Unser Berlinale Tagebuch liefert alle wichtigen Hintergrundinfos zum diesjährigen Festivalbesuch bis hin zu der Frage, was die neue Festivalleitung bringt.
Eine Berlinale unter neuen Vorzeichen, zumindest sollte es doch einige geben, wenn es denn schon eine neue Doppelspitze gibt und alle schauen gespannt nach den sichtbaren Veränderungen.
Der Donnerstag begrüßt die Berlinale Gäste mit einem leicht regnerischen dem für Berlin typisch windigen Wetter, also in diesem Punkt hat sich nicht viel geändert gegenüber den bisherigen Berlinalen. Und auch das Procedere der prominenten Gäste, die sich vom Hyatt Hotel die 40 Meter um die Ecke zum roten Teppich per dunkler Limousine kutschieren lassen, ist unverändert.
Der rassistische Anschlag von Hanau wird während der Eröffnung durch eine Schweigeminute erinnert, eine seltsame Stimmung eine Feier mit einem Trauergedenken zu beginnen, die Kulturstaatsministerin findet deutliche Worte für die geistigen Urheber dieser verstörenden Terrortat.
Der darauf folgende Eröffnungsfilm "My Salinger Year" ist ein harmloses beliebiges Starkinofilmchen, dem einstigen Ruf, ein künstlerisches und auch ein politisches Filmfestival zu sein, kommt das wenig nahe. Die beiden neuen Berlinale Chefs, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian werden erst noch zeigen müssen, was sie besser machen wollen. Dieter Kosslick, der bisherige Berlinale Leiter, ist nicht erschienen, er sei im Urlaub hieß es. Das ist aber vielleicht auch die einzig korrekte Haltung, dass man die Beiden erstmal machen lässt und sich nicht wie ein mahnendes Denkmal neben die Bühne setzt. Die Eröffnung ist etwas weniger launig als früher, die eine oder andere kosmetische Veränderung wie die Reduzierung der Anzahl an Filmen oder die Abschaffung der nicht wirklich wichtigen Reihe "Kulinarisches Kino" machen noch keine neue Linie.
Freitage
Im Debis Hochhaus, wo man seine Akkreditierungen abholt, sind nun doppelt so viele Counter untergebracht, doch das Gesamtbild, dass man nur am frühen Morgen einigermaßen an Tickets kommt, hat sich nicht verändert gegenüber den Vorjahren. Dass man für die Filme, die man sich ausgesucht und markliert hat, mit seiner Akkreditierung auch ein Ticket bekommt, liegt in der Wahrscheinlichkeit doch eher an einem Lottogewinn. Allerdings muss man hier etwas differenzieren. Es gibt hier, nicht erst seit den neuen Festivalleitern, eine Art Klassengesellschaft. Je nach Klasse, der man zugeordnet wird, sind die Erfolgsaussichten auf gewünschte Kinokarten unterschiedlich. Es ist ein wenig ein Kastensystem, man kann da auch herauf oder herabgestuft werden.
Die verärgerte Filmkritikerin, die nur noch sehr schlecht an die gewünschten Tickets kommt, wurde herabgestuft, weil sie nicht täglich, sondern wöchentlich berichtet. Warum macht Ihr sowas, Berlinale?
FFF Empfang
Am Freitagmorgen nun zum zweiten Mal am vorgezogenen neuen Termin der FFF-Empfang in der bayerischen Vertretung. Man hat den Termin nach Jahrzehnten von dem Ende der zweiten Berlinalewoche auf den Anfang der ersten vorgezogen. Den Einen mag das Vorteile in ihrer Reiseplanung gebracht haben, für die Anderen ist der Besuch des Empfangs damit ausgeschlossen.
Nach den üblichen Begrüßungen verschiedenster Politiker und Verbandsvorsitzender und einer kurzen Erinnerung an den gerade verstorbenen Regisseur Joseph Vilsmeier, berichtete Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein von einem erfolgreichen Filmjahr 2019 und nochmals erhöhten Fördertöpfen. Auch ein weiterer Partner des FFF, nämlich Sky, wurde begrüßt,- noch ein Fernsehanbieter, der etwas in den Fördertopf einzahlt und im Gegenzug dafür für eigene Projekte auch Förderbudgets abrufen kann.
