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Diesmal also eine Berlinale, die in der zweiten Hälfte des Februar stattfindet. In diesem Jahr begann das größte deutsche Filmfestival rund eine Woche später, als sonst. Viel wärmer ist es deshalb trotzdem nicht... das ist schon jahrzehntelangs so, seit sie vom Sommer in den Winter vorverlegt wurde, um sie für amerikanische Produzenten interessanter zu machen.

 

Wenigstens war man auf das kalte Wetter bereits von Zuhause vorbereitet. Mild war es praktisch nirgendwo, auch nicht in München, wo das Movie-College entsteht. Auffällig war schon im Vorfeld, dass sich die Hotelpreise erhöht haben. Die Stadt tut alles dafür, den Ruf loszuwerden, man könne dort preiswert leben.

 

Dass man dann noch in die üblichen Touristenfallen tappt und die schlechteste Pizza und die schlechteste Lasagne seit gefühlten Jahrhunderten isst und dafür noch viel bezahlt, ist vor allem für den Magen bedauerlich, kann einem aber in jeder Stadt an der Touristenmeile passieren. Das muss man nicht der Stadt, sondern eher dem eigenen Verstand anlasten, wenn man da hinein gerät.

 

 

Festivalteppiche

Beeindruckend, wie die weiblichen Stars auf dem roten Teppich zur Eröffnung vorzugsweise schwarz trugen und alles dafür taten, den Erwartungsdruck schön und Sexy aussehen zu müssen, loszuwerden. #MeToo also auch hier auf dem roten Teppich, bis hin zum schwarzen Rollkragenpullover,- warum nicht, den Temperaturen und der aktuellen Diskussion angemessen, war es allemal,- doch die Veränderungen müssen an ganz anderer Stelle stattfinden.

 

 

Nichts geändert hat sich hingegen an den langen Schlangen sowohl an den Ticketschaltern als auch an den Berlinale-Souvenirtheken. Aber das scheint auch gewollt, schließlich erhöht es, will man gängigen Verkaufspsychologien glauben, die Behrlichkeit. Hinter dem Hyatt Hotel am Potsdamer Platz warten derweil schon die VIP-Limousinen darauf, die Ehrengäste der bevorstehenden Abendpremiere die 60 Meter um die Ecke zum roten Teppich zu fahren.

 

 

Am Potsdamer Platz selbst erwartet einen die gleiche Weihnachtsdeko in den Bäumen wie in jedem Jahr, das macht gar nichts, neu und vielleicht sogar ein wenig innovativ sein müssen oder sollen hier die Filme. Im Wettbewerb wird man das schwerer entdecken, zu sehr versucht das Festival ganz besonders hier den Publikumsgeschmack zu treffen und natürlich auch große Namen auf den roten Teppich zu locken. Beim Eröffnungsfilm, "Isle of dogs" von Wes Anderson ist das auf jeden Fall schon mal gelungen, obwohl die Hauptfiguren animierte Hunde waren. Aber indem die Synchronsprecher-innen Bill Murray, Jeff Goldblum, Tilda Swinton und Liev Schreiber zur Premiere kamen, ließ sich eben doch jede Menge Stardust verbreiten. Rechnung aufgegangen.

 

Auch die Food-Trucks bieten zusätzlich zu den Imbiss-Angeboten in den Einkaufsarkaden eine gewisse Abwechslung. Die Straßen sind gut gefüllt, auch in diesem Jahr zieht die Berlinale sowohl Filmprofis aus der ganzen Welt als auch jede Menge echte Zuschauer an.

 

Montag

Creative Europe

 

Traditionell findet da immer der "Creative Europe" Tag statt und der war auch in diesem Jahr gut besucht. Föderfunktionäre und Kreative diskutierten auf verschiedenen Panels über europäische Identität, die Zukunft des Media-Programms und natürlich auch über künftige Audivisuelle Spielarten, wie etwa Virtual Reality und Augmented Reality. Im Ritz Carlton stellt die europäische Förderung Initiativen vor und zeigt Highlights des vergangenen Produktionsjahres. Vor allem eine Veranstaltung fürs Networking und natürlich Familientreffen europäischer Filmproduzenten und Förderfunktionäre.

 

Nicht alles, was da vorgestellt wird, klingt wirklich schlüssig, so ist ECVI, -der Gedanke, dass Kinobetreiber die von ihnen gezeigten Filme in einer eigenen Videothek als "Pay per view" anbieten, ja ganz nett, aber die Zuschauer und damit die potentiellen Kunden akzeptieren fast nur noch Abo-Modelle, wo sie für eine geringe Pauschale hunderte Filme anschauen können. Zudem ist es nicht einfach, derartige Videoteheken an einem so hart umkämpften Markt zu platzieren... man wird sehen...

 

HFF Empfang

 

Der Alumni-Empfang der HFF führte Ehemalige und aktuelle Studierende der Münchner Filmhochschule zusammen. Das Event in der Köthenerstraße ist traditionell ein Kaffee,- und Kuchen Empfang bei dem man vor allem Ehemalige Absolventen wiedersehen kann. Wie einer der anwesenden Martins, dessen Nachnahmen wir hier nicht nennen wollen, anmerkte, hat sich die Anzahl der Höhrgeräte beim Event spürbar erhöht. Kein Wunder bei einer Hochschule, die seit über 50 Jahren existiert..

