Colormeter gehörten zur Königsklasse der Messegeräte in der Film,- und Fotoindustrie. Sie wurden erdacht und hergestellt für Aufnahmen auf analogem Film. Da gibt es nämlich keinen Weißabgleich, deshalb war es notwendig, das Licht verschiedener Scheinwerfer in der Farbtemperatur auszumessen und mit Farbkorrekturfolien an die vorgegebene Farbtemperatur des Filmmaterials anzupassen.
Wozu man sie heute in der digitalen Cinematographie und Fotographie nicht mehr benötigt, ist das Ermitteln der Farbtemperatur, mit der die Kamera arbeitet, das können moderne Kameras meist besser. Colormeter helfen heute dabei, verschiedene Lichtquellen im Filmset auf eine einheitliche Farbtemperatur zu bringen.
Colormeter sind richtig teuer und viele User kaufen sie gerne gebraucht, wo sie immernoch recht hohe Preise aufrufen. Die wichtigsten Hersteller waren Minolta (Minolta Color-Meter IIIF, Minolta Color-Meter II, Minolta Color-Meter I), Gossen (Colormaster 3F), Seconic (Sekonic C-500 Prodigi, Sekonic C700-U) und Kenko (Kenko Color Meter KCM-3100). Wobei Minolta vor Jahren Konkurs angemeldet hat und Kenko im Prinzip die Minolta-Geräte mit leicht verändertem Design unter eigenem Namen weiter herstellt und verkauft.
Der häufigste Defekt bei derartigen Geräten ist nicht etwa ein Totalausfall, sondern die Fehlmessung. Was kann man tun, wenn der eigene Colormeter nicht mehr richtig anzeigt?
Funktionsweise
Im Grunde genommen arbeiten Colormeter ähnlich wie Belichtungsmesser mit Messzellen. Doch während der Belichtungsmesser mit nur einer Messzelle (Selen etc.) auskommt und im Grunde Lux misst und daraus Lichtwerte und Blendenwerte ermittelt, benötigt der Colormeter drei Messzellen, die jeweils einen der drei Farbkanäle CMY in Lux erfasst und daraus einen Farbtemperaturwert ermittelt. Ganz konkret sind dafür verschiedene Filterfolien vor den Messzellen. Colormeter benötigen hierfür eine Elektronik, welche die drei Messungen umrechnet in Kelvin.
Sehr alte Colormeter haben die einzelnen Messungen angezeigt und der Benutzer musste dann selbst über eine Tabelle oder eine Art Rechenschieber die Farbtemperatur ermitteln. Das war nicht so genau, die damaligen Colormeter waren aber auch für analogen Film und nicht gepulstes Licht entwickelt worden, da genügte die Genauigkeit durchaus.
Alterung
Wer aber heute auf die Idee kommt, einen alten Colormeter aus den 50er oder 60er Jahren wie den Gossen Sixtomat Color Finder, den Gossen Sixticolor, Weka Rebihoff Color Meter, in einer der Versteigerungsplattformen zu erwerben, darf getrost davon ausgehen, dass die Messzellen bzw. die vor ihnen angebrachten Filter längst so gealtert sind, dass man falsche Messergebnisse erzielen wird. Sie haben zumeist ein cooles Retro-Design, sind aber zum Messen nicht mehr zu gebrauchen.
Gleiches gilt auch für den ebenfalls formschönen, aber uralten Minolta Colormeter I mit analoger Anzeige. Und selbst der bereits digital anzeigende Minolta Colormeter II dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Grund des Alters falsche Messungen abliefern.
Ein neuer Colormeter ist vom Werk kalibriert und misst die Farbtemperatur mit hoher Genauigkeit. Das wird auch viele Jahre lang so bleiben, doch irgendwann altern auch dessen Messzellen und es kommt zu Fehlmessungen. Die Hersteller halten sich da eher bedeckt, was die Zeitphasen angeht in denen ihre Produkte zuverlässig sind. Meist wird vorgeschlagen, alle 2 Jahre das Gerät bim Hersteller wieder neu kalibrieren zu lassen. Für neuere Geräte eine teure, aber immerhin funktionierende Lösung.
Reparieren oder Austauschen?