Auch die bayerische Digitalministerin, Judith Gerlach begrüßte die Gäste und forderte diese zu einer Schweigeminute für die Opfer von Hanau auf. Sie forderte eindringlich dazu auf, jeder Art von Feindlichkeit und Hass auf allen Ebenen etwas entgegenzusetzen. In ihrer Rede wies sie auch auf die Bedeutung von digitalen Effekten im internationalen Filmmarkt un den Games-Bereich hin, die sie unterstützen wolle und versprach der Filmbranche auch künftig ihre Unterstützung.
Im Übrigen war der FFF Empfang natürlich auch eine Art Familientreffen, die Film,- und Medienbranche folgt der Einladung aus München gerne. Traditionell sind bayerische geprägte Empfänge, was die Gestaltung der Büffets angeht, weniger zukunftsweisend. Während die Golden Globes, die Oscars oder auch der Berlinale-Empfang des Medienboards vegetarisch oder sogar vegan daher kommen, ist Fleisch beim FFF Empfang doch noch sehr zentral. Das ist insbesondere deshalb spannend, weil Dorothee Erpenstein in ihrer Eröffnungsrede besonders betont hat, dass man mit der IHK gemeinsam Richtlinien für Instruktoren für Green Filmproducing entwickelt habe. Klimawandel und vor allem auch ethische Neuorientierung sind zumindest auf dieser FFF Veranstaltung noch nicht ganz angekommen. Auch da kann man zukunfweisender werden, man darf gespannt sein...
Samstag, Goethe Frühstück
Beim traditionellen Goethe-Frühstück im gleichnamigen Institut war es sehr lebendig, kein Wunder, das Goethe Institut ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Botschafter für Deutsches Filmschaffen in aller Welt. Das war schon zu Zeiten von Fassbinder oder Wim Wenders Anfängen so, viele Deutsche Filmemacher wurden durch die Goethe Institute im Ausland bekannt.
Anlässlich der Veranstaltung wurden verschiedene Filmpreise, die auf internationalen Festivals in Abwesenheit ihrer Macher vergebenen wurden, nachträglich durch Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe Instituts, überreicht. So etwa für den Film Systemsprenger, Hauptdarstellerin Helena Zengel und Produzent Peter Hartwig nahmen den Preis persönlich entgegen.
Auch "Ballon" von Bully Herbig gehört zu den Ausgezeichneten, ebenso Angela Schanelec für "Ich war Zuhause, aber..." oder Evi Goldbrunner & Joachim Dollhopf für "Auf Augenhöhe" und Veith Helmer für seinen dialogfreien Film "Vom Lokomotivführer, der die Liebe suchte". Die zahlreichen Gäste aus der ganzen Welt genossen die ungezwungene Atmosphäre und ein weitgehend vegetarisch veganes Büffet.
Ausgedünnt
Diverse Reihen sind kleiner geworden, so etwa auch die "Perspektive Deutsches Kino", in der nur noch acht Spiel,- und Dokumentarfilme zu sehen sind. Statt schierer Menge soll eine ausgedünnte qualitätvollere Auswahl Zeichen setzen. Ob das gelingt hängt natürlich immer von der Filmauswahl und den eingereichten Filmen ab. Der befreundete Filmverleiher, der sich sehr viele Filme anschaut, beklagt ein eher dürftiges Programm voller "Befindlichkeitsfilme", die keine wirklich wichtigen Themen dieser Welt erörtern, sondern lediglich austauschbare Empfindungen ihrer Protagonisten. Auch das Frauenbild mancher Berlinale Beiträge scheint erstaunlich antiquiert, kaum Gegenentwürfe und einige Klischees. Beispielhaft sei hier „Le sel des larmes“ genannt, (Phillippe Garrel), der ohne inhaltlich dramaturgische Notwendigkeit Nacktszenen im Film verteilt, als befände man sich erzählerisch noch im letzten Jahrhundert.
Viele Berlinale Besucher vermissen das, wofür sie eigentlich zu Filmpremieren reisen,- dass die MacherInnen der Filme vorgestellt werden, dass sie sich nach dem Film dem Publikum zeigen, ein paar Worte dazu sagen und Fragen beantworten. Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian haben das abgeschafft, Hauptsache Veränderung. Team und Darsteller dürfen nach dem Film im Publikum kurz aufstehen. Das wars, danach etwas verlegene Leere und alle verlassen das Kino. Wie wäre es damit, im nächsten Jahr den roten Teppich abzuschaffen? Das wäre doch eine noch fettere Profilierung...
