Bei Tonaufnahmen an Filmsets oder auch ohne Kamera etwa für Hörspiele oder Podcasts können Störgeräusche die ganzen Aufnahmen ruinieren. Was sind mögliche Ursachen, wie wird man sie los?
Zunächst einmal kommt es sehr darauf an, um welche Art von Störgeräusch es sich handelt. Da ist ein wenig Detektivarbeit gefragt, doch nur durch systematisches Vorgehen kann man den Ursachen auf die Spur kommen.
Wirkt das Störgeräusch elektromagnetisch auf die Audiokabel, Mischpulte oder Rekorder ein?
Ist es akustisch im Raum vorhanden und wird über die Mikrofone aufgenommen? (Kann man die Quelle akustisch isolieren?)
Um welche Art, welchen Frequenzbereich handelt es sich bei dem Störsignal?
Wann tritt es auf,- gibt es Phasen / Orte / Situationen wo es nicht auftritt?
Netzbrummen
Das wahrscheinlich häufigste Störgeräusch ist das berüchtigte 50 Hz oder auch Netzbrummen. Jedes Gerät, welches mit Wechselstrom aus der Steckdose betrieben wird, bekommt aus dem Stromnetz automatisch eine niedrigfrequente Tonfrequenz angeliefert. In Europa sind das 50 Herz, also 50 Schwingungen in der Sekunde, in den USA und anderen Ländern sind dies 60 Herz, dem Stromnetz entsprechend. Normalerweise sollte die Frequenz aber nicht in die Tonsignale professioneller Geräte einstreuen können. Die Erdung und Abschirmung der Netzteile sollte dies auf der einen Seite, und die Verwendung von symmetrischen Tonkabeln, auf der anderen Seite,- eigentlich verhindern. Doch nicht immer sind die Abschirmungen perfekt, auch können, insbesondere beim Zusammenschalten mehrerer mit Netzstrom betriebener Geräte, so genannte Brummschleifen entstehen.
Und auf der anderen Seite ist jedes Kabel theoretisch auch eine Empfangsantenne, unsere Mikrofonkabel sind also potentiell gefährdet, auch weil sie die schwachen Mikrofonsignale zu einem Vorverstärker leiten, der sie etwa 1000 Mal verstärken muss. Der verstärkt dann möglicherweise auch Störsignale, die auf das Mikrofonkabel einwirkten.
Mögliche Maßnahmen um Netzbrummen loszuwerden:
Im Idealfall identifiziert man zunächst einmal den Übeltäter, also die Ursache des Problems. Dies kann man durch reihenweises Abschalten der eingeschalteten Geräte herausfinden. Besonders berüchtigt sind billige Halogenleuchten. Deren Transformatoren können, wenn sie schlecht abgeschirmt sind, meterweit Störungen aussenden. Falls es sich um ein bestimmtes Gerät, einen Scheinwerfer, Vorschalter etc. handelt, kann man weitere Maßnahmen ergreifen, im Zweifel das Gerät weglassen.
Die Audiokabel möglichst weit entfernt von Netzkabeln und Netzgeräten, Scheinwerfern, Vorschaltgeräten für Fluoreszenz oder HMI Licht verlegen.
Vorschaltgeräte möglichst weit entfernt vom Aufnahmeort aufstellen. Beleuchter mögen das nicht, weil es Zusatzaufwand bedeutet, aber mit Hilfe von Verlängerungen der HMI Kabel zwischen Vorschaltgerät und Leuchte kann man die Vorschaltgeräte weiter vom Filmset verbannen.
Ladegeräte sind oft nicht optimal abgeschirmt. Sie sollten nicht direkt am Set betrieben werden
Testweise die Stromstecker umgekehrt in die Steckdosen stecken.
Testweise keinen oder andere Mehrfachstecker verwenden. Kabeltrommel austauschen
Kühlschränke am gleichen Stromkreis bzw. im gleichen Raum während der Aufnahmen ausstecken
Audiokabel nur in den Längen verwenden, die man auch benötigt, zu lange Kabel bieten Störgeräuschen mehr Angriffsfläche, außerdem geht schlicht Qualität verloren. Testweise die Audikabel gegen andere austauschen.
Netzfilter (Massefilter, Brummfilter) verwenden. Sie wirken in zwei Richtungen,- einerseits reduzieren sie die Einwirkung von schlecht entstörten Geräten auf das Stromnetz, andererseits filtern sie auch Störungen aus dem Stromnetz heraus.
Möglicherweise ist auch eines der beteiligten Geräte defekt, eine Abschirmung oder ein Massekabel nicht korrekt. Dann muss man dieses ggf. reparieren lassen oder ausmustern.
Nachträgliche Lösungen
Ist das Kind erstmal in den Brunnen gefallen, sprich sind erst einmal Brummfrequenzen in den Aufnahmen vorhanden, so bieten alle Audio-Workstations so genannte Brumm,- oder Netzfilter an. Da das Netzbrummen recht homogen ist, kann man es ganz gut durch Hochpassfilter herausfiltern. Damit schneidet man zwar auch die tiefen Frequenzen des eigentlichen Audiosignals ab, doch der Schaden hält sich in Grenzen.
Handypiepser
Hier helfen in der Regel Abschirmungen und symmetrische Audiokabel nur begrenzt. Sie gehören auch zum weiten Feld der so genannten Elektromagnetischen Verschmutzungen der Umwelt. Das berüchtigte "Didididt" mit dem Mobiltelefone regelmäßig Kontakt zum nächsten Antennenmast suchen, kann Aufnahmen irreparabel ruinieren. Deshalb sollte ein generelles Handyverbot an Filmsets eingehalten werden. In der Regel reicht es, diese in den Flugmodus zu schalten.
Surren, Pfeifen, Rauschen
Viele Geräte arbeiten mit Hochfrequenztechnik. Insbesondere manche Flickerfree- Leuchtstoffröhren, HMI Vorschalter, aber auch häufig Computermonitore und Fernseher erzeugen hohe Störfrequenzen, welche Tonaufnahmen ruinieren können.
Maßnahmen
Betreffende Geräte identifizieren (Stecker einzeln ausstecken) vom Set entfernen oder abschalten
Geräte drehen, manchmal hilft es bereits, die Geräte um 90 Grad zu drehen
Audiokabel möglichst weiträumig von den Störgeräte entfernt verlegen
Audiokabel auswechseln
Insbesondere Rauschen kann natürlich auch von der geringen Qualität von Audiogeräten herrühren. Die symmetrische Kabelführung ist bei professionellen Geräten eine wichtige Grundvoraussetzung. Wir gehen davon aus, das professionelle, hochwertige Geräte verwendet werden. Falls dies nicht der Fall ist, kann auch der Austausch der Aufnahmegeräte bzw. der Kabel zum Ziel führen.
Mit den genannten Maßnahmen kann man die allermeisten Tonprobleme loswerden. Es braucht nur ein wenig Geduld und Systematik, um die Ursachen einzugrenzen.