Rundumschlag
Wer schon einmal mit seinem Fotoapparat oder dem Handy und entsprechender Software ein 360 Grad Foto gemacht hat und sich auf der Stelle drehend gefühlte 30 Bilder gemacht hat, der hat am eigenen Leib gespürt, welche Bildwinkel da sauber abgedeckt werden müssen. Selbst wenn man geschickt ist, braucht man sicherlich 2-3 Minuten für alle Einzelaufnahmen eines 360 Grad Fotos. Damit wird klar,- möchte man das Gleiche als Video aufnehmen, gibt es nur einen Weg- mehrere Kameras.
Ja und je weniger Fisheye-Effekt man haben möchte und je besser die Bildqualität sein soll, desto mehr Kameras benötigt man, die man zudem noch so geschickt anordnen muss, dass sie nicht nur ein Rundumpanorama, sondern auch Boden und Himmel mit aufnehmen. Wer an dieser Stelle keine der wenigen dezidierten VR Kameras verwendet, benötigt 360 Grad Rigs um viele Einzelkameras sinnvoll anzuordnen.
Kamerawahl
Man benötigt 4:3 Kameras, Super 16 (16:9) ist nicht so gut geeignet, weil damit ein zu kleiner Bereich aufgenommen wird. Da sich die Datenmengen und meistens auch die Größe der einzelnen Geräte mit zunehmender Qualität vervielfachen, verwenden die meisten Systeme eher simple Kameramodelle. Alle Kameras müssen die gleichen Einstellungen haben. Also alle im 4:3 Modus, alle mit der gleichen Bildfrequenz usw.
Die Bilder der einzelnen Kameras müssen etwas überlappen, damit die Stitch Software Punkte identifizieren kann, an denen die Aufnahmen aneinandergefügt werden müssen.
Anordnungen
Zahllose Tüftler haben unterschiedlichste Systeme erdacht, wie man Kameras möglichst effizient montiert, um alle notwendigen Richtungen abdecken zu können. Dabei kommen von einfachsten Topfuntersetzern über DIY Konstruktionen aus dem 3D Drucker bis hin zu kommerziellen Rigs alle nur denkbaren Varianten vor. Manche Kuben-Konstruktionen erlauben es auch, je nachdem, welches der verschiedenen Stativgewinde man nutzt, unterschiedliche Stitching-Modi zu verwenden.
Kommerzielle Rigs wie der Freedom360 GoPro Mount, das Vahana VR, das H3PRO-6 (für 6 GoPros) oder das H3PRO-10HD (für 10 GoPros) beginnen bei etwa 500 Euro. Selbstverständlich ohne die Kameras. Etwas teurer und aufwändiger ist etwa das 360 Helios für Blackmagics Micro Cinema Kameras. Dafür sind die kommerziellen Rigs optimal justiert und erlauben es, die Kameras leicht aus dem Rig herauszunehmen, was etwa zum Überspielen der Speicherkarten notwendig ist.
Daneben gibt es auch Rigs, die eigenlich nur Panoramaufnahmen ermöglichen, also oben und unten weglassen und die Kameras einfach kreisförmig anordnen, wie das Ninja 600
Synchronfragen
Die meisten Lösungen sind noch nicht Bild, oder Pixelgenau synchronisisert und müssen im Stitching Programm erst verkoppelt werden. Wenn man sie mit Fernbedienung einschaltet kann es vorkommen, dass nicht alle laufen. Deshalb sollte man kurz prüfen, ob alle laufen. Danach muss man ihnen Synchronsignale geben, optisch sowie akustisch. Filmklappen, aber auch Hunde-Klicker oder simples Händeklatschen können die akustische Synchroninformation liefern, das Hin und Herdrehen der Kamera kann die visuelle Synchronisation herstellen.
Bei einem Array aus GoPros ist eine Möglichkeit der Synchronisation, alle auf Fernsteuerung einzustellen und dann mit der Wifi Remote gleichzeitig ein,- und auszuschalten. Doch wirklich optimal ist das nicht, weil jede Kamera zu einem etwas anderen Zeitpunkt losläuft. Um dieses Manko zu kompensieren kann man akustische Signale nutzen, eine Filmklappe oder man klatscht einfach mehrmals in unmittelbarer Nähe der Kameras in die Hände.
Die zweite Methode, zu synchronisieren besteht darin, das Stativ kurz anzuheben und die Kamera kurz einmal hin und her zu drehen.
Belichtung
Ein Anderer Aspekt der "Synchronität" zwischen den Kameras betrifft die Belichtung. Theoretisch sollten alle Kameras da die gleiche Blende benutzen. Doch es gibt Situationen, die nach anderen Vorgehensweisen verlangen. Wenn man Außen dreht, stellt sich häufig das nächste Problem, die Kameras die zum Boden zeigen, bekommen weniger Helligkeit, die die zum Himmel zeigen sehr viel Helligkeit. So hat man später beim Stitching unterschiedlich helle Kamerabilder. Allerdings kann das die Farbkorrektur im Stitching-Programm in weiten Teilen automatisch auskorrigieren. Nur in Extremfällen macht es Sinn durch unterschiedliche Voreinstellungen die Belichtung bereits bei der Aufnahme zu beeinflussen.
Speicherkarten-Artistik
Wohl dem, dessen Kamera/Rig Konstruktion es erlaubt, die Speicherkarten, meistens schnelle SD oder MicroSD zu entnehmen, ohne jede Kamera wieder aus dem Rig herausnehmen zu müssen. Wenn die Videoaufnahmen alle auf separaten SD Karten aufgenommen wurden, kann das Überspielen vieler Aufnahmen zu einer Herausforderung werden. Ein USB Hub mit entsprechend mindestens 6 Anschlüssen sowie USB-Cardreader als Stick erlauben es, alle Karten parallel auf den Computer zu kopieren.
Gewinde und Stitching Varianten
Je nach Kamerarig sind die einzelnen zusammen zu fügenden Aufnahmen unterschiedlich angeordnet. Manche Rigs haben mehrere Schraubgewinde von denen man eines auswählt mit dem es auf das Stativ geschraubt wird.
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