Ein Film muss nicht nur geschrieben, gedreht und geschnitten werden, er muss auch promoted werden. Es wäre fatal anzunehmen, dass man einfach nur einen starken, überzeugenden Film herstellen muss, dann würde sich alles Andere von allein ergeben. Filme, von denen die potenziellen Zuschauer*Innen nicht erfahren, existieren in der Welt so gut wie gar nicht. Es muss einem klar sein, dass es so viele Filmtitel in der ganzen Welt gibt, die herausgebracht werden, dass man sehr hart dafür arbeiten muss, einen Film herauszubringen, ihn sichtbar werden zu lassen und ihn am Leben zu erhalten.
Diese Arbeit ist wirklich sehr wichtig und sie ist entscheidend für das Leben eines Filmes. Bei dieser Art der Arbeit gibt es keine klare Ziellinie, man kann eher von einer Art von Begeisterung, Energie oder auch Fieber sprechen, die man braucht, um seinen Film im eigenen Land oder in der Welt zu verbreiten. Man benötigt viel Ausdauer, um die endlose Arbeit für einen Kinostart oder eine Festivalkarriere auf sich zu nehmen und auszuhalten. Denn es wiederholt sich alles. Überall die gleichen Fragen, die gleichen Interviews, überall lächeln, überall Begeisterung ausstrahlen.
Über diese Seite der Filmarbeit wird so gut wie nie berichtet, sie beinhaltet einen Mix aus angenehmen und anstrengenden Elementen. Nur selten erfährt man, was alles dahinter steckt, Regisseur*Innen und Schauspieler*Innen äußern sich selten öffentlich dazu. Je nachdem, wie bekannt oder unbekannt Cast und Regie bei einem Film sind, kann der Aufwand unterschiedlich hoch ausfallen. Wenn ein Film promoted wird, kann das unter Umständen ganze Jahre an Zeit verschlingen, in denen, Anfangs Regie und Darsteller, später zumeist nur noch die Regie alles dafür tut, den eigenen Film bekannt zu machen.
Planung
All die mit der Promotion-Tour verbundenen Termine benötigen Zeit,- um sie sinnvoll wahrnehmen zu können, bedarf es sorgfältiger Planung und Koordination. Selbst die Reihenfolge der Filmfestivals und der Kinopremieren will wohl überlegt sein. Für eine wirksame Sichtbarkeit einer Promotion-Tour ist die Pressearbeit sehr wichtig. Konkret müssen Pressemitteilungen verschickt, Interviews arrangiert und Presseevents organisiert werden, sonst bekommen Journalisten und sonstige Medienvertreter den Film gar nicht wahr. Premierenveranstaltungen und spezielle Screenings des Films, bei denen die Filmemacher, Schauspieler und andere Beteiligte anwesend sind, müssen organisiert werden. Dazu müssen Einladungen verschickt, Plakate und Backdrops gedruckt werden und die Veranstaltungen organisisert werden. Verlosungen von Kinotickets oder Fan-Artikeln sind ein weiteres probates Mittel, um Aufmerksamkeit zu generieren.
Fan-Clubs der Schauspieler*Innen sind wichtige Multiplikatoren. Sie werden speziell adressiert und man organisisert Fan-Events und Meet-and-Greets. Die Fanbase und das Interesse an dem Film können auch durch Autogrammstunden und Gelegenheiten zu Selfies mit den Stars gesteigert werden. Manche Veranstaltungen erfordern Einlasskontrollen und Sicherheitsmaßnahmen. Give-Aways, Fotos, T-Shirts, Caps können je nach Filmsujet, den Kinoeinsatz unterstützen.
Wenn der Film bestimmte Themen berührt oder auch nur streift, kann man zudem Verbände, Vereinigungen, NGOs, Selbsthilfgruppen etc. die mit diesen Themen befasst sind, ansprechen und diese bitten, ihre Mitglieder und Netzwerke auf den Film aufmerksam zu machen.
