Während einige Klassiker fast nicht mehr erhältlich sind, wurde "Roman Holiday" sorgfältig neu gescannt und aufwändig restauriert. Darauf haben viele Fans gewartet: Die Story von "Roman Holiday", so der Originaltitel des Films von William Wyler aus dem Jahre 1953 hat Märchenqualitäten. Eigentlich handelt es sich um eine verkehrt herum erzählte Cinderella-Geschichte. Eine junge Kronprinzessin, gespielt von Audrey Hepburn, ist während ihrer von Protokollarien nur so strotzenden Europa-Rundreise auf Staatsbesuch in Rom. Sie rebelliert gegen all die höfischen Vorschriften, bekommt vom Arzt eine Beruhigungsspritze, flüchtet heimlich mit Hilfe eines Wäschereifahrzeugs aus dem Palazzo Barberini und schläft, zunehmend benommen von dem Medikament auf einer Bank irgendwo in Rom ein. Dort findet der amerikanische Journalist Joe Bradley die Unbekannte. Er vermutet, sie sei angetrunken, will sie eigentlich loswerden, merkt wie benommen sie ist und nimmt sie mit in seine winzige Wohnung, zum Ausnüchtern. Erst ist sie ihm lästig, doch als er in seiner Redaktion zufällig herausfindet, wer die junge Fremde tatsächlich ist, ändert er seine Meinung und plant über sie eine Exklusivstory zu schreiben. Er zeigt der Fremden auf seiner Vespa die Stadt Rom von einer anderen Seite jenseits der offiziellen Empfänge und Verpflichtungen..
Nun ist der Film anlässlich seines 70 jährigen Jubiläums mit großer Sorgfalt neu in 4 K Auflösung gescannt und für 4K UltraHD neu gemastert worden. (Paramount Home Entertainment). Für die Paramount war der Film in den 50er Jahren etwas sehr Ungewöhnliches. Damals drehte man im Studiosystem und ganz gleich, um welches Land es sich handelte, es wurde einfach im Studio nachgebaut. Regisseur William Wyler, der eigentlich die zweite Wahl war, nachdem Frank Capra, der die Rechte an der Story erworben aber wegen des zu kleinen Budgets abgesagt hatte, bestand aber darauf, in Rom an Originalschauplätzen zu drehen. So ist der Film zugleich ein Reisefilm in das Rom der 50er Jahre. Der Dreh im Ausland machte weitere Einsparungen nötig, so wurde der ursprünglich in Farbe angedachte Film nur in Schwarzweiß gedreht. Auch sonst bemühte William Wyler sich um große Authentizität. Für die Ballszene zu Anfang des Films holte er echte italienische Aristokraten als Komparsen und auch die Journalisten am Ende des Film sind echte Presseleute gewesen.
Auch bei der Besetzung wurde, so schien es zunächst, die zweite Wahl besetzt. Statt Liz Taylor und Jean Simmons, die beide zeitlich verhindert waren, holte Wyler eine junge, unbekannte belgische Schauspielerin,- Audrey Hepburn. Ein Glücksgriff, wie sich später zeigen sollte und ihre erste Hauptrolle. 1954 erhielt Audrey Hepburn für ihre schauspielerische Leistung als Prinzessin Ann den Oscar als beste weibliche Hauptrolle. Und auch die männliche Hauptrolle, die des Journalisten Joe Bradley konnte nicht wie geplant mit Cary Grant besetzt werden,- weil der ahnte, dass in dem Film die Prinzessin allen die Schau stehlen würde,- so spielte Gregory Peck die Rolle. Auch der empfand die umgedrehte Cinderella-Story als recht "dünn", meinte aber dass William Wyler das mit seinem Humor komplett vergessen machte.
Nicht wenige urteilen, dass der Film einer der schönsten Liebesfilme aller Zeiten sei. Der Film wurde für zehn Oscars Oscars nominiert, drei davon erhielt er dann tatsächlich., neben dem für Audrey Hepburn auch einen für das beste Drehbuch und für das beste Kostümbild. Kamera führte übrigens der französische Altmeister Henry Alekan, mit dem ich 1989 beinahe meinen Spielfilm "Franta" gedreht hätte, auch dies machte das Anschauen für mich zu einem ganz besonderen Vergnügen.