 

In einer kleinen Talkrunde wurde Nico Hofmann zu seinem beruflichen Weg seit dem Abschluss der HFF Mitte der Achtziger Jahre bis heute als Chef der UFA, Deutschlands größter Filmproduktion befragt. Er beschrieb seinen Weg vom zunächst Regiestudenten zum Produzenten sehr eindrücklich und hob die Bedeutung der klassischen Fernsehsender für die Filmbranche einmal mehr hervor.

 

arte

 

Beim arte-Empfang wird im Eingangsbereich neben der Garderobe eine wenig VR angeboten, zwei Brillen auf denen man Jerusalem-Eindrücke oder wie man auch sagt, Begegnungen anschauen kann. Es sind nicht wirklich viele Gäste, die von dem Angebot Gebrauch machen. Vielleicht ist der Desk etwas unglücklich positioniert, vielleicht aber greifen auch hier die Probleme, mit denen VR auch im Massenmarkt zu kämpfen hat. Welche Inhalte locken wirklich? Will man seine mühsam für das Event gestylte Frisur ruinieren, um ein paar Minuten in die Brille zu schauen? Möchte man, möglicherweise von Menschen, die einen kennen, dabei beobachtet werden, wie man da mit Brille herumtastet?

 

Fernsehen auf der Suche nach Erneuerung, auch bei arte ein virulentes Thema. VR ist da eine der vielversprechenderen Spielarten natürlich eine Nische noch, doch es ist lobenswert, dass arte sich damit auseinandersetzt. Und allemal besser, als selbsternannten Beratern, welche die Fernsehsender angeblich zu besseren Zuschauerquoten beraten können, auf zweifelhaften Wegen zu folgen.

 

Das cross,- oder transmediale Erzählen über Mediengrenzen hinweg ist da so eine fragwürdige Spielart, auf die einige öffentlich rechtliche Sender setzen und damit eine Menge Geld verbrennen. Den Beweis einer signifikanten Steigerung von Zuschauerquoten sind derartige Projekte bisher weitgehend schuldig geblieben. Letztendlich sind starke originäre Programme bisher jedenfalls viel wirksamer, als die transmedialen Glücksversprechen. Und langfristig müssen sich die Öffentlichen eben doch auch auf das Abruf-Modell einlassen,- Menschen wollen selbst bestimmen, wann sie was sehen.

 

 

Beim arte Empfang erzählt man sich, bei der Veranstaltung "Kultur will Wandel" im Tipi am Kanzleramt, wo es unter anderem um eine breitere Beteiligung von Frauen in der Medienbranche und um #MeToo ging, habe eine rechte Frauengruppe mit einer Störaktion versucht, Aufmerksamkeit zu erregen. Weder deren Inhalt noch die Aktion sind weiterer Rede wert, das Publikum hat die Störerinnen mit "Nazis raus" entsprechend kommentiert.

 

Die Berlinale bleibt spannend und wir freuen uns schon auf den nächsten Festival-Tag...

 

Dienstag

Es ist erstaunlich freundlich für Berliner Verhältnisse, selbst der gefürchtete Ostwind hält sich etwas zurück. Es gibt schon einige Filmtitel, von denen man sich erzählt, sie seien absolut sehenswert. "The Green Lie" gehört dazu. Im Internationalen Filmmarkt sind bereits einige Stände verwaist, bestenfalls ein paar Kartons und Speditionskisten zeugen davon, dass hier eifrig Filmrechte verkauft wurden. Die übrigen Marktteilnehmer sind natürlich weiter hoch aktiv und im Atrium des Martin Gropius Baus herrscht buntes Treiben.

 

Im Marriott Hotel befinden sich noch einmal fast genau so viele Stände, untergebracht in Hotelsuiten etc. Hier haben sich vor allem die amerikanischen Sales-Agents in den letzten Jahren ihren eigenen, nobleren Filmmarkt etabliert. Da werden dann auch gerne gekühlte Getränke beim Verkaufsscreening gereicht. Die Berlinale-Shuttle-Busse fahren die potenziellen Filmeinkäufer zwischen den verschiedenen Örtlichkeiten hin und her.

 

 

Unten im Erdgeschoss gibt es,- wie bei inzwischen fast jedem Filmfestival,- einen Virtual Reality Raum, wo spannende Produktionen gezeigt werden. Einige sind nur an bestimmten Tagen verfügbar, andere kann man die ganze Zeit über anschauen. Dazu gehören auch einige VR Filme, die auf dem Sundance Festival liefen, darunter auch ein VR-Making of von "Isle of dogs", ein schlaues Marketing-Toool zum Anderson Film, der hier in Berlin das Festival eröffnete. Auf jeden Fall eine hervorragende Gelegenheit, aktuelle Titel des nur sehr langsam wachsenden Repertoires an hochwertigen VR Filmen, anzuschauen.

