Schnee macht was er will
Wenn man nicht bei winterlichen Temperaturen gerade irgendwo in den Bergen dreht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass für die geplanten Schneeaufnahmen das ersehnte Weiß ausbleibt.
Oder aber der Schnee hält sich in keiner Weise an die Anschlüsse laut Drehbuch. Mal liegt er hoch, mal ist er fast weggeschmolzen, mal fallen keine oder zu kleine Schneeflocken. Selbst der kälteste Winter ist keine Garantie für sorglose Dreharbeiten. Dieses Schicksal haben nicht nur Filmschaffende zu tragen. Auch die Werbeindustrie, die für ihre Winterkampagnen das Foto-Shooting vorzugsweise bereits im August oder September ansetzt, ist auf entsprechende Hilfe angewiesen.
Während echter Schnee oft gar nicht erst fällt, obwohl er aber im Drehbuch steht, oder bei Temperaturen über 0 Grad einfach wegschmilzt, löst sich künstlicher Schnee für Filmzwecke nicht einfach so wieder auf. Es ist nämlich nicht der gleiche Schnee, der in Skigebieten aus den Schneekanonen kommt. Man muss also bei der Verwendung am Set unbedingt auch jede Menge Zeit für die anschließenden Reinigungsarbeiten einplanen. Kunstschnee ist nicht so ohne und kann die Drehorte beeinträchtigen.
Auch muss man für das künstliche "Einschneien" ausreichend Vorbereitungszeit einplanen. Auch genügend Strom für die verwendeten Geräte muss vorhanden sein.
Auf Nummer Sicher
Für die perfekte Illusion und die Planungssicherheit bei Dreharbeiten muss ganz genau geplant werden, welche Einstellungen denn mit Eis und Schnee versehen werden sollen, wie gross der Bildausschnitt wird, und vor allem wie genau denn der Zuschauer den Schnee sehen wird. Je größer die Flächen, desto höher der Aufwand.
Eiszapfen aus Plexiglas lassen sich sogar als Detail aufnehmen, so naturgetreu sind sie. Die guten Stücke sind aber nicht ganz billig, 100,- bis 150,- Euro muss man als Stückpreis schon anlegen.
Eis kann man aus Wachs und Paraffin herstellen.
Schnee ist nicht gleich Schnee
Es gibt chemischen (Schaum-)Schnee, Schnee aus feinem Papierschnitt (sehr fein gemahlene Zellulose), Schnee aus Styropor, Schnee aus Stärke, aus Kartoffelmehl, Schnee aus Silikon, Schnee als Schaumstoffmatten, Schnee aus Sprühdosen für Eisblumen an den Fensterscheiben, aber auch Schneemaschinen, die – sofern die Kälte ausreicht – aus Unmengen von Wasser veritablen Schnee erzeugen.
Der Kunstschnee knirscht unter den Füßen und hinterlässt sogar richtige Schuhabdrücke. Im Bedarfsfall können sogar Schneebälle aus dem Material geformt werden.
Realitätsnah
Da die Kosten mit dem Realitätseindruck des Schnees steigen, kann man bei größeren Sets für den Hintergrund durchaus die billigste Variante wählen, und nur im Vordergrund und für den evtl. rieselnden Schnee die Luxus-Ausführung wählen.
Denn im Vordergrund würde es auffallen, wenn die Schneeflocken statt vom Mantel des Hauptdarstellers abzufallen, wie magnetisch am Textil (statisch aufgeladen) haften bleiben. Deshalb nimmt man statt Kunststoff am Besten Schnee aus Seifenlauge, der mit speziellen Schneeerzeugern den Schnee zielgerichtet über dem Bildausschnitt positionieren. Je nach Situation kann zusätzlich auch eine Windmaschine helfen, die Illusion perfekt zu machen.
Einzig die fehlenden Atemfahnen könnten da noch Hinweise auf die Schwindelei geben, doch das Kompensieren die Schauspieler durch ihr Spiel, die roten Wangen und das entsprechende Winter-Outfit. Zu kalt darf es für die Seifen-Schneeflocken auch nicht sein, sonst friert die Seifenlauge ein. Betrachten Sie doch einmal einen der zahllosen amerikanischen Weihnachtsfilme genauer und versuchen Sie, statt auf die Darsteller, auf die Flocken zu achten. Sie werden sehen: Es ist nicht alles Schnee, was fällt.
Es ist übrigens auch schon vorgekommen, dass die Produktion, den Wetterprognosen folgend, viel investiert hat, um für den Winterdrehtag auch sicheren Schnee im Bild zu haben, und das künstliche Weiß wurde nach und nach von echten Schneeflocken zugedeckt...