Das mit 7 Jahren noch relative junge Beijing Filmfestival zeigt rund 500 Filme aus aller Welt und dauert rund eine Woche. Wir sind vor Ort und besuchen das Festival. Das Programm selbst ist auf 30 Kinos sowie Kunst,- und Filmhochschulen verteilt und lockt zahlreiche Kinobesucher bei mildem, sonnigem Wetter in die dunklen Säle.
Das internationale Programm ist sehr breit aufgestellt, diverse Filme sind in den USA oder Europa längst in den Kinos zu sehen gewesen, doch ihre Aufführung in China stand noch aus. Die Zahl der Reihen ist enorm und nicht wirklich übersichtlich.
So heißt denn auch eine Retro-Festival-Sektion bezeichnenderweise "Blockbusters" und sie zeigt auch eben solche. X-Men, Logan, Batman, Deadpool & Co
Klassiker
Restaurierte Fassungen von Filmklassikern, wie "Belle de Jour", "Annie Hall", "Hiroshima mon Amour", "Der dritte Mann" oder "L´átalante" oder auch eine Retrospektive mit Ingmar Bergmann Filmen sowie Reihen von Wes Anderson, Zhang Yimou oder Pedro Almodovar lassen die Herzen von Cineasten höher schlagen. Weniger erfreulich war hingegen die Nachricht, dass Luca Guadagnino "Call me by your name" auf politische Weisung kurzfristig aus dem Programm genommen werden musste.
Große Regie-Nachwuchssektion
Neben den großen Titeln gibt es auch verschiedene spannende Sektionen, in denen man NachwuchsregisseurInnen entdecken kann. Diese sind natürlich für das Movie-College besonders interessant. So etwa die Reihe Forward Future Filmdirectors, die im Kino der BFA, der Beijing Film Academy stattfindet, ein spannender Ort, neue Talente aus China und der ganzen Welt zu entdecken.
Durch die Einbettung in die Filmakademie, insbesondere die Abteilung Filmtheorie, sind die Diskussionen nach den Filmen auf höchstem Niveau. Der Vize-Dekan der BFA, Wu Guanping, ist gleichzeitig Herausgeber und Chefredakteur der wichtigsten chinesischen filmtheoretischen Filmzeitschrift "Film Art" und Leiter des chinesischen Filmkritikerverbandes.
Hier laufen unter anderem Feilipe Barbosas "Gabriel and the mountain", Mariam Khatchvanis "Dede", Lea Mysius "Ava" Alireza Khatamis "Oblivion Verses", Lhalal Gyals "Wangdrak´s Rain Boots" oder Christine Reponds "Vakuum", dessen Vorführung auch Jean-Philippe Jutzi von der Schweizer Botschaft besuchte.
Die internationalen Gäste werden von Student-inn-en der BFA sowie Dolmetschern betreut und haben bei Rahmenveranstaltungen, wie einem gemeinsamen Essen, Gelegenheit, Kontakte zu machen.
Eine Besonderheit der "Forward Future" Reihe ist es, dass die Filmemacher-innen zu ausführlichen Interviews mit dem Professor für Filmtheorie eingeladen werden, der alle Filme mehrfach angeschaut hat und viele dezidierte Fragen zu den Filmen stellt. Die Interviews werden später in Chinas bester Filmzeitschrift über Filmtheorie veröffentlicht.