Eine professionelle Einmessung eines gealterten Colormeters kann, wenn man überhaupt noch Firmen findet, die das für alle Colormetertypen anbieten, recht teuer werden. Oft ist es gar nicht merh möglich, weil beispielsweise die alten Geräte zum Kalibrieren der Minolta-Colormeter gar nicht mehr existieren. Wenn überhaupt sollte man versuchen, die Verschiebungen der Messwerte selbst mit der unten beschriebenen Methode zu korrigieren.
Eine andere Frage ist, ob ein Colormeter angesichts moderner LED Lichtquellen überhaupt noch ausreicht. LED Leuchten sind nämlich hinsichtlich der Farbtemperatur und Farbwiedergabe längst nicht so genau wie künstliches Glühlicht, Fluoreszenzlicht Fluoreszenzlicht oder HMI Licht. Deshalb kann es Sinn machen, weitere Parameter zu messen um auch die Farbwiedergabeindexe CIE 13.3 dem IES TM-30-15, Television Lighting Consistency Index, Ra und R9 zu berücksichtigen. Für diese Messungen sind sogenannte Spektrometer sinnvoll, wie etwa das Mavospec Base von Gossen.
DIY Kalibrierung
Nachdem eine echte Neukalibrierung älterer Colormeter zumeist gar nicht mehr angeboten wird, weil die entsprechenden Messgeräte gar nicht mehr existieren, macht es wenig bis gar keinen Sinn, an den Potentiometern auf der Platine des jeweiligen Colormeters herumzuschrauben. Auch existieren einfach keine Reparaturmanuals für diese Geräte, man kann froh sein, wenn man noch Bedienungsanleitungen im Web findet. Also eigentlich ist dann solch ein Colormeter ein Totalverlust. Allerdings kann man versuchen, wenn es sich bei jeder Messung um die gleiche Differenz handelt, um die falsch angegeben wird, den Colormeter durch Filterfolien nachzukalibrieren.
Für unsere DIY Kalibrierung sind ein paar Hilfmittel sehr sinnvoll. Zunächst einmal benötigt man einen neueren, kalibrierten Colormeter, dann sowohl eine Kunstlichtquelle (echtes Glühlicht, kein LED) als auch eine Tageslichtquelle, das kann auch echtes Tageslicht sein.
Irrwege
Die Idee ist nun, die Verschiebung oder den Fehler beim Messwert durch Filterfolien auszukorrigieren. Zunächst könnte man auf die Idee kommen, einen Filterfächer von einem der Korrekturfolienhersteller wie Lee, Rosco oder Tiffen etc. zu verwenden. Der Filterfächer hat nämlich den Vorteil, dass insbesondere 85 er oder auch CTO genannt als auch 82 er, auch CTB genannte Filter in feinsten Abstufungen, also 1/8, 1/4, 1/2 etc. im Fächer vorhanden sind. Wenn nun also der defekte Farbtemperaturmesser zum Beispiel eine zu hohe Farbtemperatur (3500 statt tatsächlicher 3200) für Glühlicht anzeigt, könnte man diesen Wert durch eine 1/8 CTO versuchen, auszugleichen. Wenn man eine solche Konversionsfilterfolie vor die Kalotte hält, sinkt der gemessene Wert tatsächlich auf ca. 3200 Kelvin. Wer nun denkt, damit die Lösung gefunden zu haben, der irrt. Denn sobald man mit dem gleichen 1/8 CTO Tageslichtfarbtemperatur ausmisst, erhält man einen völlig verschobenen Wert. Ein Filterwert, den man genenerell unter die Kalotte packt, ist also nicht die Lösung.
Subtraktive Filter
Man muss also die drei einzelnen Messsensoren getrennt betrachten (bei manchen Colormetern kann man die Kalotte einfach abschrauben) und man muss von den klassischen Korrekturfolien für Scheinwerfer wegkommen. Denn die Filter, mit denen die drei rein technisch identischen Sensoren im Messkopf des Colormeters auf die drei verschiedenen Farbanteile hin sensibilisiert werden, sind Filter der subtraktiven Farbmischung und die sind weder Orange (CTO) noch Blau (CTB) sondern Cyan, Magenta und Gelb (Yellow), weshalb wir von CMY Filtern sprechen. Diese Filter gibt es leider nicht in den einschlägigen Filterfächern. Es gab sie früher im Laborbedarf, denn für die analogen Vergrößerungen von Farbfotos im Labor wurden genau diese Filter benötigt. Mit etwas Glück kann man solche Filter auf Auktionsplattformen noch ersteigern. Sie haben den Vorteil, dass ein Laborsatz in sehr feinen Dichteschritten differenziert, was die Justage deutlich erleichtert.
