Der Name klingt schon danach, als wenn man sie überall an Filmsets gebrauchen kann. Her mit den Universalrettern, die auf nahezu jedem Spielfilmdreh das Leben erleichtern können. Wie oft braucht man beim Drehen erhöhte Kameraperspektiven? Ein Praktikabel ist eine Plattform, die man zusammengeklappt platzsparend im Licht-Fahrzeug mitführen kann und die aufgebaut mitsamt einer oberen Abdeckplatte in wenigen Minuten zu einer perfekte Arbeitsplattform werden kann.
Die Amerikaner nennen sie übrigen Rostrums, und man kann sie in Größen von 1X1, 2X1 sowie 1,5 X1,5 Metern Grundfläche bekommen. Auch in der Höhe gibt es Unterschiede, die meisten sind entweder einen halben, oder einen Meter hoch. Die älteren Ausführungen waren komplett aus Holz, bei den moderneren Varianten ist der tragende Rahmen aus Aluminium gefertigt. Der Neupreis liegt für die modernen Aluminium-Varianten (ohne Holzplatte) bei ca. 500,- Euro pro Stück, doch es gibt keinen Grund, weshalb man nicht günstig gebrauchte Praktikabel erwerben oder welche für den Dreh anmieten sollte.
Wenn man etwa einen Konzertmittschnitt plant, ist es wichtig, die Kameras,- meistens dreht man mit mindestens 3 Kameras, auf Höhe der Bühne zu bringen. Praktikabel können hier rasch die notwendig Höhe herstellen, auf die man dann ein Stativ stellen kann. Übrigens,- bei Konzerten bietet es sich an, dicke Gummimatten oder Gummistopper unter die Stativbeine zu setzen, sonst bringt die Basedrum das Stativ und die Kamera im Rhythmus zum Schwingen.
Oder wir haben keinen Jib-Arm oder Minikran, wollen aber eine Aufsicht oder gar einen Top-Shot drehen. Auch hier sind Praktikabel absolute Zauberwerkzeuge.
Ab und an, und auch das ist nicht verwerflich, werden Praktikabel an Filmsets einfach als Tische verwendet, zumeist aber dann eher für technisches Gerät, wie beispielsweise einen Kontrollmonitor oder Kamerazubehör. Selbstverständlich haben sie auch schon diversen Tonangler-inne-n geholfen, in schwierigen Situationen auf eine ausreichende Höhe zum Führen der Mikrofonangel zu gelangen.
Beim Drehen mit einem Kamerakran kann ein Praktikabel hilfreich sein, eine etwas erhöhte Bodenposition herzustellen. So wie hier im folgenden Bild, wo die Canon C-300 Kamera mit einem ABC Leichtkran für eine Kamerakranfahrt eingerichtet wird. Auch beim Auf,- oder Abbau eines Krans kann ein Praktikabel helfen, etwa wenn man auf der Gegenseite der Kamera die Gewichte einhängt oder wegnimmt.
Bei den Dreharbeiten zu "Liebe, Leben, Tod" haben wir in Ermangelung eines Krans sogar eine Baustellenbohle (langes dickes Brett) vom Boden zu zwei übereinander gestellten Praktikablen gelegt, auf dem dann DOP Jörg Widmer mit seiner Steadicam nach einer Parallelfahrt neben dem Hauptdarsteller Jacques Breuer, hinauf in etwa 3 Meter höhe ging. Im Bild sah das dann wie eine Kranfahrt über eine Friedhofsmauer aus die dann den Blick auf das Schlussbild ermöglichte,- Jacques Breuer, der mit Idil Üner zusammen den Hauptweg entlang gehend, in der Ferne verschwindet.
Zusammen mit so genannten Bühnenkisten (engl.: Apple Boxes) oder Paganinis, die wir an anderer Stelle im Movie-College vorstellen, gehören Praktikabel also zu den vielseitigsten Hilfsmittel im hektischen Drehalltag. Man sollte versuchen, stets mindestens eines in jeder Höhe (50 cm und 100 cm) mitzuführen. Damit lassen sich viele kleinere und größere Herausforderungen am Filmset lösen.