Die Komposition des Bildes
Ob man nun von Kadrage, Framing oder Bildausschnitt spricht, es ist eines der wichtigsten visuellen Gestaltungsmittel des Kinos. Ganz gleich, was auch immer das Motiv ist. Sobald es durch den Ausschnitt der Kamera begrenzt (Kadrage), also "gerahmt" wird (Frame), geschieht eine entscheidende Gestaltung. Diese ist von großer Tragweite für die Wirkung einer Einstellung und kann mit Bedeutung aufgeladen werden. Versuchen Sie einmal, ein detailreiches großes Foto für einen deutlich kleineren Bilderrahmen zuzuschneiden.
Sie werden durch Ausprobieren verschiedene Varianten austesten, den Rahmen auf dem Bild hin- und herschieben und dann einen Ausschnitt finden, der dem Gefühl nach am geeignetsten scheint. Vielleicht werden Sie sogar erspüren, welche Wirkung von den unterschiedlichen Varianten ausgeht. Auf jeden Fall aber wird recht schnell deutlich, dass es viele verschiedene Möglichkeiten, ja Wahrheiten gibt, wie man Motive mit einer Kamera einfangen kann. Dabei spielt das gewünschte Höhen-Seitenverhältnis eine wichtige Rolle. Während in der Vergangenheit eher 4:3 kadriert wurde, ist es heute 16:9 oder noch breiter.
All dies wird in den verschiedenen Unterkapiteln zur Bildgestaltung ausführlich betrachtet und erklärt.
Raumtiefe
Auch wenn 3D inzwischen Werkzeuge anbietet, einigermaßen realistische räumliche Dartsellungen im Film zu erzeugen, so sind doch 99 % aller Programminhalte zweidimensional. Wir stehen also mehrheitlich vor der Aufgabe, den Zuschauer vergessen zu machen, dass das Filmbild nur zwei Dimensionen hat. Über diese abgebildete Ebene (Bildausschnitt) hinaus bestimmen auch die Tiefe des aufgenommenen Raumes (Architektur des Drehortes) und auch die Abbildung der Tiefe im Bildausschnitt die Komposition.
Durch Aufbau von Vorder-, Mittel- und Hintergrund, durch Verteilung von Helligkeit/Dunkelheit und/oder Farbkontraste und durch diagonale Linien, die in die Tiefe führen, kann die Raumtiefe gestaltet werden. Objekte im Vordergrund (so sie scharf und erkennbar abgebildet sind) bekommen besondere Bedeutung. Die Wahl des richtigen Bildhintergrundes entscheidet über Aussage und Wahrnehmung der Filmfiguren mit.
Beziehung zum Raum
Ein weiteres, wichtiges Element ist die Beziehung, in welche der Ausschnitt die Darsteller zum Raum stellt. Er kann in Verbindung mit der Komposition den Raum in der Einstellung geschlossen oder offen halten. Diese Unterscheidung definiert vor allem, welche Rolle der Raum in der Wahrnehmung durch den Zuschauer erfährt.
Offene Form
Bei der offenen Weise bleibt für den Zuschauer die nicht im Bild sichtbare Umgebung stets spürbar. Der oder die Darsteller betreten den Bildausschnitt von außerhalb oder verlassen ihn in den nicht sichtbaren Teil des Raumes (Auftritt/Abgang). Die Kamera orientiert sich also weniger an den Bewegungen der Schauspieler oder Protagonisten eines Dokumentarfilms als an den Räumen selbst. Sie spielen quasi mit und sind nicht einfach nur Bildhintergrund für die Menschen.
Geschlossene Form
Die geschlossene Form dagegen lässt dies nicht zu, sie bleibt bei allen Bewegungen der Darsteller auf ihnen haften, folgt ihnen getreulich. Innerhalb der Bildkomposition wird der Darsteller meist in der Bildmitte gehalten. Der Zusammenhang zwischen Raum und Filmfigur wird weniger wichtig.
Wenn die Kamera ohne Änderung der Einstellungsgröße und ohne diese einen Moment zu verlieren, der Filmfigur in einer Nahaufnahme oder Halbnahen durch die verschiedensten Räume folgt, bleibt die Konzentration ausschließlich auf den Darsteller.