Die wenigsten von uns haben schon einmal so seltsame Zeiten wie diese erlebt,- vielleicht ein wenig während Tschernobyl. In einigen Bundesländern sind Dreharbeiten weitgehend verboten, Ausnahmen stellen Drehs für die aktuelle Berichterstattung dar. Damit setzen sich die Filmschaffenden einigen Risiken aus,- es gilt, diese so niedrig wie möglich zu halten. Wir haben wichtige Hilfestellungen für Dokumentarfilmer und Medienjournalisten zusammengetragen:
Verhaltensregeln
Dreharbeiten mit anderen Personen nur durchführen, wenn es unbedingt notwendig ist. Heute haben viele Menschen Smartphones und können sich auch selber filmen.
Die Teammitglieder dürfen zu keiner der bekannten Risikogruppen (Älter als 60, Asthmatiker, Diabetiker, Herzkrank, Nierenkrank, Immungeschwächt) gehören.
Aufnahmen bei oder mit Personen, die zu den Risikogruppen gehören, möglichst vermeiden. Das Risiko, diese Menschen anzustecken, ist hoch, viele Corona Infektionen bleiben unbemerkt, im Team könnte ein solcher unbemerkter Träger des Virus sein.
Der Sicherheitsabstand zwischen Team und Interviewten sollte mindestens 2 Meter betragen.
Längere Brennweiten verwenden um trotz größerem Abstand Nahaufnahmen machen zu können
Nicht mit den Händen ins Gesicht fassen
Das Team sollte bei normalen Drehs Schutzmasken, in besonders gefährdeten Bereichen (Krankenstationen etc.) Schutzkittel und Gesichtsschutz tragen.
Auch die Gesprächspartner von Interviews sollten, wenn möglich, Schutzmasken tragen
Kleine Fläschchen mit Handdesinfektion mitführen
Häufiges Händewaschen
Nach jedem Interview sollte die Schutzhülle über dem Mikrofon (siehe unten) ausgewechselt und das Equipment ggf. desinfiziert werden. (siehe unten)
Über Hygiene in diesen Zeiten wurde viel nachgedacht, Händewaschen mit Seife oder Desinfektionsmittel, Schutzmaske tragen, Gesichtsschutz etc. sind viel diskutiert und müssen je nach Situation möglichst lückenlos genutzt werden. Doch wie steht es um das Equipment?
Geräte desinfizieren
Kameras
Kamerateams, die öfter in sterilen Umgebungen, etwa in Klinik-OPs drehen mussten, haben diese Erfahrungen schon öfter gemacht. In Kliniken gibt es Schleusen, vor denen alles, was mit der Welt Außerhalb in Berührung kam, ausgezogen wird und Hände etc. desinfiziert werden. Gleiches gilt natürlich auch für das Equipment.
Zunächst einmal ist Ihr Equipment, welches mehrere Tage (72 Stunden) lang nicht verwendet wurde, nach diese Zeit mit höchster Wahrscheinlichkeit frei von Viren. Diese überleben schlicht nicht so lange auf Oberflächen. Auch sollten Kameras nicht von verschiedenen Personen in die Hand genommen werden, am Besten auf die Person beschränken, welche die Kamera auch zur Aufnahme verwendet. Doch was, wenn Equipment bei einem Dreh in kritischer Umgebung im Einsatz war und kurz danach vielleicht von anderen Personen weiterverwendet wird?
Kamerahersteller schreiben in ihren Manuals meistens, dass man ihn nicht verwenden sollte, weil er Geräten schaden könnte, doch praktisch Jeder Kameraprofi verwendet Isopropylalkohol in unterschiedlichsten Konzentrationen. 60, 75 aber sogar 99% Alkoholanteil können die meisten Kameras, nach unserer Erfahrung im Gegensatz zu Viren, gut überstehen. Selbstverständlich muss jeder für sich einschätzen, ob man das Risiko, den Herstellerempfehlungen zuwider zu handeln, eingehen will. Im Zweifel erst einmal an einer unbedeutenden Gerätestelle, etwa an der Unterseite, testen.
Vorsicht ist bei Gummiteilen und Displayoberflächen geboten, hier gibt es zumindest User-Berichte über mögliche Veränderungen. Diese Stellen sollte man besser mit einem mit leichter Seifenlauge und Wasser getränkten Tuch reinigen. Für Displays gibt es auch speziellen Monitorreiniger.
Natürlich ist klar, dass der Reinigungsalkohol nicht ins Kamerainnere geraten darf, also sorgsam verwenden. Also eher ein fusselfreies Tuch oder Papiertuch leicht mit dem Alkohol tränken und damit die Oberflächen und Schalter der Kamera sorgsam abwischen. An unzugänglichen Stellen helfen Wattestäbchen, die man mit dem Alkohol tränkt.
Alternative Desinfektionsmittel
Falls man keinen Isopropylalkohol bekommt, wird es schwieriger. Mit anderen Desinfektionsmitteln wie etwa Chlorbleiche sollte man sehr vorsichtig sein. Sie können Lacke angreifen und auch später Rost hervorrufen. Für Kunststoffe sind sie nicht ganz so aggressiv, doch auch hier sollte man unbedingt vorher an einer kleinen Stelle testen. Besser wäre an dieser Stelle nicht Chlorhaltige Bleiche, doch auch hier sind Tests unerlässlich.
Tonequipment
Für Tonrekorder gilt eigentlich das Gleiche wie für Kameras, Reinigungsalkohol kann mit Sorgfalt verwendet werden.
Bei Mikrofonen muss man allerdings noch mehr aufpassen, dass keine Feuchtigkeit in die Nähe der Kapsel gelangt. Insbesondere Kondensatormikrofone sind häufig sehr empfindlich gegen Luftfeuchtigkeit. Es ist praktisch im Normalbetrieb nicht vermeidbar, dass beim Sprechen Speichel auf Mikrofonkörbe oder Schaumwindschutze gelangt..Bei vielen Reportagesituationen in Virus-gefährdeten Umfeldern sieht man immer wieder, dass die Handmikrofone mit einer Plastiktüte, die mit einem Gummi am Mikrofon befestigt ist, geschützt sind. Dieser Schutz geht natürlich in beide Richtungen. Einerseitssollen sie durch regelmäßiges Auswechseln die Interviewten vor der Ansteckung durch mögliche Viren der vorherigen GesprächspartnerInnen schützen und andererseits soll auch das Mikrofon dadurch weitgehend Virenfrei bleiben.
Die Plastiktüte/Hülle sollte aus dünnem, möglichst flexiblem Kunststoff sein und wird natürlich über einem Schaumwindschutz und nicht direkt auf dem nackten Mikrofon verwendet. Dynamische Mikrofone sind hier besser geeignet und der Qualitätsverlust hält sich in Grenzen.
Gibt man das Mikrofon den Interviewten in die Hand, ist es empfehlenswert, sich diese Hüllen aus den dünnen Plastiksäcken, die beim Gemüsestand verwendet werden, mit Hilfe eines Haushalts-Folienschweissgerätes selbst auf das jeweilige Mikrofon anzupassen. Hält man das Mikrofon selbst, sollte genügend Platz beim Anpassen gelassen werden, dass auch die Hand unter die Plastikhülle passt. Bessser wäre es in diesem Fall allerdings, mit einer Kurzen Angel das Mikrofon zu halten.