Tonspuren retten
Um die Tonspur von Super 8 Filmen digitalisieren zu können, müssen alte Projektoren manchmal repariert werden. Wir zeigen Euch am Beispiel des Bauer Duoplay 520, was zu tun ist. Wer alte Super 8 Filme besitzt und sie in die heutige Medienwelt hinüberretten möchte, kann dies bei diversen Abtastfirmen in teilweise überraschend hoher Qualität tun. Aber immer nur das Bild, nicht den Ton, da halten sich die Firmen eher bedeckt. Der Grund liegt in den fehlenden Verfahren, Bild und Ton synchron und hochwertig zu übertragen. Da ist Handarbeit angesagt und viel Zeitaufwand um den Ton synchron zu ziehen.
Man ist also gezwungen, den Ton selbst von den Tonspuren zu übertragen. Bei Super 8 können dies nämlich durchaus auch zwei sein, die eigentliche Magnetrandspur sowie eine weitere, dünnere Ausgleichsspur, auf die man ebenfalls Ton aufnehmen konnte. Feinde einer hochwertigen Tonabnahme sind nicht nur alte Klebestellen im Film, die bei jedem Schnitt die Tonspur kurz vom Magnetkopf des Projektors abheben können, schlecht geschmierte Mechanik, die zu Jaulen und Gleichlaufschwankungen führen können sowie defekte Bauteile im Projektor selbst.
Brummen deutet auf ein elektrisches Problem hin, das kann von defekten Kondensatoren, aber auch von schlecht abgeschirmten Kabeln herrühren. Im Fall unseres Bauer Projektors,- einstmals ein teurer Super 8 Projektor der Luxusklasse, sind verschiedene Phänomene vorhanden. Einmal ist nach der langen Zeit,- die letzten Projektoren wurden Mitte der 70er Jahre gebaut, anzunehmen, dass vor allem Elektrolytkondensatoren leck geworden sind oder ausgetrocknet. Außerdem ist zu prüfen, ob der Netztrafo auch auf 240 Volt einstellbar ist. Damals waren nämlich noch 220 Volt üblich. Werden da 240 Volt reingeschickt, kann das zum Ausfall von Bauteilen oder Reduktion der Lebensauer der Projektorlampe führen.
Mit dem Stellrad links oben auf der Rückseite lassen sich beim Bauer auch die heute üblichen Spannungen einstellen.
Um nicht den Projektor komplett zerlegen zu müssen, beschränken wir uns beim Austausch der Kondensatoren zunächst auf die erreichbaren. Nachdem man nämlich die Schrauben, mit denen die Rückabdeckung des Projektors festgeschraubt ist, gelöst hat, gelangt man bereits an die Kondensatoren der Netzteilsiebung sowie einige der Hauptplatine mit Tonverstärkung. Interessanterweise benötigt man keine exotischen Schraubersysteme, sondern lediglich Schlitz bzw. Kreuzschlitzschrauber. Damals waren Geräte noch servicefreundlich.
Liste der Elkos zum Austauschen
2 X Elko, radial, 4,7µF, 400V, RM5,0, 1000h, 105°C, 20%
3 X Elko, radial, 10µF, 63V, RM2,5, 1000h, 105°C, 20%
2 X Elko, axial, 2200 µF, 50 V, 105°C, 1000h, 20%
1 X Elko, axial, 220 µF, 63 V, 105°C, 1000h, 20%
1 X Elko, axial, 1000 µF, 50 V, 105°C, 1000h, 20%
Die Elkos kann man bei einschlägigen Elektronikfirmen wie Conrad oder Reichelt bestellen.
Zum Entlöten der alten Kondensatoren verwendet man Lötkolben und Entlötpumpe.Entlöt-Litze ist weniger zu empfehlen, die verteilt das alte Lötzinn unter Umständen. Zum Glück wurden Platinen damals recht großzügig entworfen, so hat man genügend Abstand zu anderen Bauelementen, wenn man die Kondensatoren herauslötet und muss sich nicht fürchten, dass etwa Halbleiter durch Überhitzung beschädigt werden. Da die Hauptplatine unter dem Schwungrad und der Mechanik des Antriebes verschwindet, kommt man nicht an alle Kondensatoren dran. Die größten Elkos kann man aber erreichen. Es gibt noch einen großen Folienkondensator am Motor, doch die sind erfahrungsgemäß viel länger funktionsfähig als Elektrolytkondensatoren, den sollte man falls der Motor einwandfrei läuft, in Ruhe lassen.
Der Lötkolben sollte in der Temperatur regelbar sein und muss relativ hoch erhitzt werden, 380 Grad sind da ein guter Richtwert. Bitte genau auf die richtige Polung der Kondensatoren achten. In der Regel wird auf der Beschriftung durch Pfeile auf den Minuspol gedeutet. Außerdem sind auf der Platine deutlich mit einem + Zeichen die Pluspole gekennzeichnet. Gleichwertige neue Kondensatoren an den Beinen mit Zange passend zurechtbiegen, einsetzen, festlöten und die überstehenden Drahtenden mit Kneifzange abknipsen.
Die Austauschkondensatoren sind übrigens deutlich kleiner in der Bauform als die ursprünglichen Kondensatoren. Aber so lange die Kapazität und die Leistung in Volt übereinstimmt mit den alten Originalen, ist alles in Ordnung. Nun benötigt man noch einen Kabeladapter um von 5 Pol DIN Stecker auf Cinch oder Miniklinke, je nachdem, was man für die Soundkarte des Computers benötigt, adaptiert. Mit einem Audioprogramm kann man dann in Echtzeit den Ton eindigitalisieren und zum bereits digitalisierten Videobild anlegen.
Nach dem Austausch der Kondensatoren ist möglicherweise noch ein Restbrummen zu hören, schließlich haben wir nicht alle Elkos ausgetauscht. Doch das kann man nach dem Überspielen mit Plugins wie Izotope De-Hummer restlos beseitigen. Bitte nicht mit Hochpass-Filter versuchen,- damit erwischt man nur die Kernfrequenz, nicht aber die Oberwellen des 50 Herz Brummens. Verschiebt man dann den Ansatzpunkt des Filters, um auch die Oberwellen zu erwischen, wird der Ton immer dünner. Also bitte ein spezialisertes Tool verwenden.
Der digitalisierte Ton ist dann allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit asynchron. Man erkennt das an der Gesamtlänge Ton im Vergleich zur Gesamtlänge Bild. Meistens ist das Eine oder Andere in der Timeline des Schnittprogramms kürzer oder Länger. Das liegt an den Toleranzen beim Abspielen mit dem Projektor. Man muss dann versuchen, Szene für Szene auf die jeweilige Bildlänge hin anzupassen.