Nein, mit dem Phantom in der Oper oder Belphégor, dem Phantom im Louvre hat es nichts zu tun. Auch wenn es irgendwie nach Thriller oder Gruselschocker klingt, es ist nur eine harmlose Stromversorgung. Was steckt dahinter, worauf muss man achten? Professionelle Kondensatormikrofone benötigen, damit sie arbeiten können, eine Stromversorgung. In der Anfangszeit wurde diese zusätzlich zu den Kabeladern, über die das Tonsignal transportiert wurde (asymetrisch 2 Adern, symmetrisch 3 Adern) über separate Kabel dem Mikrofon zugeführt. Damals waren die ersten Kondensatormikrofone noch groß und die Studiotechnik eher massiv und etwas unhandlich.
Mit dem mobilen Einsatz von Kondensatormikrofonen etwa auf Bühnen oder an Filmsets kam der Wunsch auf, weniger bzw. dünnere Kabel aus den Mikrofonen herausragen zu haben, die zu den Aufnahmegeräten geführt werden mussten. So kamen Techniker auf die Idee, die gleichen Adern, die vom Mikrofon die Tonsignale zum Mischpult oder Aufnahmegerät transportierten, in der Gegenrichtung vom Aufnahmegerät oder Mischpult zum Mikrofon für den Transport der Versorgungsspannung zu nutzen.
Professionelle Mischpulte oder Location-Sound Recorder bieten meist wahlweise 12 Volt T (Tonaderspeisung) oder 48 V P (Phantomspeisung) für die Versorgung der angeschlossenen Kondenatormikrofone an. Vor dem Anschließen bitte stes gewissenhaft rüfen, welche Versorgung benötigt wird, Fehler in desem Bereich können teuer werden.
Es gibt übrigens auch Firmen, welche alte Mikrofone mit Tonaderspeisung umrüsten auf Phantomspeisung und es gibt auch Adapter, wie beispielsweise den PSC A4812 48V to 12T In-Line Barrel Adapter.
Tonaderspeisung
Das erste Verfahren, welches diesen Kunstgriff beherrschte, war die sogenannte Tonaderspeisung. Der Name erklärt es schon, die Speisung, also Stromversorgung des Mikrofons wurde über die eigentliche Tonader (also die Adern, welche das Tonsignal transportierten) geführt. Die Tonaderspeisung lieferte etwa 10 bis 12 Volt und war eine deutsche Entwicklung. Die Steckernorm, über welche man die Tonaderspeisung führte war Tuchel oder Kleintuchel. Das Prinzip funktionierte sehr gut und funktioniert auch heute noch bei vielen älteren Mikrofonen. Der Vorteil war, dass die 10-12 Volt recht einfach aus Akkus oder Batterien gewonnen werden konnten und eben die Einsparung zusätzlicher Adern im Mikrofonkabel für die Stromversorgung.
Die Tonaderspeisung hatte aber auch einen Nachteil. Wenn man nämlich ein dynamisches Mikrofon, also eines, was gar keine Stromversorgung benötigt, an einen Buchse mit Tonaderspeisung anschloss, konnte es passieren, dass das dynamische Mikrofon zerstört wurde. Wenn man diesen einen Problemfall berücksichtigt, kann man ganz hervorragend mit Tonaderspeisung arbeiten, auch heute noch, soweit man über ein Mischpult, einen Adapter oder eine Batteriebox verfügt, der/die Tonaderspeisung bereitstellt.
Viele professionelle Mischpulte und Recorder stellen für die Stromversorgung von Kondensator-Mikrofonen wahlweise 12 Volt T (Tonaderspeisung) oder 48 Volt P (Phantomspeisung zur Verfügung. Bitte stets vor dem Anschließen eines Mikrofons gewissenhaft prüfen, welche Stromversorgung gebraucht wird. Fehler können hier sehr teuer werden.
Phantomspeisung
Der Name klingt doch gleich viel aufregender, spannender,- aber letztlich ist sie genau wie die Tonaderspeisung, eine Stromversorgung, welche die Adern für das Tonsignal nutzt um in Gegenrichtung die Spannungsversorgung ins Mikrofon zu liefern. Das Wort "Phantom" soll andeuten, dass die Adern für die Stromversorgung praktisch unsichbar sind. Historisch entstand die Festlegung auf 48 Volt bei Phantomspeisung dadurch, dass die Neumann GmbH Berlin 1966 für die Norwegian Broadcasting Corporation neuartige Transistormikrofone (Typ KM 84) herstellte. Da in den Radiostudios die Notstromversorgung 48 Volt dauerhaft lieferte und diese Spannung in den Studios zur Verfügung stand, konstruierte man die neuen Mikrofone so, dass sie mit 48 Volt funktionierten.
