Zehn Tage voller Filme, Veranstaltungen und natürlich am Ende auch Preisverleihungen. Wie war die Berlinale und wer waren die Gewinner? Der Eröffnungsfilm ("Small Things Like These") war, wie eigentlich immer, eher Mittelmaß, doch er hat genügend Promis auf den roten Teppich gelockt und damit seine Hauptaufgabe erfüllt.
Im Wettbewerb des A-Festivals liefen mit "Sterben" und "In Liebe, Eure Hilde" auch zwei Deutsche Wettbewerbsbeiträge, besonders dominant waren in diesem Jahr im Wettbewerb die Franzosen. Und so stammt auch der Siegerfilm, der mit dem goldenen Bären ausgezeichnet wurde, "Dahomey" ein Dokumentarfilm, aus Frankreich.
Noch ein weiterer Dokumentarfilm hatte es in den Wettbewerb geschafft, in "Architecton" setzt sich Victor Kossakovsky bildgewaltig mit Stein und Beton auseinander. Das Interview welches wir mit dem Regisseur geführt haben, erscheint ebenso wie weitere andere Berlinale-Interviews demnächst hier im Movie-College und in unserem YouTube Channel.
Und,- es war längst überfällig und wurde 2024 endlich umgesetzt,- Martin Scorsese erhielt den Goldenen Ehrenbären, für sein herausragendes Lebenswerk.
Die Preise der internationalen Jury
GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN FILM
(an die Produzent*innen)
"Dahomey" von Mati Diop, produziert von Eve Robin, Judith Lou Lévy, Mati Diop
SILBERNER BÄR GROSSER PREIS DER JURY
"Yeohaengjaui pilyo" (A Traveler‘s Needs) von Hong Sangsoo
SILBERNER BÄR PREIS DER JURY "L’ Empire" (The Empire), von Bruno Dumont
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE REGIE
Nelson Carlos De Los Santos Arias für "Pepe"
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE SCHAUSPIELERISCHE LEISTUNG IN EINER HAUPTROLLE
Sebastian Stan in "A Different Man" von Aaron Schimberg
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE SCHAUSPIELERISCHE LEISTUNG IN EINER NEBENROLLE
Emily Watson in "Small Things Like These" von Tim Mielants
SILBERNER BÄR FÜR DAS BESTE DREHBUCH
Matthias Glasner für "Sterben" (Dying) von Matthias Glasner
SILBERNER BÄR FÜR EINE HERAUSRAGENDE KÜNSTLERISCHE LEISTUNG
Martin Gschlacht für die Kamera in "Des Teufels Bad" (The Devil’s Bath)
von Veronika Franz & Severin Fiala
Preise der Jury Encounters
BESTER FILM
"Direct Action" von Guillaume Cailleau, Ben Russell
BESTE REGIE
"Cidade; Campo" von Juliana Rojas
SPEZIALPREIS DER JURY (zu gleichen Teilen)
"Khamyazeye bozorg" (The Great Yawn of History) von Aliyar Rasti
"Kong fang jian li de nv ren" (Some Rain Must Fall) von Qiu Yang
Preise der internationalen Kurzfilmjury
GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN KURZFILM
"Un movimiento extraño" (An Odd Turn) von Francisco Lezama
SILBERNER BÄR PREIS DER JURY KURZFILM
"Re tian wu hou" (Remains of the Hot Day) von Wenqian Zhang
LOBENDE ERWÄHNUNG
"That’s All from Me" (So viel von mir) von Eva Könnemann
Darüber hinaus wurden noch zahlreiche andere Preise im Rahmen der Berlinale vergeben, von unterschiedlichsten Organisationen, von Tageszeitungen, Verbänden etc. So etwa die Teddy Awards, die Preise der ökumenischen Jury, die Preise der Fipresci-Jury, der Cicae art cinema Award und viele mehr.
Zu den Preisen die rund um die Berlinale noch vergeben wurden, gehörten auch die Fair Film Awards, welche für faire Arbeitsbedingungen beim Film in Hinblick auf Vertrag, Gagen und Entgelte - Arbeitszeiten, Arbeitsschutz, Arbeitsplatz und Arbeitssicherheit - Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und berufliche Entwicklung- Kommunikation und Arbeitsklima - Professionalität und Qualifizierung - Umgang mit Drehorten und Motivgebern - Ökologie, Umwelt und Klima sowie Diversität stehen. In diesem Jahr gingen die Auszeichnungen an die Teams und Produktionsfirmen von „Für immer Freibad“ und „Soko Potsdam“.
Die 74 te und letzte Ausgabe der Berlinale unter der Leitung von Chatrian / Rissenbeek ging ohne größeres Abschiedsfeuerwerk, unaufgeregt und unbeirrt, aber auch nicht völlig lieblos und voller Groll wegen der vorzeitigen Beendigung des Vertragsverhältnisses zu Ende. Dass nun schon zum zweiten Mal in Folge ein Dokumentarfilm den goldenen Bären gewonnen hat, ist eine großartige Wertschätzung des Genres aber zugleich auch ein Signal, dass es um die Spielfilm-Wettbewerbsbeiträge wohl nicht allzu gut bestellt war. Verwundert hat, dass der iranische Film "My Favorite Cake", der viele begeistert hatte, so gar keinen Preis erhalten hat. Die Berlinale schwächelt,- das Leitungsduo hat daran wenig bis gar nichts geändert. Und das Zukunftsproblem, dass ein neuer Festivalmittelpunkt spätestens für 2026 gefunden werden muss, wurde offenbar auch noch nicht angepackt. Will die Berlinale wieder auf Augenhöhe mit Cannes oder Venedig gehen, müssen die Ärmel hochgekrempelt, muss das Festival neu gedacht werden...