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Titan 3D

Stereoskopische Kamera "Titan 3D"

 

Verkaufsargument Räumlichkeit

Die sinkenden Zuschauerzahlen in den Kinosälen vor Augen reagierte die Filmindustrie ab etwa 2008 ähnlich wie schon einmal in den 50er Jahren, als das Fernsehen den Kinos die Kundschaft raubte- durch ungewöhnliche Seherfahrungen.

Waren es in den 50er und 60er Jahren die zahllosen Breitwand-Formate, mit denen man den Kinobesuch erfolgreich wieder zum Erlebnis machte, so setzt die Industrie zum Ende des ersten Jahrzehnts des 21ten Jahrhunderts auf die dreidimensionale Darstellung. Enorme Anstrengungen wurden unternommen, um Fernsehen und Kino für die plastischen Abbildungen zu gewinnen.

Neu ist dies wahrlich nicht, in den vergangenen 70 Jahren Filmgeschichte gab es diverse Verfahren, das Kino in 3 Dimensionen zu verwirklichen. Neu aber war, dass hochauflösende Videokameras, Beamer und Displays die Umsetzung erheblich vereinfachten. Kaum ein TV Hersteller, der keine Flatscreens samt Brillen für 3D Filme auf den Markt brachte.

Der Hype um 3D Filme im Wohnzimmer ist lange vorbei, im KIno jedoch ist 3D durchaus erfolgreich, weshalb die technischen Grundlagen, nicht zuletzt durch Virtual Reality, weiterhin wichtig sind. Und natürlich werden immer wieder 3D Filme für das Kino produziert. Insbesondere Filme mit einem sehr hohen SFX Anteil bieten sich für Stereoskopie an. Aktuellere Titel sind "Black Panther", "Solo- A Star Wars Story", "Mogli" etc.

"Avatar 2" soll sogar ohne 3D Brillen funktionieren mit einer speziellen Leinwand, welche in Streifen eingeteilt ist. Ähnliches gab es übrigens schon mal in den 50er Jahren und natürlich auch bei den Flatscreens. Nachteil dieser Technik ist allerdings der Lichtverlust. Durch eine neue Laser-Projektionstechnik soll der Lichtverlust angeblich ausgeglichen werden. Doch das wird hohe Investitionen für die Kinobetreiber bedeuten...

 

Technische Notwendigkeiten

3D Rig von P&S

3D Spiegelrig von P&S mit Kamera hinter und unter dem Rig. Auf dieses Weise kann man den Abstand zwischen den beiden Kameras perfekt einjustieren.

 

So lange 3 D auf Film realisiert wurde, waren die Aufbauten und Konstruktionen um zwei Filmstreifen auf der nur minimal (meist Augenabstand, = ca. 6,3 cm) gegeneinander verschobenen Kameraachse aufzunehmen, riesig. Das machte das Drehen in 3 D unhandlich. 3 D Video hat dies grundlegend verändert.

Für die Aufnahme von 3 D sind zwei identische Videokameras erforderlich, vorzugsweise natürlich in hoher Auflösung. Damit der 3 D Effekt möglichst präzise und mit großer Tiefenwirkung möglich ist, sollte der Abstand zwischen den Strahlengängen beider Kameras möglichst gering (Augenabstand) sein. Da die Kameras und Objektive eine gewisse Breite haben, ist es kaum möglich einfach zwei Kameras in so engem Abstand nebeneinander aufzubauen. Meistens arbeiten diese Systeme mit einem Spiegel, über den man die zwei Kameras praktisch aus einer Achse filmen lassen kann. Später muss im Schnitt das über den Spiegel aufgenommene Bild noch seitenverkehrt werden.

 

3-D Aufbau mit der RED One

3-D Aufbau mit der RED One

 

Anfänglich wurden solche Aufbauten meist durch Eigenkonstruktionen gelöst, Aluprofile und Verschiebeplatten wurden kombiniert um zwei Kameras entsprechend auszurichten. Später haben diverse Hersteller am Markt, die solche Rigs bereits vervollkommnet. So lieferte etwa P&S Technik ein 3 D Rig speziell für seine S1-2K Kamera aber auch für viele andere HD Kameras.

Durch Verschieben der beiden Kameras sowohl im Abstand zueinander als auch vom Winkel her, kann dann der Stereo-Effekt justiert werden. Vorbild ist dabei immer der menschliche Augenabstand.

