Wes Andersons Hundefilm ist ein Meisterwerk der Animation und vereint alte und modernste Techniken miteinander. Der Film ist eine Parabel auf den Umgang der Welt mit ihren Flüchtlingen und damit die Story und Botschaft möglichst überzeugend rüber kommen, hat ein großes Team an Animationskünstlern, Ausstattern, Kostümschneidern, Licht, Kamera,- und Compositing Spezialisten alles gegeben.
Anderson, der in seinen bisherigen Filmen (The Royal Tennenbaums, Grand Budapest Hotel, Die Tiefseetaucher etc.) eher reale Welten surreal gestaltet hat, konnte hier in dieser komplett gebauten Fantasiewelt noch weitaus weiter gehen, als die Wirklichkeit es zulässt. Auch in "Isle of Dogs" hat er einmal mehr einen ganz eigenen Mikrokosmos erschaffen, in dem sich seine Protagonisten,- in diesem Film vornehmlich Hunde, bewegen. Da ist es wenig überraschend, dass Anderson auch das Drehbuch zu dem Film geschrieben hat.
Und dass sie sich bewegen, ist einem Team von Trick-Animateuren zu verdanken, die tapfer je einzelne Bewegungsphase von Hand verändert haben. Produktionsbeginn war der Herbst 2016, die Animationen entstanden in England, an der Umsetzung war unter anderem der in Berlin ansässige Simon Weisse (Miniature Supervisor, Propbuilder, Modellbauer) beteiligt.
Auf der Berlinale 2018 war "Isle of Dogs" der Eröffnungsfilm und in dem VR Showroom des Festivals lief ein 360 Grad Video zu dem Film. Einen Eindruck von der Arbeit der Filmcrew, von der möglichst realistischen Sprachsynchronisation aller Figuren und natürlich dem Look und Style des Films vermittelt dieses kurze Making of:
Das Video zeigt auch, auf welchem technischen Stand Stop Motion sich inzwischen befindet, da wirken die alten Animationsstreifen eines Ray Harryhausen (Sinbads 7. Reise, Jason und die Argonauten, Eine Million Jahre vor unserer Zeit etc.) doch weitaus eckiger, künstlicher. Aber Harryhausen hatte in der vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts neben einer Kamera und viel Fantasie, nur sehr begrenzte technische Möglichkeiten.
In den letzten Jahrzehnten haben fast nur noch die Aardman Brothers mit ihren Knetanimationsfilmen (Chicken Run, Wallace & Gromit etc.) Stop Motion in die Kinos gebracht. Viele Fans dieser Tricktechnik mussten lange warten, bis wieder Jemand den ungeheuren Arbeitsaufwand auf sich genommen und von Hand animiert hat.
Ein kurzer VR-Film, in dem sich die einzelnen Hundecharaktere vorstellen und auch ihre Animateure gezeigt werden, lief unter anderem auf dem Sundance Festival sowie auf der Berlinale 2018, wobei "lief" der falsche Ausdruck ist, man konnte sich, wenn sie denn mal frei waren, eine der VR-Brillen aufsetzen und in die Welt der Hunde eintauchen.
Angesichts moderner CGI Animationen, die vollständig im Computer entstehen, wirken Stop Motion Animationsfilme fast wie überholte, alte Handwerkstechniken früherer Epochen. Doch gerade dieser handwerkliche Charakter verleiht ihnen einen ganz besonderen Charme.
Auf jeden Fall lohnt es sich, Andersons Hunden einen Kino-Besuch abzustatten.