Qualität
Natürlich ist das mit den 4 K bei einem 16:9 Fernseher und einem klassischen 4:3 Kinofilm so eine Sache. Zieht man die schwarzen Balken rechts und links ab, landet man vermutlich eher bei 3,4 K. Doch in einer solchen Qualität hat man den Film bisher noch nicht auf einem Flatscreen gesehen. Das ist feinstes Schwarzweiß und ganz wie im Kino sieht man auch das Filmkorn, es fühlt sich sehr analog an. Der Ton ist, wie damals üblich, in Mono, allerdings ohne das vom Kino bekannte Lichttonspur-Rauschen. Der Box liegt auch eine BluRay des Filmes bei, für alle, die keinen 4K HD Player besitzen. Auf der BluRay findet sich auch das Bonusmaterial.
Das Menü ist sauber programmiert, man kommt mit der Remote des Players überall hin und kann auch jederzeit die Einstellungen wie Sprache, Untertitel etc. erreichen.
Bonusmaterial
Was Filmfans besonders freuen wird, ist das Bonus Material, welches auf einer zweiten Scheibe mitgeliefert wird und viele Hintergrundinformationen zum Entstehen des Filmes liefert. So wird endlich der Drehbuchautor Dalton Trumbo, der in der Entstehungszeit des Films (Mc Carthy Ära) auf der schwarzen Liste des House Un-American Activities Committee stand, wird auf der 4K Ultra HD korrekt als Autor genannt. Die Hintergründe seines Berufsverbots werden in den Bonus-Materialien erläutert. Im Filmmaker Focus erfährt man beispielsweise mehr über die Arbeitsweise von William Wyler. Etwa dass er Takes oft viele Male wiederholte und wenn die Schauspieler fragten, was sie anders machen sollten, antwortete er, er wisse es nicht,- aber wenn er es sähe, dann wisse er es. Viele Anekdoten rund um die Dreharbeiten werden erzählt, so etwa, weshalb die Reaktion von Audrey Hepburn bei der Szene am Brunnen der Wahrheit so spontan und authentisch war.
Der Bonusfilm über die Kostümabteilung der Paramount ist vielleicht etwas beliebig. Doch Edith Head, die Kostümbildnerin von "Roman Holiday" wird kurz erwähnt. Der Bonusfilm über Rom ist weitgehend redundant mit den anderen Extras und bringt nichts Neues. Der Bonusfilm über Audres Hepburns Paramount Jahre erzählt auch ein wenig ihre Lebensgeschichte mit und beinhaltet Aufnahmen von Kostümproben und mehr.
Die Fotogalerie zeigt nicht nur Bilder aus dem Film, sondern auch Aufnahmen von den Dreharbeiten, Werbefotos und auch von der Filmpremiere. Während die Standbilder wenig Neues bieten, erlauben die Bilder von den Dreharbeiten seltene Einblicke. Folgende Materialien finden sich auf der zweiten Scheibe, der BluRay:
• Filmmaker Focus: Im Gespräch mit Leonard Maltin über Roman Holiday
• Hinter den Toren: Kostüme
• Rom mit einer Prinzessin
• Audrey Hepburn: Die Paramount-Jahre
• Dalton Trumbo: Auf der schwarzen Liste
• Paramount in den 50ern
• Das war Audrey
• Original-Trailer
• Fotogalerien
So kann man die Neuveröffentlichung in 4 K jedem Empfehlen, der den Film, seine Story und natürlich die Darsteller liebt und ihn in der bestmöglichen Qualität, die auf einem Flatscreen heute möglich ist, anzuschauen. Gewiss, ab und an läuft er auch in HD im Fernsehen oder vielleicht sogar irgendwann mal in 4 K auf einem der großen Streamingportale. Doch die gestreamten 4 K müssen durch ein so winziges Daten-Nadelöhr gezwängt werden, dass da niemals die Qualität ankommen kann, wie sie eine 4K Ultra HD Disk bieten kann. Und das zusätzliche Bonusmaterial liefert eine Menge Zusatzinformationen zur Entstehung des Filmes und natürlich über Audrey Hepburn. Ein Geschenk für alle Kinofans.
Gesehen von Mathias Allary