Wichtiger Bestandteil unserer Kultur
Durch Corona wurden die Kinos in einem bis dahin unvorstellbaren Ausmaß beeinträchtigt. Wären da nicht staatliche Hilfen geflossen, hätten wohl viele unserer geliebten Kinos schließen müssen. Doch auch ohne derartige Krisen, ist Kino ein sehr herausforderndes Geschäft. Wer Abends oder am Wochenende ins Kino geht, ahnt vermutlich nicht im Geringsten, mit welch harten Bandagen in diesem Geschäft gekämpft wird.
Kinobetreiber*Innen müssen diverse Geschäftsmodelle parallel einsetzen, um im Dschungel zahlreicher Zwänge durch Verleiher, Vermieter, Finanzamt und nicht zuletzt auch dem Publikum zu überleben. Denn im Gegensatz zu Opernhäusern, Theatern oder Orchestern werden Kinos hierzulande nur in ganz geringem Maße gefördert.
Qualitätsvolles Kino, damit sind in erster Linie Arthouse-Kinos gemeint, wird beispielsweise jährlich von der Stadt München mit Förderpreisen ausgezeichnet. Andere Städte oder Förderungen haben ähnliche Töpfe, die aber alle sehr klein und überschaubar sind.
Die Kinobetreiber müssen ihre Säle deshalb irgendwie selbst rentabel planen. Jeder findet dafür unterschiedliche Lösungen, ganz abhängig auch von Standort und Einzugsgebiet.
Verleiherdruck
Praktisch jeder Kinobesitzer wünscht sich zahlreiche Zuschauer und wie man diese generiert wissen am Besten die amerikanischen Großverleihe. Die stecken nämlich so viel Geld in die Werbung, dass selbst in einen zweitklassigen Film noch viele Zuschauer gehen.
Und erst recht natürlich in die Blockbuster, für die besonders viel Werbung gemacht wird. In den Ankündigungen, mit denen man die Kinobetreiber über kommende Starts informiert, werden deshalb auch sehr dezidiert die verschiedenen Werbemaßnahmen angekündigt. Kein Wunder also, dass die meisten Kinobetreiber lieber amerikanische Großproduktionen spielen, als anspruchsvolle Arthouse-Filme für die vielleicht nur wenig oder gar kein Werbebudget zur Verfügung steht. Was nützt der tollste Film, wenn niemand weiß, dass er überhaupt existiert?
Andererseits müssen Sie an die Verleiher einen bedeutenden Teil ihres Umsatzes abgeben. Etwa 50% von jeder verkauften Kinokarte, bei besonders attraktiven Blockbustern sogar noch mehr.
Einnahmequelle Snackbereich
Regelmäßig gefriert einem das Blut, wenn man sieht, zu welchen Preisen Popcorn, Snacks und Getränke im Kino verkauft werden. Fast sieht es so aus, als bestreiten die Kinos einen guten Teil ihrer Einnahmen aus Zuckerwaren und Knabberzeug. Die bereits exorbitanten Preise drohten 2010 noch höher zu werden, wenn sich Begehrlichkeiten der Finanzämter durchgesetzt hätten.
Bisher wurden die Snacks und Getränke im Kino mit 7 % MwSt. belegt, dem gleichen Steuersatz den auch die sogenannte Hauptleistung des Kinos, der Film, unterliegt. Eine Staatssekretärin war auf die Idee gekommen, dass ein Kino ja eigentlich mit einem Restaurant vergleichbar sei, die Sitze im Kinosaal seien ja so etwas Ähnliches wie die Restauranttische. Deshalb sollte der Verzehr im Kino ebenso wie Restaurants mit 19% Mehrwertsteuer veranlagt werden. Die Kinobetreiber wehrten sich verständlicherweise gegen diese Sichtweise und erhielten vor Gericht recht. Der Bundesfinanzhof hat 2011 bezüglich der Steuer für Kino-Snacks den ermäßigten Umsatzsteuersatz von sieben Prozent bestätigt.
Übrigens spielen diese Zusatzeinnahmen in Multiplex-Kinos eine ganz besonders große Rolle, hier werden in manchen Häusern pro Tag durchaus Beträge um die 5000,- Euro umgesetzt. Ohne dieses Zusatzgeschäft wären viele Häuser nicht mehr rentabel.
Nebenveranstaltungen
Ein weiteres Standbein sind für viele Kinos Pressevorführungen (das sind von den Verleihern bezahlte Sondervorführungen für Filmkritiker). Verleiher organisieren in mehreren Großstädten Vorsichtungen ihrer kommenden Kinostarts speziell für die Filmkritik.
Außerdem können Kinobetreiber Vorführungen für Filmemacher, die Testvorführungen mieten, etwa um beurteilen zu können wie ihr Rohschnitt auf Leinwand wirkt oder wie sich die Tonmischung anhört, anbieten.
Auch für Previews von Schnittfassungen mit realen Zuschauern und anschließender Befragung, um mit den Aussagen den Schnitt zu optimieren, können Kinobetreiber anbieten.
Aber auch Firmenveranstaltungen können in einem Kino ein anderes Flair bekommen, hier färbt der Mythos dann gleich auf die Firma ab. Außerdem bieten immer mehr Kinos auch Public Viewing an, etwa für Sportereignisse oder auch Konzert,- und Opernübertragungen.
Geheimwaffe Fantasie
Kino ist längst nicht mehr der einzige Ort, wo man Filme in guter Qualität sehen und hören kann. Deshalb muss es auch Alleinstellungsmerkmale entwickeln, die es im Wohnzimmer einfach nicht gibt.
Das beginnt mit dem Dialog mit anderen Kinogängern, etwa an der Kassentheke oder besser im angeschlossenen Café und setzt sich fort in zahlreichen Sonderveranstaltungen für besondere Zuschauergruppen. Special Interest ist hier das Stichwort. Oft genug werden Info-Veranstaltunegn oder Tagungen von Filmen begleitet.
Das sind beispielsweise Lehrer,- oder Schülervorführungen, sind Fachseminare zu Filmtheorie, sind Diskussionsabende mit den Regisseuren und/oder Schauspielern der jeweiligen Filme usw.
Zudem können Thementage oder Themenwochen etwa zu Frauenfilmen, zu Krankheit im Film, Naturfilme, Sportaufnahmen etc. noch mal eigene Kreise ins Kino locken.
Zukunft
Nachdem sich immer mehr großformatige Bildschirme in Wohnzimmern breit machen und der Kinobesuch immer teurer wird, werden sich die Zuschauerzahlen in den Kinosälen vermutlich weiter verringern. Längst verdienen US Filmproduzenten bei vielen Titeln mehr Geld durch die Streaming-Vermarktung als durch den Kinoeinsatz. Gerade für Kinos, die anspruchsvolle Filme zeigen, wird das Überleben, nicht zuletzt auch wegen der Digitalisierung immer schwerer. Bei all den "Rettungsschirmen" die Euroa so aufspannt, wäre es an der Zeit, auch erste Schirmchen für die Programmkinos bereitzustellen.