Die Moderator*Innen der Tagesschau befinden sich allein in einem vor Licht,- Ton und Kameratechnik nur so strotzenden Fernsehstudio. Die gesamte Technik wird aus dem Regieraum ferngesteuert. Hier sorgen die Produktionsingenieure Bild und Ton, der Bildmischer (heute Sendepilot genannt), ein Supervisor, eine Teleprompter-Sekretärin, ein Beleuchter, ein Koordinations-Mitarbeiter sowie der Chef vom Dienst für einen reibungslosen technischen Ablauf. Daneben gibt es natürlich noch einen Newsroom Mit Redakteurinnen und Redakteuren sowie Mediengestaltern für die Videomaterialien. Im Aufnahmestudio selbst sorgen Shotoku und Camerarobot Systeme für die entsprechenden Bewegungen der sechs Sony HD Kameras im Studio. Die Technik im Tagesschaustudio ist nicht ganz neu und auf HD ausgelegt, doch das Prinzip dahinter, dass man in bestimmten Bereichen mit ferngesteuerten Kameras arbeitet, wird immer weiter entwickelt. Praktisch alle wichtigen Kamerabewegungen und Einstellungen lassen sich heute fernsteuern. In nicht allzuferner Zukunft wird das Ganze auch bei der Tagesschau auf IP-Technik und 4 K umgestellt werden.
Ferngesteuertes Produzieren trifft man auch bei Großveranstaltungen, etwa die Olympischen Spiele oder andere Sportevents. Sportserien. Vielleicht muss man für diverse Formate gar nicht mehr mit einem riesigen Team an alle möglichen Orte in der Welt reisen, vielleicht kann man viele Dinge auch per Remote Produktion lösen und so Reise,- und Transportkosten sparen. Der Ü-Wagen muss vielleicht gar nicht immer irgendwo in die Welt verschifft werden. Gerne argumentiert man in diesem Zusammenhang auch mit dem CO2-Footprint einer solchen Veranstaltung.
All in One Systeme bieten praktisch alle Funktionen aus einer Hand und mit einer Schnittstelle an, die Kameras lassen sich dann aus der Regie per Joystick steuern. Gerade wenn es sich um bestimmte Routinen handelt oder die Kameraführung nicht allzu anspruchsvoll ist, können diese Systeme helfen, Abläufe fehlerfreier und natürlich durch Personaleinsparung, auch preiswerter zu produzieren.
Letzteres ist das wohl wichtigste Argument, für den Einsatz der vernetzten technologischen Lösungen für alle Arten der fernbedienbaren Broadcast-Produktion. Produzenten und Medienunternehmen versprechen sich von diesen Systemen eine effektive Arbeitsweise, weniger Personal und geringeren Aufwand. Ein einzelner Kameramann oder Operator kann problemlos aus der Ferne 3 Kameras mit unterschiedlichsten Positionen, Bewegungen und Bildausschnitten bedienen.
Kompakte Systeme
Natürlich kann man die aufwändige Technik im Tagesschau-Studio nicht mit den kompakten Lösungen verschiedener Anbieter von Remote-Production Technik vergleichen, doch die aktuellen Low-Cost Systeme können bereits eine ganze Menge. Man möchte es kaum glauben, aber Corona hat gerade im Bereich Corporate und Institutioneller Medienkommunikation den Bedarf an Remote-Technik noch einmal deutlich in die Höhe getrieben. Der Zwang, wegen Covid-19 die Zahl der Menschen, die sich am gleichen Ort befinden, zu reduzieren und von überall aus arbeiten zu können, brachte verstärkt Remote Lösungen hervor. Dass in den Studios weniger Crew-Mitglieder anwesend sein müssen machte Remote Producing zu einem Gamechanger bei Produktionen mit Abstandsregeln. Man konnte Kameras aus der Ferne steuern, sogar Bildmischer konnten von anderswo aus arbeiten. So konnte die Sicherheit von Produktionsteams besser sichergestellt werden.
Inzwischen haben sich die Sicherheitsregeln wegen Corona weitgehend aufgelöst, doch die Remote-Systeme sind vielerorts geblieben. Die neuen Systeme arbeiten IP- basiert, das bedeutet, dass die gesamte Steuerung und Kontrolle dieser Kameras über ein simples Netzwerkkabel und dann per Internet erfolgen kann. Bediener und technisches Personal können notfalls sogar von zu Hause oder von anderen, entfernten Studios aus arbeiten. Teammitglieder können sich also an ganz verschiedenen Orten aufhalten und miteinander arbeiten.
Damit die Kameras kompakt gebaut werden können und auch bei der Schärfe keine Probleme entstehen, haben sie kleinere Sensoren. Statt APS-C oder Fullframe arbeitet man hier häufig mit 1 Zoll Sensoren. Das macht natürlich etwas mit der visuellen Anmutung, doch die steht vielleicht auch nicht immer im Zentrum einer Übertragung oder Aufzeichnung. Man spricht bei diesen Konzepten auch von PTZ Kameras, was soviel bedeutet wie Pan-Tilt-Zoom also Kameras, die sich in jede Richtung bewegen, schwenken und zoomen lassen. Sie verfügen meist auch über moderne Autofokus Systeme, welche sicherstellen, dass es keine Unschärfen gibt.
Beispiele PTZ Kameras
- JVC KY-PZ200BE
- Canon CR-N500 BK
- Canon CR-N300
- Canon CR-X500 (Für Außeneinsatz)
- Panasonic AW-UE150KEJ
- Panasonic AW-UE160
- Sony BRC-H800
- Sony BRC-X400
Schnittstellen
Die meisten der aktuellen Remote-Kameras bieten mindestens HD, häufiger aber 4 K. Man kann das Bildsignal wahlweise über IP in H.265, H.264 & MJPEG ausgeben, über BNC-Kabel für 3G-SDI oder per HDMI. Manche Systeme bieten auch 12G-SDI, Full NDI, NDI|HX, SMPTE 2110, SRT.
Natürlich benötigt man noch Fernbedieneinheiten für die jeweiligen Kameras. Sie ermöglichen die Kontrolle über alle wichtigen Kameraeinstellungen, wie beispielsweise Fokus, Weißabgleich und Belichtungszeit. Zudem haben sie auch einen Multifunktions-Joystick eine Zoomwippe und mehr. Außerdem lassen sich zahlreiche Presets abspeichern und abrufen. Natürlich hat da jeder Hersteller seine eigenen Lösungen hierfür im Angebot. Bei Canon ist das beispielsweise die RC-IP100 bei Sony die RCP-3500.
Weniger anspruchsvolle Kamera-Aufgaben werden vermutlich zunehmend von PTZ Kameras übernommen werden, doch in den allermeisten Fällen werden das Können und die Kreativität von Kameraleuten selbst mit Unterstützung durch die KI, nicht zu ersetzen sein.