Wie kommt der analoge Film ins Fernsehen?
Dass ein Film im Kino (jedenfalls manchmal noch) durch einen Projektor läuft, ist jedem klar. Doch wie kommt so eine Filmkopie ins Fernsehen, auf Video, DVD oder BluRay? Auf welche Weise wird aus einem analogen, chemisch organisch hergestellten Filmbild mit Farbkupplern auf Acetat eine digitale Bildinformation, die auf Bildschirmen dargestellt werden kann?
Diese Aufgabe erledigen so genannte Abtaster (Telecine) auch Filmgeber genannt. Sie haben meist die Ausmaße von Kühltruhen, sind aber deutlich teurer als diese. Diese Geräte sind erforderlich, um Filme die auf Filmmaterial vorliegen, in Videosignale umzuwandeln. Sie sind die Verwandten der sogenannten Filmscanner, mit denen man Filmmaterial besonders hochwertig digitalisiert etwa um dann ein digitales Intermed weiterzubearbeiten.
So mancher hat sich schon überlegt, wie kann ich nur meine alten Super 8 Filme "abfilmen" um sie auf Video zu übertragen. Das Drehen von der Leinwand bringt nicht viel Freude, und dennoch, die ersten Abtaster arbeiteten so ähnlich: Man ließ den Film durch einen Projektor laufen, dessen Bilder in eine Videokamera projiziert wurden. Die Bildröhren der Kameras speicherten das Bild auf Speicherplatten, die wiederum von einem Elektronenstrahl abgetastet werden.
Während Kinoprojektoren den Film nach wie vor intermittierend projizieren, arbeiten seit Jahrzehnten fortschrittliche Filmabtaster mit einem kontinuierlichen Filmtransport. Dabei wird das Bild Linie für Linie oder Spot für Spot abgetastet. (Flying Spot Abtaster).
Filmabtastung
Die modernen Abtaster sind häufig für diverse Filmformate (16 mm, 35 mm) und Bildfenster (Aspect Ratio) geeignet. Einige können sogar für Super 8 verwendet werden. Der Filmbereich wird, um diesen vor Staub zu schützen, durch transparente Abdecktüren verschlossen. Jede Fluse, jedes Staubkorn wird natürlich bei der Abtastung gestochen scharf abgebildet und ist daher äußerst lästig. Daher verwendet man für Abtastungen möglichst frische Kopien und reinigt diese zusätzlich noch vorher.
Zusätzlich gibt es auch ein Verfahren, mit dem auch nicht ganz „optimale“ Kopien oder Negative in optisch guter Qualität abgetastet werden können. Wetgate oder „Liquid Gate“ heißt das Zauberwort, welches ursprünglich beim Kopieren von Filmen, inzwischen aber vor allem beim Abtasten auf Video unschöne Schrammen unsichtbar werden lässt.
Der Trick funktioniert so:
Im Bereich des Abtastfensters wird der Film durch eine Flüssigkeit transportiert, welche die gleichen optischen Brechungseigenschaften gegenüber dem Licht oder dem Elektronenstrahl hat wie das Filmmaterial selbst. Dort wo Kratzer oder Schrammen das Trägermaterial beschädigt haben, füllt die Flüssigkeit diese Schrammen einfach aus und macht sie damit unsichtbar. Zudem werden kleinere Schmutzpartikel verschwinden.
Manche Abtaster sind auch in der Lage, die Zahl der Filmbilder für die unterschiedlichen TV- Formate zu verändern. So werden in den USA Filme, die mit 24 Bildern/Sekunde (Standard) gedreht sind, für das amerikanische Fernsehsystem (60 Hz) auf 30 Videobilder „gestreckt“. Dabei werden einzelne Filmbilder doppelt verwendet oder mit Hilfe moderner Computersysteme möglichst unauffällig neue Zwischenbilder berechnet. Man spricht in diesem Fall von 3:2 Pull Down.
In Europa (PAL oder Secam TV-Norm mit 50 Hz) ist eine derart massive Manipulation beim Übertragen auf Video zum Glück nicht erforderlich. Die relative Nähe von Filmgeschwindigkeit (24 B/Sek.) und Zahl der Fernsehbilder (25 B/Sek.) erlaubt es, die Filme einfach 1:1 abzutasten. Im Fernsehen oder Video laufen sie dann geringfügig schneller als im Kino, aber das bemerkt man kaum.
Scannen
Abweichend von den Flying Spot Geräten gibt es aber auch neuere Abtaster die das Bild nicht mehr als Videosignal, sondern als Dateninformation einscannen. Diese greifen wieder auf die alte Transportphilosophie zurück, und tasten den Film Vollbild für Vollbild ab.
Dabei wird jedes Bild, ähnlich wie in einer Kamera von drei CCD Sensoren (z.B. 1920X1080 Pixel oder in 2K, 4K) aufgenommen. Dadurch steht mehr Zeit für die Abtastung jedes Bildes zur Verfügung, was die Klarheit und Auflösung verbessert. Damit stellen also eine Kombination aus Scanner und Abtaster dar. Allerdings machen allzu hohe Auflösungen nur dann Sinn, wenn die Qualität des analogen Filmnegativs auch entsprechend hoch ist.
Color-Matching
Welches Verfahren auch verwendet wird, während oder im Anschluss an die Abtastung müssen die einzelnen Einstellungen noch farbkorrigiert werden. dieses Verfahren nennt man auch Color-Matching. In der digitalen Kinofilmbearbeitung spricht man angesichts der neuen Farbkorrekturmöglichkeiten auch gerne von "Grading". Wer Wert auf optimale Ergebnisse legt, sollte darauf achten, dass Kameramann/frau unbedingt bei diesen Korrekturen dabei ist.