Den Begriff haben sich Japaner ausgedacht, gesprochen wird er eher wie "Bokuh" und meinen will er, wie ein Objektiv speziell mit der Unschärfe umgeht. Gemeint ist die mehr oder weniger interessante Abbildung von so genannten Zerstreuungskreisen, meistens eher im Bildhintergrund und dem Verlauf der Unschärfe.
Punktförmige Objekte oder Lichtquellen werden wenn sie unscharf sind, nämlich als Zerstreuungskreise abgebildet, mehr dazu können Sie im Kapitel über die Schärfentiefe nachlesen. Diese können auch so klein sein, dass wir sie auf der Aufnahme noch als scharf erkennen, also Bokeh meint nicht automatisch große Unschärfe, sondern generell jede Art von nicht präzise scharf abgebildeten Bildanteilen.
Eine Frage der Blende
Insbesondere bei Lichtquellen in der Unschärfe bildet sich zudem die Form der Blende des Objektivs ab. Nun können Blenden aus unterschiedlich vielen Lamellen zusammengesetzt sein. Je mehr Lamellen die Form der Blende bilden, desto runder werden die Zerstreuungskreise abgebildet. Grundsätzlich ist eine höhere Lamellenzahl etwas aufwändiger und wie uns die Objektivhersteller versuchen durch die Kaufpreise zu vermitteln, auch teurer in der Herstellung.
Es gibt bei den unterschiedlichen Herstellern und Objektiven viele verschiedene Blendenkonstruktionen. 16,15,12,11,9,8,7 aber manchmal sogar nur 3 Lamellen sind hier beispielsweise anzutreffen. Übrigens macht sich die Zahl der Lamellen vor allem bei nicht ganz offener Blende bemerktbar, also wenn sie kleiner ist als die größte mögliche Blende. Wenn man mit offenere Blende fotografiert ist die Anzahl der Lamellen nicht ganz so wichtig. Grundsätzlich aber führt eine höhere Anzahl von Lamellen zu runderen Zerstreuungskreisen oder wie es manche ausdrücken, zu einem runderen Bokeh.
Interessant ist auch, dass zum Beispiel bei Seiten,- oder Gegenlicht die Objektive mit gerader Lamellenzahl genau so viele Lichtstrahlen als Streulicht abbilden, wie Lamellen, während bei ungerader Lamellenzahl genau doppelt so viele abgebildet werden, wie die Zahl der Lamellen. Also bei 8 Lamellen werden 8 Strahlen, bei 9 Lamellen werden 18 Strahlen abgebildet. Das liegt daran, dass bei geradezahligen Lamellen an den jeweiligen Lamellenkanten eigentlich zwei Strahlen erzeugt werden, diese aber übereinander liegen und dadurch nicht als zwei sichtbar werden.
Auch die Art des Glases, welches für die Linsen verwendet wird, hat Einfluss auf die Abbildung der Zerstreuungskreise. Bei langen Brennweiten (Tele) ist der Schärfentiefebereich geringer als bei kürzeren Brennweiten (Weitwinkel), hier kann man im Telebereich leichter im Bildhintergrund Zerstreuungskreise erzeugen. Allerdings sind diese bei Tele diffuser, bei Normalbrennweite oder Weitwinkel definierter. Das ist ein wenig auch eine Geschmacksfrage, was genau man sucht.
Und da wir wissen, dass bei offener Blende (also niedrigem Blendenwert auf dem Objektivring) der Schärfentiefebereich am geringsten, die Unschärfe im ausserhalb dieses Bereichs liegenden Teil des Bildes also am besten sichtbar wird, ist klar dass man Fotos bei denen man das Bokeh eines Objektivs zur Gestaltung nutzen möchte, bei geöffneter oder ganz offener Blende machen sollte.
Letztlich hat sogar der Kamerachip bzw. das Aufnahmemedium einen Einfluss auf die Wirkung. Während beim guten alten analogen Film die Übergänge der Zerstreuungskreise hin zum übrigen Hintergrund zumeist recht weich verlaufen, was sehr mit den Silberholgeniden und Farbkupplern im Film zu tun hat, können sie bei manchen Kamerasensoren durchaus recht hart, fast wie helle Scheiben abgebildet sein. Letztlich ist es auch eine Frage des Geschmacks und des Stils, was genau man auf welche Weise abbilden möchte. Wir sprechen über physikalische Phänomene, sprechen über Look, über Gewohnheiten.
Historische Themen verlangen vielleicht sogar nach den Abbildungsfehlern der Objektive, die in der Zeit in der der Film spielt, hergestellt wurden. Auf jeden Fall ist nicht immer das Teuerste Objektiv automatisch auch das Beste in Bezug auf das Bokeh. Machen Sie Tests, vor allem auch zusammen mit der Kamera, die Sie verwenden wollen, nicht jede Kombination ist ideal. Manches Spitzenobjektiv produziert in Zusammenhang mit einem hochauflösenden Vollformatsensor bei Lichtquellen im Hintergrund runde Scheiben, die wie Smarties aussehen...
Die Wirkung ist von sehr vielen Faktoren abhängig, auch die Abbildungen in diesem Artikel haben nur bedingte Aussagekraft,- die Blende, die Lichtrichtung, Farben, so viele Faktoren verändern die Wirkung des Bokehs. Überprüfen Sie Ihren eigenen Geschmack und lassen Sie sich nicht von Leuten beeinflussen, die ständig technischen Parametern hinterher hecheln. Das Wichtigste bleiben die Inhalte, die wir in unseren Filmen erzählen wollen.