Ausgegrenzt
Wo sich die Berlinale zunehmend auch ausdünnt, sind die Möglichkeiten für den filmischen Nachwuchs. Wo ich in der Vergangenheit für Filmstudenten, die eine Akkreditierung hatten, Führungen über den internationalen Filmmarkt anbieten konnte, fällt das schlichtweg aus, weil eine Neuregelung es verhindert, dass man mit einer Festivalakkreditierung vor 17 Uhr den Filmmarkt betreten kann. Der Hintergrund ist erahnbar,- man will mehr von den teuren Market-Badges verkaufen. Man trifft die Falschen.
Denn gerade für den Nachwuchs ist es wichtig, auch die speziell auf sie abgestellten Programme etwa von "Creative Europe" mit ihrem Umbrella-Stand kennenzulernen. Ist es wichtig, die verschiedenen Elemente der Filmvermarktung auch einmal in Form von Firmen und Verbänden repräsentiert zu sehen. Aber Fehlanzeige,- nur mit einer extrem teuren Market-Badge kommt man tagsüber noch auf den Filmmarkt.
Diverse Veranstaltungen, etwa zu Virtual Reality sind ebenfalls nur über einen Market-Badge zugänglich. Das ist weitgehend sinnfrei. Was hat Virtual Reality mit dem Filmmarkt zu tun, warum sollen normale Festival-Akkreditierte von diesen Veranstaltungen ausgeschlossen werden? Warum macht Ihr sowas, Berlinale?
Sonntag- Die Regenschirme von Berlin
In früheren Jahren wäre das dann jede Menge Schnee gewesen, doch in Zeiten der Erderwärmung regnet es dann einfach durch. Der Sonntag beginnt trocken und grooved sich dann immer mehr zu einem Monsunregen ein. Was fürs Kino vielleicht okay ist, ist für den Glamour unangenehm. Am roten Teppich bilden sich Pfützen, die... ja wie nennt man sie eigentlich,- Carpet-Boys and Girls, die Ordner, Promi-Geleiter oder einfach Aufpasser am roten Teppich haben den Tag über nicht viel zu lachen vor dem Berlinale Palast. Und auch für die Kameraleute und Fotografen wird es ziemlich feucht, da helfen die Planen und Regencapes nur bedingt.
Im Audi Pavillon, der sich einmal mehr mächtig vor dem Berlinale Palast erhebt, findet eine Diskussionsrunde zum Thema Lichtgestaltung statt. Cesar Muntada Roura (Lichtdesigner bei Audi), Susanne Rottenbacher (freie Lichtgestalterin) sowie Torsten Hauer (Arri Lichttechnik) berichten von ihrer jeweiligen Arbeit mit Licht. Der Veranstalter nutzt die Gelegenheit um auf neueste Entwicklungen im Autobau bei Audi hinzuweisen. Hier kommen nämlich künftig noch intelligentere Lichtsysteme zum Einsatz, die mit Hilfe von speziellen Projektionssystemen allerlei Markierungen, Signets und Sicherheitsrelevante Kennzeichnungen auf Straßen und Wände werfen können. Hierfür kommen Projektsionssysteme zum Einsatz mit 1.3 Millionen Microspiegeln die 5000 mal pro Sekunde das Bild wechseln können.
Lichtsesignerin Susanne Rottenbacher arbeitet fast ausschließlich mit LED Licht und berichtet, wie sehr LED-Bänder, die rundum leuchten können, ihr besonders helfen, ihre Visionen zu verwirklichen. Torsten Hauer von Arri berichtet von den überaus erfolgreichen Arri Skypanels, LED Scheinwerfer, mit denen man eine hohe Lichtausbeute erzielt, ohne so viel Leistung in Wärme umzuwandeln. Dies bekäme man beispielsweise zurück gespiegelt von Moderator-inn-en in Studios, denen auffällt, wie kühl es plötzlich in den Studios ist. Hauer erläutert, dass man beim Film früher die Kameras an das Licht angepasst habe, dank moderner LED Technik sei das umgekehrt, das Licht wird an die Bedürfnisse der Kamera angepasst. Bei Kinofilmen wie "Blade Runner 2049" seien weit über 100 Arri Skypanels zum Einsatz gekommen, Zahlen über die sich das Unternehmen freuen kann.
