In unserer modernen Gesellschaft wird die Umgebung der meisten Kinder und Jugendlichen von audiovisuellen Medien beherrscht. In Zeiten, in denen kurze Filmclips und Comicverfilmungen das Gros der Filme bei vielen Kindern und Jugendlichen ausmachen, gehen wichtige Skills noch mehr verloren. Deutschland war schon immer weit abgeschlagen, wenn es darum ging, die Kunstform Film in den Schulunterricht zu integrieren. Musik wird im Musikunterricht, bildende Kunst im Kunstunterricht und Poesie und Literatur im Deutschunterricht vermittelt. Film kommt da praktisch nicht vor. Das ist umso unverständlicher, da Filme über Social Media und Internet sich gerade bei Kindern Jugendlichen grosser Beliebtheit erfreuen. Eigentlich ein unfassbarer, schon viele Jahrzehnte andauernder Skandal. Filmvermittlung als Zugang zu dieser relativ jungen Kunstform sollte ein klarer Bestandteil jeder kulturellen Bildung sein.
Zwar gibt es hier und da auch Filmbeauftrage in Schulen, doch das sind ja Lehrer*Innen, die eigentlich andere Fächer unterrichten und diese Zusatzaufgabe im ungünstigsten Fall vorwiegend nur als Titel tragen. Zeitfenster und Freiräume um die Vermittlung von Filmkultur auch in den Unterricht zu integrieren, gibt es kaum. Oft sehen die Schüler*Innen Filme nur als Belohnungsaktion in den letzten Schulstunden vor den Ferien. Wenn der Film vorüber ist, rennen alle davon,- Filmgespräch Fehlanzeige. Während der langen Phase der Schulzeit gibt es so gut wie keine strukturierte Vermittlung von Kompetenzen wie man sie mit den Kulturtechniken Schreiben, Rechnen und Lesen vergleichen könnte. Deshalb können die meisten Schüler*Innen Filme weder kritisch anschauen noch die enthaltenen audiovisuellen Informationen kompetent entschlüsseln.
Dabei braucht es auch beim Film besondere Fähigkeiten, um bildsprachliche und symbolische Codes dechiffrieren zu können. Fähigkeiten, die helfen, trotz dramatisch verkürzten Aufmerksamkeitsspannen heutiger Kinder und Jugendlicher abendfüllende Filme zu entdecken.
Auch die Einschätzung, wie viel Erfundenes und wie viel Wahres in einem Spielfilm steckt, ist für Kinder und Jugendliche oft ein schwieriges Unterfangen. Die Analyse von Filmen, der kritische Umgang mit Filmbildern, das Erkennen von Elementen zur Emotionslenkung, all diese Dinge wollen erlernt sein. Die eigene Kritikfähigkeit und auch ein Qualitätsbewusstsein Medien gegenüber in den Schülern zu erwecken ist eine der wichtigsten Aufgaben der Filmbildung in Schulen.
Vor,- und Nachbereitung
Zu einer gelungenen Heranführung und Betrachtung von Filmen gehört bereits eine sinnvoll gestaltete Heranführung an die Filme. Dazu gehört das gemeinsame Anschauen eines Trailers, Lesen von Vorankündigungen bzw. Inhaltsangaben und Befragen, welche Erwartungen in den Schüler*Innen daraus zu dem Film entstehen, worauf sie gespannt sind. Etwa, welches die Hauptfiguren sein werden, welcher Konflikt vermutlich in dem Film behandelt wird, wo und wann die Handlung angesiedelt ist. Interessant ist auch die Frage, inwieweit Inhaltsangabe und Trailer übereinstimmen oder vielleicht auch voneinander abweichen.
Die Vorführung selbst sollte idealerweise in einem dafür geeigneten verdunkelbaren Raum mit Leinwand und Projektor / Beamer oder wenn möglich sogar in einem Kino stattfinden. Der Klassiker,- das Hereinrollen eines Medienwagens in den Klassenraum, auf dem sich ein Flatscreen und ein DVD Player befindet, ist eine weitere, vom Erlebniswert natürlich weniger intensive Variante.
Nach dem gemeinsamen Anschauen des Filmes kann dann über das Gesehene gesprochen werden. Filmsprachliche Besonderheiten, sozialer und zeitlicher Kontext der Geschichte, vermittelte Werte und Botschaften, aber auch Glaubwürdigkeit bzw. Realitätsgehalt sind hier wichtige Stichworte. Warum hat der Film so gewirkt, wie er gewirkt hat? Wie beurteilen die Schüler*Innen den Film? Welche Aufgabe hat der Film bzw. was möchte er erreichen? Wie ist die Machart des Filmes in Hinblick auf die Gestaltung?
Web-Angebote
Verschiedene Webangebote haben es sich zum Ziel gesetzt, Lehrer*Innen und Schüler*Innen dabei zu unterstützen, Filmkultur stärker in den Unterricht zu integrieren. Hier sind einige Beispiele für interessante Angebote gelistet:
Deutschland
https://www.bpb.de/lernen/filmbildung/
https://www.visionkino.de/unterrichtsmaterial/methoden/
https://www.movie-college.de/filmschule/medienpaedagogik
https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de
https://silo.tips/download/filmvermittlung-an-der-schule-und-anderswo
https://nachdemfilm.de/issues/no-13-filmvermittlung
https://www.kulturellebildung-nrw.de/fileadmin/uploads/PDF_Merkhefte/Merkheft08_Film_Screen.pdf
Österreich
https://www.mediamanual.at
https://journals.univie.ac.at/index.php/mp/article/view/7306
https://www.filmmuseum.at/forschung__vermittlung/vermittlung/schule_kinder_jugendliche/summer_school_fuer_lehrerinnen
http://www.filmabc.at/bilder/file/Dateien%20UnterrMat/ray_03_08.pdf
http://www.kinomachtschule.at/data/whenyourestrange.pdf
Schweiz
www.cineducation.ch
www.kinokultur.ch
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