 

Am Nachmittag lud Eastman Kodak zur Happy Hour ein ins Josty im Sony Center, wo sich die Freunde des analogen Films zusammenfanden. DOP und Kodak Representative Michael Boxrucker begrüßte die Gäste persönlich, diverse Kollegen von Kodak präsentierten unter anderem einen Prototyp der vieldiskutierten neuen Kodak Super 8 Kamera.

 

 

Mittwoch

Traditionell sehr früh begann der "Early Morning Brunch" im Berlin Capital Club auf Einladung der Filmanwälte SKW Schwarz um 8:30. Matthias Schwarz stellte in seiner kurzen Begrüßung ein paar der Errungenschaften aber auch Herausforderungen des vergangenen Jahres sowie von 2018 vor und wies auf eine neue Initative hin, welche deutschlandweit das Knowhow in Sachen Virtual Reality bündelt.

 

 

Zum Thema passend präsentierten sich drei verschiedene Dienstleister aus diesem Verbund an Tischen im Capital Club mit ihren Dienstleistungen in diesem Bereich. Außerdem wurde ein neu geschaffenes Stipendium vergeben, das SKW Schwarz Stipendium für Produktions-Absolventen deutscher Filmhochschulen. Dem oder den Siegern wird für ein Jahr lang anwaltliche Unterstützung durch die Kanzlei mitsamt all den vorhandenen Kontakten in die Medienbranche gesponsert. In diesem Jahr wurden Absolventen der Filmakademie Ludwigsburg ausgezeichnet.

 

 

JETS in der kanadischen Botschaft. Direkt am Leipziger Platz in der kanadischen Botschaft fand ein kreatives Frühstück und Get Together von Nachwuchproduzenten statt. Die Koproduktionsinitiative vereint Nachwuchs- Produzenten/Regisseure mit deutschen, kanadischen, irischen, finnischen und britischen Produzenten, Sales Agents, Finanzierungs- und Verleih Firmen

 

Die schlechte Nachricht des Tages: Der VR Raum im Marriott Hotel ist abgebaut,- wie schade und wie seltsam, so etwas mitten während des Festivals zu beenden...

 

Donnerstag

 

Für die meisten, die zur Berlinale angereist sind, ist der Donnerstag in der Regel der späteste Abreisetag. Für die Münchner gibt es in der Regel nur noch einen wichtigen Termin, den FFF Empfang. Es handelt sich vor allem um eine Art Familientreffen, wo man Kolleg-inn-en aus der Medienindustrie in gemütlicher Runde wiedertreffen kann.

 

Draußen vor dem Eingang der bayerischen Vertretung in Berlin herrscht vor allem zu Beginn der Veranstaltung großer Andrang. Die Torhüter-innen des Events bemühten sich höchst pädagogisch, auf die Ansinnen von nicht geladenen Gästen einzuwirken und den Ruf als härteste Türe Berlins zu verfestigen.

 

Dass da so manche Inkonsequenzen geschehen, kann vorkommen, dass aber geförderte Regisseure mit deren aktuellen Festival- und Preiserfolgen man gerade auf der Homepage wirbt, dabei abgewiesen werden, gehört eher zu den seltsamen Verhaltensweisen.

 

Der Empfang wurde erstmals von der neuen FFF Geschäftsführerin, Frau Dr. Carolin Kerschbaumer eröffnet. Bei traditionellen bayerischen Gerichten fanden angeregte Gespräche im Allwetter-Biergarten der bayerischen Vertretung statt.

 

Shame upon you, Lufthansa

Am Flughafen Tegel erwartet einen völlig unvorbereitet eine groteske Überraschung oder nennen wir es realistischer,- das nackte Chaos. Die Lufthansa hat den einzigen Vorzug des Flughafens, dass man das Gepäck direkt an den Gates aufgeben kann, abgeschafft und leitet alle Lufthansa Passagiere in eine einzige Riesenschlange an der ganze fünf Menschen arbeiten. Zwei für die 12 Gäste der Businessclass und Drei für die dreihundert übrigen Passagiere.

 

Nach 40 Minuten liegen die Nerven blank, das Boarding am entgegengesetzten Teil den Airports hat schon längst begonnen. Da hat sich ein schlauer Controller bei der Lufthansa wieder was einfallen lassen und ganz nebenbei ein wenig Holzklasse Feeling unter die Leute gebracht. Lufthansa Preise zahlen und den Service einer miserablen Billigairline erhalten.

 

Dass bei derartigen Fehlentscheidungen das Flugzeug 30 Minuten später startet liegt natürlich daran, dass die letzten Passagiere ihre Koffer so spät erst aufgeben konnten. An der großen Zahl Passagiere, die das Ganze nur noch mit Kopfschütteln kommentieren konnten, lässt sich erahnen, dass die Bahn zukünfig wohl eine höhere Auslastung auf der Strecke verzeichnen wird...

 

Hier unser Bericht von der Berlinale 2018

 

Hier die Preisträger im Wettbewerb der Berlinale 2018

 

Hier ein Bericht über #MeToo auf der Berlinale

 

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