Montage
Der Morgen beginnt trocken, doch das soll nicht so bleiben, Regen und Windböen werden erwartet. Den "Creative Europe" Tag, traditionell der Montag, gibt es nicht mehr in der gewohnten Form im Hotel Ritz. Die Ersatzveranstaltungen der europäischen Medienförderung sind nur noch mit dem teuren Market Badge zugänglich, auch hier greift das neue Berlinale-Prinzip des Ausschließens auf seltsame Weise. Für Außenstehende sollte der sich dahinter verbergende finanzielle Aufwand hier kurz erläutert werden.
Während eine reguläre Festival-Akkreditierung für Mitglieder der Filmbranche mit immerhin 125,- Euro zu Buche schlägt, kostet diese zusammen mit dem Market Badge, ohne den man von zahlreichen Veranstaltungen neuerdings ausgeschlossen wird, regulär 425,- Euro. Wer sich kurzfristig den Market-Badge kaufen will/muss zahlt als "Late Fee" sogar satte 475,- Euro. Mag sein, dass das für finanzkräftige Marktteilnehmer kein Thema ist, spätestens für den filmischen Nachwuchs ist es eines. Sicher bietet die Berlinale für den handverlesenen Nachwuchs im Talent Campus ein interessantes Programm an, doch für die nicht Ausgewählten wird die Berlinale zunehmend zu einem Ausgrenzungsfestival.
HFF-Empfang
Beim traditionellen Empfang der Münchner HFF in der Köthener Straße kommen aktuelle und ehemalige Studierende der Hochschule bei Kaffee und Kuchen zusammen. Eine hervorragende Einrichtung und willkommene Gelegenheit zum Wiedersehen. Ob das seit ein paar Jahren bemühte Format der kleinen Gesprächsrunde mit der Präsidentin so wirklich glücklich ist, kann bezweifelt werden. Allzu viele wollen sich eigentlich lieber unterhalten, statt in diesem Fall Martin Moskowicz und Bettina Reitz zuzuhören. Das ist sicherlich kein fehlender Respekt dem Podium gegenüber sondern schlicht eine unglückliche Vermischung von Veranstaltungsformaten. Wer zum Wiedersehen und Erzählen zusammenkommt, will keiner Talkrunde lauschen.
Preis der Deutschen Filmkritik
Die nominierten Filme gehören zu den Besten des vergangenen Jahres und auch einige der Filmkritiker, die die Auswahl für Nominierungen und Preisträger sind herausragende VertreterInnen Ihres Fachs. Doch die Veranstaltung selbst war, was Organisation, Location und Ablauf angeht, streckenweise leider furchtbar.
Der Roadrunners Paradise Club, in dem die Verleihung stattfand ist ein Club oder eine Party Location mit vielen visuellen Annäherungen an Motorradschrauber und schwitzende Menschen. Ja und so ähnlich fühlte man sich dann auch nach kurzer Zeit in der überfüllten Halle. Während die Moderatorin Loretta Stern zumindest anfangs noch versuchte, trotzdem eine gewisse Struktur und Festlichkeit in den Raum zu bekommen, zerfranste die ganze Veranstaltung im Verlauf des Abends immer mehr.
Das lag unter Anderem an technischen Defiziten, erst misslang es, den Ton der gebeamten Videos auf die Lautsprecheranlage zu bekommen, als es dann nach einer Unterbrechnung des Programms endlich gelang, den Ton hörbar zu machen, vergass man laufend, die Bühnenbeleuchtung abzudunkeln, damit man die gebeamten Videos überhaupt sehen konnte, oder die Menschen auf der Bühne standen einfach vor der Leinwand und besichtigten ihre eigenen Schatten.
So dehnte sich die Preisverleihung, was durch die immer redundanteren Zitate der Moderatorin aus irgendwelchen Medical Journals über das menschliche Gehirn, nicht unbedingt besser wurde. Zwischendurch, etwa als Angela Schanelec für den Schnittpreis der Filmkritik nicht auf die Bühne kam, sah es für eine Weile so aus, als wolle man so lange pausieren, bis sie doch erscheine. Irgendwann rettete man die Peinlichkeit mit dem den Filmtitel zitierenden Scherz, die Gewinnerin "war Zuhause, aber...." und fuhr, dem Himmel sei Dank, mit der Verleihung fort.