Durch eine andere Art der Verteilung auf die Adern konnte bei der Phantomspeisung das Problem mit den dynamischen Mikrofonen behoben werden. Sie werden, falls sie versehentlich an eine Buchse mit Tonaderspeisung angeschlossen werden, nicht mehr zerstört. Das klingt doch nach Fortschritt. Aber was die Beführworter der inzwischen zum Standard gewordenen Phantomspeisung gerne verschweigen: Schließt man versehentlich ein Mikrofon für Tonaderspeisung an eine Buchse mit Phantomspeisung an, so wird dieses entweder sofort oder nach kurzer Zeit zerstört.
Wie man an der obigen Schaltung erkennen kann, werden gar nicht viele Bauteile benötigt, um die Stromversorgung in der Signalleitung unterzubringen. Wichtig ist vor allem, dass die Werte der Bauteile möglichst ähnlich sind, also wenig Toleranz aufweisen. So sollten die 6k8 Widerstände nur 1% Toleranz haben. Und natürlich funktioniert das Ganze nur bei symmetrischer Signalübertragung.
In Zusammenhang mit der Phantomspeisung gibt es viele Missverständnisse. So glauben viele Menschen, dass Phantomspeisung gleichbedeutend sei mit 48 Volt Versorgungsspannung. Das ist falsch. Sie bedeutet lediglich, dass die Stromversorgung eben auf eine bestimmte Weise dem Mikrofon zugeführt wird. Es gibt aber auch in dem IEC Standard Phantomspeisung mit 12V, 24V und 48V. Es gibt sogar echte Kondensatormikrofone, die nur 9 Volt benötigen. Am häufigsten anzutreffen sind allerdings die 48 Volt. Dieser Wert bedingt bedauerlicherweise, dass die zumeist für professionelle Videokameras genutzten 12 Volt elektronisch gewandelt werden müssen auf 48 Volt. Hier entstehen also nur auf Grund der Norm Verluste an Akkuleistung. Da waren die 12 Volt Tonaderspeisung deutlich praktischer und sparsamer.
Zu den Missverständnissen gehört auch die Behauptung, Mikrofone, die mit 48 Volt versorgt werden, klängen besser als solche, die mit 12 Volt versorgt werden. Auch dies ist Unsinn. Vergleicht man identische Mikrofontypen in der 12 Volt und 48 Volt Version, lässt sich kein Qualitätsunterschied feststellen. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, denn oft kann man Profimikrofone mit 12 Volt Tonaderspeisung günstiger gebraucht kaufen, als solche, die mit 48 Volt Tonaderspeisung arbeiten.
Auf jeden Fall sollte man zu seinen Mikrofonen stets in der Bedienungsanleitung die erforderliche Stromspannung nachschauen. Insbesondere kleine Lavalliermikrofone benötigen oft deutlich niedrigere Versorgungsspannungen als 48 Volt. Hier werden eher 7, 9 oder 10 Volt benötigt und eine Überspannung sollte unbedingt durch einen Adapter mit Spannungsregler gesenkt werden. Lavalliermikrofone die etwa mit einem 3,5mm Klinkenstecker ausgestattet sind, arbeiten praktisch nie mit 48 Volt.
Bei den meisten Phantomspeisungs- Mikrofonen ist neben der Typenbezeichnung noch ein P oder ein P48 eingraviert oder aufgedruckt. Daran kann man eindeutig die Phantomspeisung (P) und die Höhe der Versorgungsspannung (48 Volt) erkennen. Für Technik-Interessierte: Bei professionellen symmetrischen Kondensatormikrofonen liegt die positive Spannung auf den Pinns (XLR) 2 & 3 während die Masse auf der 1 liegt.
Also nie vergessen: Mikrofone nach der alten Norm, tragen ein T hinter der Typenbezeichnung. Diese dürfen nicht an Phantomspeisung angeschlossen werden! Mikrofone mit einem "P48" oder manchmal auch nur einem "P" hinter der Typenbezeichnung hingegen sind optimal für Phantomspeisung mit 48 Volt geeignet.