Vor allem seit immer mehr Videos von Bloggern für Social Media online gehen, ist der Bedarf, minderwertigen, fehlerhaften Ton zu reparieren, deutlich gestiegen. Dank zunehmen ausgefeilter Soundbearbeitungsprogramme und Künstlicher Intelligenz ist heute vieles reparierbar, was von Jahrzehnten als Totalschaden gegolten hat. Doch diese Soundreparatur-Programme erfordern einiges Hintergrundwissen und Knowhow. Da ist es natürlich spannend, wenn Adobe Tools entwickelt, welche auch ohne tiefere Kenntnis von Tonbearbeitung spürbare Verbesserungen möglich machen.
Tonverbesserung
Premiere Pro hat ab dem 24.2-Update einige sehr nützliche Audio Tools spendiert bekommen, welche manche Tonprobleme lösen können. Eines der gravierendsten Probleme gerade wenn man nicht mit Tonprofis aufnimmt, sind Aufnahmefehler oder Schwächen im Tonmaterial. Dazu gehören Ausfälle von Funkstrecken, der Irrglaube, mit einem auf die Kamera montierten Mikrofon könne man gut Interviews aufnehmen und mehr. Genau hier soll "Enhanced Speech AI-Tool" helfen, welches dank KI sogar halligen Ton mit viel Schallreflektionen auf ein einigermaßen akzeptables Niveau heben kann. Das Tool ist vor allem darauf optimiert, laute Hintergrundgeräusche zu reduzieren, doch es verfügt auch über Möglichkeiten, Stimmen mehr in den Vordergrund zu holen. Wer bei Aufnahmen das Problem hat, dass zu viel Hall über der eigentlichen Stimme liegt, kann mit Spezieltools, etwa dem Izotope RX De-reverb Modul in der Version 11 vermutlich mehr bewirken, doch auch die bordeigenen Audio-Tools von Premiere bringen schon spürbare Besserung.
Man darf sich da natürlich keinen Illusionen hingeben, ein ordentlich geangelter Ton eines Richtmikrofons oder der klare Klang eines Lavaliermikrofons wird immer überlegen sein. Aber wenn man beispielsweise mit zwei Kameras gedreht hat und der Ton der einen Kamera, welcher das Ansteckmikrofon über eine Funkstrecke hätte aufzeichnen sollen, ist komplett ausgefallen, dann hat man nur noch den Ton der Kameramikros der zweiten Kamera. Der Ton ist hallig und dünn, es gibt keine Bässe, die Stimme ist eher dünn und spitz. In einem solchen Fall kann das Enhanced Speech Tool vielleicht helfen.
Dazu öffnet man zunächst über "Anzeigen" das Fenster für Essential Audio Tools. Danach wählt man den Speech Enhancer aus. Darin wiederum wählt man den Audioclip, den man verbessern möchte. Unter Clear Audio Type wählt man "Dialog" aus. Unter Enhance Speech wird "Enhance" Ausgewählt. Weitere Optionen muss man selbst durchprobieren, welche am Besten geeignet sind die betreffende Aufnahme zu optimieren. Ansonsten muss man sich auf sein Gehör verlassen, eine gute Abhöre ist zu empfehlen. Denn allzu schnell können Phasing-Effekte oder starke Zischlaute auftauchen, welche die Stimmen dann künstlich klingen lassen. Es ist eine Gratwanderung, nur wenn man die Tools mit hoher Sensibilität verwendet, wird die Tonreparatur erfolgreich verlaufen.
Weitere Features
Zwei weitere interessante Feature sind "Audio Category Tagging und Interactive Fade Handles. Mit Hilfe von Audio Category Tagging erkennt Premiere dank KI automatisch ob es sich bei einem Audioclip um Dialog, Musik, Soundeffekt oder eine Atmo handelt und weist diesen der entsprechenden Kategorie zu. Durch diese Kategorisierung weiß das Essential Sound Panel immer automatisch, welche Tools der Tonbearbeitung für diese Kategorie besonders hilfreich sind. Das Tool "Interactive Fade Handles" bietet verbesserte Tools zum Anpassen von Ein,- und Ausblenden sowie Audioübergängen zwischen Clips. Dafür stehen drei verschiedene Arten von Crossfade-Übergängen zur Auswahl: Constant Gain, Constant Power und Exponential Fade.
Mit der Funktion „Sprache verbessern“ wird auch Rauschen entfernt und schlechte Sprachaufnahmen werden deutlich verbessert. Über den Regler "Mix Menge" kann man selbst entscheiden, wie stark die KI in das Originalmaterial eingreifen darf. Diese Tools sind ein Schritt in die richtige Richtung, gerade für Nicht-Tonspezialisten ist die Handhabung einfach gehalten. Natürlich sind die indivduellen Bearbeitungsmöglichkeiten eingeschränkt, doch oft genügen bereits die vom Programm angebotenen Verbesserungen.