Während die Filmkritiker-Laudatoren ihre Begründungen für die Preise weitgehend knapp und prägnant hielten, gab es plötzlich und unerwartet für den Ehrenpreis an Gertrud Koch gleich zwei Laudatoren aus dem Regiebereich, deren Texte gefühlte 30 Minuten dauerten und deren Inhalt zumindest beim ersten Laudator, Max Linz schwer an philosophisch theoretische Schwurbeldiskurse der 68er Jahre erinnerte. Jutta Brückner fasste sich in ihrer Laudatio etwas kürzer und war in ihrer Formulierung deutlich stärker. Bei aller Zustimmung für die Wahl der Preisträgerin,- eine Preisverleihung ist keine Theorievorlesung. Irgendwann, nach etwa drei Stunden, waren dann alle Preise vergeben und man konnte erleichtert wieder an angenehmere Orte oder erschöpft von der stundenlangen Steherei, zurück ins Hotel flüchten. Filmkritiker müssen ja öfter Filme aushalten, die deutlich zu lang und dramaturgisch aus jeder Form geraten sind. Die Verleihung der Kritikerpreise litt deutlich selbst unter diesen Problemen.
Die Auszeichnung für den besten Film aus Sicht der Filmkritik ging übrigens an „Wintermärchen“ von Jan Bonny. Nominiert waren neben dem Preisträger die Filme "Frau Stern" (Anatol Schuster), "Ich war zuhause, aber…" (Angela Shanelec), "Lara" (Jan Ole Gerster) sowie "Vakuum" (Christine Repond).
Dienstag in Berlin
Full House herrscht bei der Koproduktionsinitiative JETS (Junior Entertainment Talent Slate) in der Vertretung von Bremen in der Hiroshimastraße.
Im großen Saal im Erdgeschoss gab es an 13 Tischen Gelegenheit, zu networken, Projekte vorzustellen und seine Ideen zu Filmen werden zu lassen. Die Arbeitssprache ist Englisch. Dabei kann der Geräuschpegel auch schon mal ordentlich ansteigen, doch das ist ein eher gutes Zeichen. Hier wird intensiv gearbeitet. Mit Unterstützung verschiedener Organisationen aus der ganzen Welt, darunter nordmedia, HessenFilm & Medien, Telefilm Canada, NFVF Südafrika, Screen Ireland, Filminvest Norwegen und der NL Film Fonds, findet die Initiative nun schon zum vierten Mal während der Berlinale statt. Die Teilnehmerinnen wechseln nach einem festgelegten Plan die Tische, stellen sich vor, erläutern ihre Projekte oder auch die Bedürfnisse, die das jeweilige Vorhaben noch hat.
Die Organisatoren bieten den ausgewählten TeilnehmerInnen zwei Tage lang perfekte Bedingungen, ihre Projekte zu pitchen und Koproduktion über Ländergrenzen hinweg einzufädeln. Pausen in denen sich die Teilnehmenden im Foyer am Büffet stärken können, sind willkommene Unterbrechungen zwischen den intensiven Gesprächen an den Projekttischen. Aus der Vielzahl an Projekten wählt eine Jury Vorhaben aus, die mit einem Geldpreis zusätzlichen Anschub erhalten. Mindestens genau so wertvoll aber kann die Energie sein, die aus den Gesprächen entsteht. Eine rundum gelungene Initiative.
arte-Empfang in der Akademie der Künste
Beim arte Empfang in der Akademie der Künste am Pariser Platz, dem Lieblingsempfang für Viele aus der Branche, drängen sich wieder zahlreiche Gäste. Manche witzeln über das Coronavirus und dass andernorts solche Grossveranstaltungen ausfallen würden. Nun ja, dann muss man auch die U-Bahn meiden. Und die Kinos und die Berlinale. Auch wenn die Akustik eher mühsam ist, wenn man laut genug spricht (was den Geräuschpegel noch mehr anhebt) geht es dann wieder.
Etwas unverständlich ist bedauerlicherweise das Büffet, Es gibt zwischen all den gereichten Häppchen mit Fleisch genau eine vegetarische Alternative: Ziegenkäse. Veganer haben erst gar keine Chance. Mag sein, dass das den aktuellen Stand der CO2-Vermeidung und Nachhaltigkeitsdiskussion in Frankreich abbildet, doch für den Sender, der wie kein anderer in Dokus über die Fehler der Nahrungsmittelindustrie und Gefahren des Fleischkonsums aufklärt, ist solch ein Catering ein Totalausfall.
Mittwoch
In der irischen Botschaft werden die Gewinnerprojekte der JETS Initiative bekannt gegeben, die 2020er Ausgabe war einmal mehr, ein voller Erfolg.