Reisen
Promo-Touren für Filme bedeuten oft umfangreiche Reisen, in viele unterschiedliche Städte und Länder um Kinos, Festivals oder auch Filmmärkte zu besuchen. Für Teile des Teams Team und die Schauspieler können das Wochen oder sogar Monate an Reisetätigkeit bedeuten, um ihren Film zu bewerben. In der Regel ist dieser Aufwand vertraglich vereinbart, man bekommt die Reisekosten, die Hotelübernachtungen und Spesen bezahlt, ein Honorar gibt es allerdings in der Regel dafür nicht. Das ist nachvollziehbar, schließlich liegt es im eigenen Interesse, dass der Film möglichst breit wahrgenommen wird. Man investiert quasi in den eigenen Erfolg. Die Reisen auf Filmfestivals zahlen meistens die Festivals selber und auch die Hotels. Oft wird auch die Verpflegung von den Festivals übernommen.
Dafür gibt es unterschiedliche Systeme:
- manchmal sind das organisierte Essen für alle Festivalgäste,
- manchmal bekommt man eine Art Guthaben auf einer Art Kreditkarte, welches man an vorgegebenen orten einlösen kann,
- manchmal ist es auch so etwas ähnliches wie Monopoly Geld, also Fantasiebanknoten, die dann bei den Restaurants, die vom Festival aufgelistet sind, eingelöst werden können. Die Veranstalter nennen das manchmal selber "Funny Money".
Dennoch darf man nicht vergessen, dass wenn so ein Film über ein Jahr lang auch über Festivals in der ganzen Welt reist, dass man bei all den tollen Einladungen rund um den Globus natürlich nicht dazu kommt, mit einem neuen Projekt Geld zu verdienen. Die Miete für die Wohnung Zuhause muss weiter bezahlt werden, man hat laufende finanzielle Verpflichtungen.
Bekannt ist etwa, dass der US Regisseur Christopher Nolan Werbeveranstaltungen und Interviews nur äußerst ungerne bedient. Er ist der Überzeugung, dass seine Filme für sich selbst sprechen und nicht durch ausgiebige Werbekampagnen unterstützt werden müssen. Bei einem so prominenten Regisseur mag das teilweise sogar zutreffen.
So erläutert etwa der Regisseur İlker Çatak (Das Lehrerzimmer) wie lange er mit dem Film um die Welt tourt, um ihn zu promoten. Festivals spielen hier eine große Rolle. So lief "Das Lehrerzimmer" in der Sektion "Panorama" der Berlinale und wurde dort von Sony Pictures Classics gesichtet und gekauft. Gerade wenn ein Film für einen Oscar nominiert ist, was dieser Film ist, bedeutet das auch zahlreiche Promo-Termine in den USA. Die Oscarkampagne sei sehr anstrengend gewesen, er habe "quasi im Auftrag der deutschen Regierung" seinen Film präsentiert, und immer wieder dieselben Fragen in diversen Hotels und in verschiedenen Zeitzonen beantwortet." (Interview des Redaktions-Netzwerks-Deutschland)
Medien
Natürlich reisen Regisseur*Innen und Schauspieler*Innen zu wichtigen Festivaleinsätzen eines Filmes, sie versuchen in Fernsehinterviews, Radiosendungen, Podcasts und Talkshows präsent zu sein, stehen für Presskonfernzen und Fototerminen (Photo-Call) zur Verfügung und nutzen jede sich bietende Gelegenheit für die Promotion. Für den späteren Kinostart reisen Regie und einzelne oder mehrere Schauspieler oft über Wochen immer wieder zu anderen Kinos im Land um dort mit dem Publikum zu diskutieren und vor allem, für Interviews zur Verfügung zu stehen.
Das Internet ist ein wichtiger Ort für Film-Promotion. Social-Media-Promotion ist heutzutage ein wichtiger Bestandteil jeder Promotion-Tour. Alles, was rund um den Film und die Promotion-Tour herum geschieht, muss auf Plattformen wie Instagram, Twitter, Facebook und TikTok geteilt werden, um das Publikum zu erreichen und in die Kinos zu locken. Influencer auf den Film aufmerksam machen, damit diese den Titel bekannt machen, gehört ebenso zu den wichtigen Erfolgsfaktoren.
Die Planung und Durchführung einer Promotion-Tour für einen Kinofilm kann wirklich aufwändig sein und ist in den meisten Fällen Teamwork, um sicherzustellen, dass die Tour auch erfolgreich ist. Das dafür vorhandene Budget, eine kreativen Strategie und nicht zuletzt auch das Glück und der richtige Zeitpunkt für die Herausbringung des Films sind letztendlich wichtige Faktoren für den Erfolg.