Bei der Arri Alexa (hier die 65mm Variante) sieht man deutlich unterhalb des Objektivs die runde Gehäuseausbuchtung unter der sich die rotierende Umlaufblende mit dem Spiegelsystem bedindet. Die orange Linie zeigt den Weg, wie das Bild umgelenkt, auf eine Mattscheibe abgebildet und dann über Umlenkspiegel zum Sucherokular (jene Öffnung des Suchers, durch die man hineinschaut) geführt wird
Professionelle analoge Filmkameras und auch einige wenige digitale Videokameras zeigen im Sucher exakt das Bild, das auch auf den Film bzw. Sensor belichtet wird. Damit sowohl für den Filmstreifen/Sensor als auch für die/den Kamera-frau-mann, die/der durch den Sucher schaut, dieses sichtbar ist, wird es zwischen beiden aufgeteilt: Durch eine so genannte Umlaufblende, die zum Teil verspiegelt, zum Teil offen ist, wird immer dann, wenn gerade der Film ein Bild weitertransportiert wird, über den verspiegelten Teil das Bild auf den Kamerasucher umgelenkt.
Vorteile des Spiegelreflexsystems
Beim analogen Film war der Spiegelreflexsucher (Verspiegelte Umlaufblende) zwingend notwendig, wenn man die Kadrage des Bildes exakt kontrollieren wollte. Selbst wenn man das Bild später auf Monitoren kontrollierte, kam dieses von einer Videokamera, die ihr Bild über das Spiegelreflexsystem erhielt.
Und obwohl immer weniger auf analogem Film, also mit analogen Filmkameras gedreht wird, gibt es auch bei einigen wenigen, hochaktuellen digitalen Videokameras optische Sucher. So etwa bei Arris Alexa. Während nämlich digitale Displays oder auch digitale Sucher stets einen Umwandlungs,- und Darstellungsprozess durchlaufen, bei dem Veränderungen entstehen, zeigt der optische Sucher exakt das, was durch das Objektiv auch abgebildet wird. Zudem braucht diese Wandlung hin zu digitaler Darstellung eines Displays stets auch ein wenig Zeit, man sieht also das Bild mit einer leichten Verzögerung, teilweise von mehreren Bildern. Für zeitkritische Inhalte, wie Bewegungsabläufe, Tanz, Musik etc. kann das unter Umständen irritieren.
In der unten stehenden Animation wird das Prinzip des rotierenden Umlenkspiegels (=verspiegelte Umlaufblende) an einer Filmkamera gezeigt. Bei der Arri Alexa läuft kein Filmstreifen mehr hinter dem Bildfenster entlang, dort sitzt statt dessen der Kamerasensor. Doch das Verfahren, wie zeitweise belichtet und zeitweise das Bild des Objektivs auf den Sucher umgelenkt wird, ist weitgehend gleich geblieben.
Belichtung
In obiger Abbildung erkennt man, dass der offene Teil der Umlaufblende in der Belichtungsphase das Bild, das durch das Objektiv gebündelt wurde (symbolisiert durch den schwarzen Pfeil), auf den unbelichteten Film bzw. digitalen Kamerasensor treffen lässt. Man spricht in dem Zusammenhang auch vom Hellsektor, der in der Regel 180° oder 172° beträgt, bei modernen Kameras für bestimmte Anwendungen aber auch verstellt werden kann.
Die zweite Abbildung zeigt, wie das Bildfenster mit dem dahinterliegenden Film durch die Umlaufblende verdeckt wird (keine Belichtung, Zeit um das nächste Filmbild zu transportieren). Gleichzeitig wirft der verspiegelte Teil der Umlaufblende das Bild über Umlenkspiegel auf die Suchermattscheibe. Durch diesen beständigen Wechsel wirkt das Bild im Sucher etwas flimmernd. In der digitalen Arri Alexa sitzt an der Stelle des Bildfensters der Kamerasensor.
Keine Belichtung
Die zweite Abbildung zeigt, wie das Bildfenster mit dem dahinterliegenden Film durch die Umlaufblende verdeckt wird (keine Belichtung, Zeit um das nächste Filmbild zu transportieren, oder in der digitalen Kamera Zeit um die Bildinformationen aus dem Sensor auszulesen). Gleichzeitig wirft der verspiegelte Teil der Umlaufblende das Bild über Umlenkspiegel auf die Suchermattscheibe. Durch diesen beständigen Wechsel wirkt das Bild im Sucher etwas flimmernd.
Einzeichnungen
Auf der Mattscheibe, die der Kameramann durch den Sucher sieht, sind neben dem Bild, welches er aufnehmen möchte und dessen Schärfe er auf der Mattscheibe beurteilen kann, auch noch Einzeichnungen. Diese zeigen dem Kameramann, welcher Teil des Bildes in der Kinoprojektion (rechteckiger Rahmen) und welcher etwa auf dem Fernsehschirm (innerer Rahmen mit abgerundeten Ecken) zu sehen sein wird. Außerdem gibt es ganz außen noch einen Vorschaubereich, in dem der Kameramann erkennen kann, etwa ob die Mirkofonangel ins Bildfeld zu kommen droht. Dann kann er warnen, bevor die Aufnahme ruiniert ist.
Bei fast allen professionellen Filmkameras lassen sich die Mattscheiben, auf denen das Bild für den Sucher ausgespiegelt wird, auswechseln. Das gilt auch für die digitale Arri Alexa. Für die verschiedenen Seitenverhältnisse wie etwa Breitwand, HDTV etc. gibt es auch unterschiedliche Mattscheiben.
Nachteile?
Ja natürlich, die gibt es auch, denn die optischen Systeme machen die Kameras größer, schwerer und wegen des erheblichen Aufwands auch deutlich teurer. Deshalb wird man sie eher auf Filmsets antreffen, bei denen Gewicht und Kosten keine große Rolle spielen und die klassische Arbeitsweise, wie sie das Kino über ein Jahrhundert kannte, bevorzugen.
Arri (Arnold & Richter), jene Firma, deren Gründer den Spiegelreflexsucher mit der rotierenden Umlaufblende erfunden haben, feierte 2017 übrigens ihr 100jähriges Bestehen.