Das überrascht die Kamerabranche doch ziemlich - Fujifilm stellt eine eigene Cinema Kamera vor. Auf der japanischen Fachmesse InterBEE 2024 präsentiert der Kamerahersteller seine Neuentwicklung dem staunenden Fachpublikum. Im Kinobereich sind große Sensoren, "Large Format" (LF) durchaus üblich, also Sensoren die noch größer sind als Full Frame. Arri und andere Hersteller bieten diese Option schon länger an, sie bietet höhere Auflösungen und geringere Schärfentiefe. Einen so großen Sensor wie Fujifilms Mittelformat haben nicht einmal die Alexa LF oder die Alexa 65.
Da ist es natürlich naheliegend, wenn man denn schon ein Kamerasystem im Mittelformat für die Fotografie entwickelt hat, wie eben Fujifilms GFX Format, dieses auch für Filmzwecke zu adaptieren. Dafür hat der Hersteller ähnlich wie diverse Konkurrenten, ein Box-Format gewählt, an dem alle wichtigen Anschlüsse und Schalter gut zugänglich und in professionellen Normen angebracht sind.
Die Kamera nennt sich Fujifilm GFX Eterna, benannt nach dem analogen Kleinbildfilm den Fujifilm früher produzierte. 2025 soll sie auf den Markt kommen und ist weitgehend eine GFX100 II in einem Cine-Gehäuse. Es wird also der GFX 102MP CMOS II HS Sensor (Sensorbreite von 43,8 mm / damit ist er 1,7 Mal größer als Full Frame) sowie deren X-Processor 5 zum Einsatz kommen. Insbesondere für Cinemascope Formate ist das Sensorformat sehr gut geeignet. Dank des geringen Auflagemaßes wird es angeblich Adapter auf alle wichtigen Objektivanschlüsse inklusive PL-Mount geben.
Soweit so gut, allerdings fragt man sich, wie der Kamerahersteller, dessen Fotoapparate nicht gerade durch besonders leisstungsstarke Videofähigkeiten auffallen, es schaffen will, diese für die neue Cine-Kamera bereitzustellen. Wenn man davon ausgeht, dass das Innenleben der GFX 100 II verwendet wird, wären Aufnahmen in 4K 10 Bit 4:2:2 mit bis zu 60p und 8K-Videos bis 30p möglich. Und auch ein passender Log wird mit einem kommenden Firmware Update, dem F-Log2 C an Bord sein. Aufgenommen wird auf SD oder CFexpress Typ B Karten.
Noch ist die auf der InterBEE 2024 gezeigte Kamera ein Prototyp und die Entwickler halten sich etwas bedeckt was die finalen Features angeht, so etwa ob es auch zuschaltbare ND Filter geben wird und welche Codecs dann final zur Verfügung stehen werden, doch der Sensor und das Processing werden denen der GFX 102 entsprechen.
Eine echte Herausforderung wird sicher sein, die schiere Datenmenge so schnell aus dem Sensor auszulesen und zu verarbeiten, dass es ohne sichtbaren Rolling Shutter geschieht. Dafür ist extreme Rechenleistung und Hochtechnologie nötig, bisher hinkte Fujifilm mit seinen Kameras da eher etwas hinterher. Auch bei der Bildstabilisierung, der Belichtungsautomatik und dem Autofokus zeigten sich die Kameras des japanischen Herstellers nicht als Klassenbeste. Bei Cine-Kameras sind diese Technologien zum Glück nicht so zwingend gefragt.
Wofür die User die Kameras lieben, sind das X-Trans Debayering und die Color-Science, welche für natürliche, eher zurückhaltende Farben sorgen. Man darf also mehr als gespannt sein, wie sich die neue Kamera dann in der Praxis schlägt.
Bild: Pressefoto Fujifilm