MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

Streaming Seite 4000

 

Antiquiertes Gesetz

In den USA lässt eine Klagewelle gegen Webseiten, die Videos abspielen, aufhorchen. Der Hintergrund ist ein Gesetz aus den Achtzigerjahren, welches findige Anwälte ausgegraben haben, um sich neue Einnahmequellen zu erschließen. Ende der Achtzigerjahre haben die Republikaner unter der Führung von Ronbald Reagan ein Gesetz verabschiedet, welches es Videotheken verbat, persönliche Informationen über ihre Kunden, wie etwa deren  Mietvorgänge, Filmtitel etc. ohne deren Zustimmung an Dritte weiterzugeben. Das Ganze nannte sich "Video Privacy Protection Act" und meinte Jeden, der Videoverleih oder ähnliche Dienste anbiete.

Was damals noch ein individueller Verstoß gegen das Recht auf Privatsphäre war, ist heute im Internet, welches eben "ähnliche Dienste" wie den Verleih von Videokassetten im großen Umfang anbietet, geradezu lächerlich. Damals gab es noch kein Internet,- heute erfasst fast jede Webseite per Tracker oder Cookies persönliche Daten der User und gibt diese Metadaten häufig auch an werbetreibende Dritte weiter. (Movie-College ist da eine der wenigen Ausnahmen). 

Gesetzlich ist für Verstöße gegen diesen Video Privacy Protection Act eine Strafe von 2.500 US-Dollar vorgesehen, dabei sind ein möglicher Strafschadensersatz, Anwalts,- und Gerichtskosten noch gar nicht eingeschlossen. Und genau das kann, nicht nur in den USA, sehr teuer werden.

Die Zahl der Webseiten, auf denen Videos gezeigt werden, geht in die Millionen. Die meisten von ihnen haben keine schriftliche Zustimmung der User, dass sie Metadaten erheben und weitergeben dürfen. Inzwischen fordern Anwaltskanzleien in den USA sogar per Anzeigen im Internet User auf, sich über deren Kanzlei an Sammelklagen zu beteiligen. Stand Oktober 2022 sind bereits 50 Sammelklagen in den USA anhängig,- ein wunderbares Betätigungsfeld für Kanzleien mit schwacher Auslastung.

Dass dies nur deshalb möglich ist, weil ein völlig aus der Zeit gefallenes Gesetz in welchem die Vorstellung, dass es mal ein Internet geben werde, nicht mal ansatzweise vorkommt, hindert die vielen US Gerichte die nun mit diesen Fällen überhäuft werden, nicht daran, zahlreiche Unternehmen, darunter GameStop, CNN oder BuzzFeed in kostspielige Prozesse hineinzuziehen. Während Streaming-Anbieter wie Disney, Netflix oder Amazon per Vertrag mit den Usern genau die Einwilligung für diese Erhebung persönlicher Daten eingeholt haben, fehlen derartige Vereinbarungen bei den allermeisten Webseiten.

Natürlich haben wir kein Recht, auf solche Vorgänge mitleidig herabzublicken. Manche Gesetze und Regelungen gehen auch hierzulande teilweise sogar noch auf mittelalterliche Verfügungen zurück. Man denke nur an die Handwerksprivilegien, die an die Zünfte im Mittelalter erinnern, an das Zölibat, an Besitzverhältnisse riesiger Ländereien aus der Feudalzeit und vieles mehr. Und viele Gesetze rund um Medien stammen auch bei uns aus Zeiten, in denen es kein Internet gab.

Es zeigt einmal mehr, dass technische Entwicklungen so rasant voranschreiten, dass Gesetzgeber deutlich höheres Tempo einlegen und weniger komplexe Änderungsverfahren etablieren müssen, um damit Schritt zu halten. Aktuell ist unklar, ob Millionbeträge auf die beklagten Unternehmen zukommen werden oder ob die Gerichte abwägen, was denn genau mit den privaten Daten gemeint sein könnte.

Ist das der Name und die Telefonnummer oder bereits eine ID-Nummer, durch die man auf den Namen und die Telefonnummer rückschließen kann. Was ist mit dem Microsoft, Google oder Facebook-Konto welches man für das Login auf der Videoseite verknüpft hat? In den USA hat ein Wettlauf begonnen zwischen den Anwälten, die auf die hohen Einnahmen spekulieren und den Medienpolitikern, die diese offensichtliche Gesetzeslücke und Unverhältnismäßigkeit schließen wollen. Noch besteht die Hoffnung, dass einige der Richter erkennen werden, wie weit das Gesetz vom gelebten Alltag im Web entfernt ist.

 

Banner Regie GK 4000

Weitere neue Artikel

Räumen wir doch mal mit ein paar Unklarheiten, was die Lichtstärke von Objektiven bezogen auf die Bildgröße angeht, auf...

Arri hat eine neue, kompakte 65 mm Alexa vorgestellt, die das Drehen im größeren Format erleichtern soll

Der Sora KI Videogenerator ist ab sofort für Jeden verfügbar und produziert aus Textprompts realistische Videoszenen

Obwohl die Welt gerade viele Verwerfungen aushalten muss, Weihnachtsfilme geben uns den Glauben an ein besseres Miteinander wieder...

Die Darstellung von Prostitution im Film kann zutiefst realistisch aber auch unfassbar klischiert sein. Wo liegen die dünnen Trennlinien?

Dass es tatsächlich immer noch etwas kleiner geht, beweist DJI mit seinen neuen Mini-Funkstrecken

Was Film-Fans über die optimale Bandbreite und Internetgeschwindigkeit wissen sollten

Warum haben historische Stoffe aus der Zeit der Antike von der Stummfilmzeit bis heute das Publikum fasziniert?

Wer keine Kameratasche mit sich rumschleppen will, braucht eine Schutzhülle um die Kamera im Rucksack etc. zu transportieren. Vielleicht eine Geschenkidee...

Was ist aus den Kinos Eurer Kindheit geworden? Supermärkte, Möbelhäuser oder Fitness-Center? Nur wenige wurden restauriert und blieben erhalten...

Eigentlich logisch, dass Film als eigenständige Kunstform auch eigene Museen hat,- wir haben uns umgeschaut...

Es kommt spät, aber es kommt,- ein kompaktes, bezahlbares 2.4 GHz Funksystem für Semi-Profi Einsätze von Sennheiser