Vorgehensweise
Die Vorgehensweise ist nun folgende: Man misst mit dem genauen Referenzcolormeter die Kunstlichtquelle und die Tageslichtquelle aus und notiert die ermittelten Farbtemperaturen (in der Regel in Kelvin). Nun nimmt man die gleichen Messungen mit dem dejustierten Colormeter vor. Wichtig ist dabei, dass man nur das jeweilige Licht ohne andere Lichtquellen im Raum ausmisst. Nun notiert mn die Farbtemperaturen des fehlerhaften Colormeters. Die Richtung, in der die fehlerhafte Anzeige geht, also ob sie die Farbtemperatur zu niedrig oder zu hoch anzeigt, gibt einem bereits Hinweise, mit welcher Korrekturfolie man den Fehler versuchen kann, zu korrigieren. Wenn etwa statt einer tatsächlichen Tageslichtfarbtemperatur von 5600 Kelvin nur 4800 Kelvin angezeigt werden, so ist vermutlich der für den Blaukanal zuständige Sensor nicht mehr so empfindlich.
Nun versucht man vorsichtig, den Messkopf des defekten Colormeters zu öffnen. Im Besten Fall kann man die drei Messzellen direkt erreichen. In unserem Beispiel wird zu wenig Blauanteil gemessen. Nun muss man nur noch herausfinden, welcher Sensor für welchen Farbanteil zuständig ist und sich vergegenwärtigen, dass man immer gegenläufig filtern muss. Mit einigem Testen (hier ist viel Geduld gefragt) findet man in vielen Fällen einen Filterwert, der den Messfehler des Color-Meters wieder grob auskorrigiert. Eine präzise Korrektur gelingt dabei in den seltensten Fällen, andererseits sind Abweichungen in der Größenordnung von bis zu 50 Kelvin so gering, dass man sie nie bemerken würde. Man schneidet ein entsprechend kleines Stück Filterfolie aus und setzt dieses behutsam vor den betreffenden Sensor. Wenn nun die Farbtemperatur wieder weitgehend korrekt angezeigt wird, muss man testen, was diese Filterfolie beim Messen der Kunstlichfarbtemperatur bewirkt hat. Im besten Fall ist dort die Fehlmessung auch korrigiert.
Falls die Messung der Kunstlichfarbtemperatur aber eine deutliche Verschiebung aufzeigt, muss man versuchen, die einzelnen Farbkanäle, also die drei separaten Messsensoren einzeln durch Filterfolien zu korrigieren. Das bedeutet Trial and Error und man wird, da es die Korrekturfolien nicht in unendlichen Differenzierungsstufen gibt, auch nur ungefähr an die tatsächlichen Messwerte herankommen. Da man aber auch die Scheinwerfer am Filmset mit den gleichen Folienabstufungen aneinander anpasst und dort ebenfalls nur so genau korriegiert werden kann, wie es die Folien- Dichteabstufungen erlauben, kann man mit einem derart neu kalibrierten Farbtemperaturmesser durchaus wieder grob arbeiten.
Fazit
Das Ziel, möglichst ähnliche Farbtemperaturen bei den verwendeten Lichtquellen zu erzielen, lässt sich damit mit geringen Toleranzen wieder erreichen. Wie bereits erwähnt, machen moderne LED Scheinwerfer insbesondere in Hinblick auf Hauttöne ohnehin andere Messgeräte,- nämlich Spectrometer notwendig. Aber bevor Ihr Euch da in kostspielige Investitionen für ein solches Gerät hineinbegebt,- das wird noch teurer,-die Hersteller solcher Spectrometer empfehlen, diese einmal im Jahr neu justieren zu lassen...