Der erste Planungsschritt
Die realistische Einschätzung eines Projekts beginnt mit dem sorgfältigen Lesen des Drehbuchs. In der nächsten Phase werden Szene für Szene die produktionsrelevanten Informationen in so genannten Auszügen erfasst. Sie werden später die Basis für den Drehplan bilden.
Gemeint sind die Drehorte, die Licht- und Wetterbedingungen, welche Schauspieler, welche besonderen Requisiten erforderlich sind, etc. Probieren Sie es selbst aus! Für jede Szene eines Drehbuchs machen Sie sich ein vorgegebenes Formular, in welches Sie entweder von Hand oder gleich am Computer die verschiedenen Erfordernisse eintragen können - etwa, ob künstlicher Regen, ein Stuntman oder ein Kran benötigt wird.
Wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Einschätzung des Aufwands, also wie lang man braucht, um diese Szene zu drehen. Wird es ein drittel, halber oder ein ganzer Drehtag? Für diese Bewertung sollten Sie mit der/dem Regisseur(in) sprechen.
Auszüge
So ähnlich können Ihre Auszüge im einfachsten Fall aussehen.
Von der Größe her sollten genau drei dieser Streifen auf ein DIN-A4-Blatt passen. Wenn Sie lieber etwas mehr Platz zum Arbeiten haben, können Sie auch für jeden Auszug eine A4-Seite zu opfern. Für das Layout können Sie Ihrer Fantasie freien Lauf lassen. (Seminaristen können sich aber auch hier im Movie-College Produktionsseminar ein passendes Excel-Arbeitsblatt downloaden).
Wenn dann auf diese Weise das gesamte Drehbuch erfasst ist, können Sie eine große Kork oder Styropor-Platte und mit Nadeln oder Reißzwecken die einzelnen Auszüge nebeneinander an die Wand hängen. Vielfach wird diese analoge Methode auch heute verwendet, weil man einfach einen sehr guten Überblick herstellen kann,- die Displays insbesondere von Notebookbildschirmen sind doch recht begrenzt in den Darstellungsmöglichkeiten.
Natürlich gibt es dafür auch digitale Apps und Programme, welche bei der Planung helfen, weiter unten nennen wir ein paar Anbieter.
Sortieren
In welcher Reihenfolge? Nichts fürchtet der / die Produktionsleiter-in so sehr, wie unnötige Umzüge von Drehort zu Drehort. Sortieren Sie daher als erstes mal Ihre Auszüge nach Drehorten! Optimieren Sie auch nach Entfernungen der Drehorte voneinander, damit sie an einem Drehtag mit Umzug nicht zuviel Zeit verlieren. Wie wäre es, wenn Sie gleich loslegen?
Sie benötigen eine Drehbuchszene? Nichts leichter als das. Hier ist eine Drehbuchszene, die Telefonszene aus „Liebe, Leben Tod“, die sie gleich mit einer schwierigen Situation konfrontiert: Jede der zwei Personen, die da miteinander telefonieren, befindet sich nämlich an einem anderen Motiv. Seminaristen arbeiten an dieser Stelle natürlich mit dem ganzen Drehbuch.
Für Sie bedeutet das in einem solchen Fall (Telefonsituation): 2 Auszüge anfertigen, bei denen Sie hinter der Szenennummer jeweils durch den Buchstaben A oder B die beiden Teile der Szene differenzieren. In der Praxis werden die beiden Szenen-Teile an zwei verschiedenen Drehtagen entstehen. Deshalb wird es für die Person im Team, die für Continuity zuständig ist, besonders herausfordernd, parallele Abläufe festzuhalten und abzustimmen.
Selbstverständlich gibt es für diese Arbeit längst Software. Hier seien an dieser Stelle als Beispiele "Adobe Story Plus", "Movieplan", "Fuzzlecheck", "StudioBinder's video & film scheduling software", "Shot Lister", "Yamdu", "Gorilla Scheduling", "Scenechronize" oder auch "Dramatify" genannt.
Zwingende Reihenfolge
Vielfach gibt es zwingende Gründe, weshalb bestimmte Szenen vorher und andere später gedreht werden müssen. In Krimis etwa, insbesondere wenn diese als Reihe oder Serie industriell hergestellt werden, gibt es stets einen hohen Anteil an Szenen im Kommissariat. Das sind die Szenen, welche die Produktionsfirma wenig Geld kosten, weil man unter Studiobedingungen drehen kann und in denen man viele Drehbuchseiten pro Tag, zumeist dialogisch abdrehen kann. Allerdings ist es in den Krimis üblich, dass diverse Videos, Fotos etc. in den Szenen im Kommissariat zum Fahndungsablauf gehören.
Die Kommissar*Innen schauen sich am Computerbildschirm, dem Tablet oder auch auf dem Smartphone Bilder vom Tatort, von anderen Fahndungsorten, von der Leiche, Videos etc. an. All diese Aufnahmen werden natürlich dann hergestellt, wenn man auch die Szenen am Tatort oder bei Befragungen vor Ort etc. dreht, denn das nachträgliche implementieren per Compositing wäre aufwändig und teuer. Deshalb müssen die Tatortszenen bzw. Szenen aus der Gerichtsmedizin etc. vor den Szenen im Kommissariat gedreht werden. Gleiches gilt für alle Arten an Visualisierungen, wie etwa Stadtpläne, Kartenansichten, Webseiten usw. Solche Dinge sind bei der Drehplanung unbedingt zu berücksichtigen.
Anhaltspunkt
Übrigens, um noch einmal zu unserer Beispielszene zurückzukommen: Der Regisseur / die Regisseurin hat für jeden Teil (A und B) jeweils einen Drittel Drehtag veranschlagt.