell, jede Veränderung im Bild verändert auch die Darstellung der Kanteneinfärbung. Und man ist auch bei der manuellen Scharfstellung sehr schnell, ohne dass in das Sucherbild hineingezoomt oder digital vergrößert werden muss.

Bei den meisten Kameras kann man die Farbgebung der Kantenanhebung im Menü festlegen, das ist wichtig, damit man sie maximal gut erkennen kann. Die häufigsten Farben, die hier zur Auswahl stehen, sind Rot, Gelb, Grün, Blau oder Weiß. Eine grüne Kante hebt sich bei Naturaufnahmen im Grünen eher wenig ab, da wird Rot oder Orange deutlich besser erkannt. Auch die Empfindlichkeit der Kanteneinfärbung ist meistens einstellbar, das macht Sinn, denn je nach Schärfentiefebereich sollte man hier differenzieren. Oft gibt es drei Einstellungen, Niedrig, Mittel und Hoch. Hat man einen geringen Schärfentiefebereich etwa bei Teleobjektiv, offener Blende etc. sollte die Empfindlichkeit des Fokus-Peaking hoch eingestellt sein, bei einem großen Schärfentiefebereich, etwa bei kleiner Blendenzahl oder Weitwinkelobjektiven, sollte die Empfindlichkeit niedrig eingestellt sein, damit nicht alles als Scharf eingefärbt wird.

Manchmal, bei besonders geringem Schärfentiefebereich, versagt allerdings auch das beste Fokus-Peaking. Ebenso kann es wenn der Schärfentiefebereich sehr groß ist trotz Reduzierung der Empfindlichkeit passieren, dass überall im Bild die Kanten angehoben werden. In diesen Ausnahmefällen ist die digitale Sucherlupe,- die digitale Ausschnittsvergrößerung des Sucherbildes vielleicht zuverlässiger.

Der einzige Schwachpunkt bei der Einfärbung der Kanten ist der Umstand, dass das Bild dadurch seine Atmosphäre, seine Anmutung verliert,- man könnte auch sagen, das Bild wird optisch dadurch degradiert. Kein Wunder, die Kanteneinfärbung ist eine Art Messinstrument. Sie ist ein technisches Hilfsmittel, deshalb ist ein Taster an der Kamera, um die Anhebung schnell ein,- und ausschalten zu können, eine praktische Sache.  Heute ist die Kanteneinfärbung bei der Schärfenbeurteilung an Filmsets nicht mehr wegzudenken. Inzwischen ist sie dabei, auch andere Bereiche zu erobern, etwa in der Medizin bei der Bildanalyse durch die Künstliche Intelligenz, bei Augmented Reality Anwendungen mit AR Brillen, oder auch in Zusammenhang mit Deep-Learning-Ansätzen.

 

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