 

Linkes Auge, rechtes Auge

Kinos mit einem digitalen Kinobeamer können die Einzelbilder die jeweils für das linke oder rechte Auge gedacht sind, mit nur einem Gerät projizieren. Voraussetzung ist, dass dieser Beamer eine hohe Bildfrequenz abspielen kann. Denn die Bilder für links und rechts werden jeweils nacheinander vorgeführt. Es müssen also mindestens 48 Bilder in der Sekunde auf die Leinwand geworfen werden.

Da in der Projektion den beiden Augen abwechselnd Bildinhalte zugeführt werden (früher in S/W durch Farbfilter, heute meistens durch polarisierende Brillen, farbverschiebende oder Shutterbrillen gelöst) bekommen linkes und rechtes Auge unterschiedliche Ablaufphasen projiziert. Dieser Jitter genannte Effekt kann beim Betrachten nach längerer Zeit Kopfschmerzen verursachen.

In den 50er und 60er Jahren kamen wegen der analogen Projektion im Kino auch noch Bildstandsunterschiede hinzu, die zusätzlich Probleme machten. Das ist heute dank digitale HD-Kameras und Beamer, glücklicherweise Geschichte.

Je nach Bildinhalt und Bewegungsgeschwindigkeit müssen aber wegen des Jitter-Effektes evtl. in der Nachbearbeitung die Bewegungsunterschiede zwischen linkem und rechtem Kamerabild auskorrigiert werden. Auch benötigen Systeme, die mit Polarisation arbeiten, teure, silberbeschichtete Leinwände. Mit einer normalen weißen Leinwand im Kino kommt etwa das Dolby 3D Verfahren aus, was übrigens ursprünglich aus Deutschland stammt und von Infitec in Ulm entwickelt wurde. Es arbeitet mit Interferenzfiltern.

 

Bedienung

Es versteht sich von selbst, dass sämtliche Steuerungsfunktionen beider Kameras synchron ablaufen müssen. Schärfeverlagerungen, Blendenänderungen oder Filter müssen stets absolut zeitgleich und identisch erfolgen, sonst entstehen Bildfehler. Hier kann Software helfen, die gegebenenfalls auch die Veränderung der Brennweite (Zoom) sowie den Winkel der Kameras zueinander kontrolliert.

Der richtige Kameraaufbau ist bei 3D Aufnahmen nur die halbe Miete,- genau so wichtig ist die Weiterverarbeitung der Daten, und die Justage des Effektes in der Software.

Neue Herausforderungen an Stereoskopie bedeuten die Aufnahmen in Virtual Reality. Hier addieren sich die technischen Schwachpunkte von Stereoskopie und Virtual Reality, andererseits entstehen durch die kompakten VR Kameras auch neue Chancen für Stereoskopie, die nach dem Hype gegen Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts ziemlich abgestürzt ist, weil die Nachfrage nicht den riesigen Erwartungen der Industrie entsprach.

 

Lichtfragen

Wenn die Kameras klein genug sind, kann man sie "Side by Side" nebeneinander montieren.

 

Auch wenn der Versatz der Kameras eigentlich gar nicht groß ist, so kann es dennoch zu Problemen mit dem Licht kommen. Stark gerichtetes Licht in ansonsten dunklen Szenen, etwa um ein Gesicht zu beleuchten, kann unter Umständen dazu führen, dass das Bild für das linke Auge ordentlich ausgeleuchtet ist, während das für das rechte Auge leicht unterbelichtet ist und dadurch mehr Rauschen zeigt.

 

Dramaturgisches

Während sich die technischen Probleme mehr und mehr lösen lassen, sind die gestalterischen dagegen umso mächtiger. Wer möchte schon in einer Liebesszene die Hände oder Ellenbogen der Darsteller plastisch auf sich zukommen sehen? Wer kann einer sensiblen Geschichte wirklich folgen, wenn sich jede sich öffnende Kühlschranktür, jedes Objekt im Vordergrund übermächtig vor die Emotionen schiebt.

Auch schwankt die räumliche Wirkung sehr stark, je nach Abstand der Personen zur Kamera und der per Software eingestellten Räumlichkeitsebene. Moderne 3D-Filme brauchen glücklicherweise nicht mehr die auf die Kamera zufliegenden Fäuste oder Torten,- es geht inzwischen auch dezenter.

3-D Kino ist immer dort stark, wo es auf Effekte, auf besondere Eindrücke setzt, für Abenteuer, Science Fiktion, für Trickfilm und Action. Damit befindet es sich thematisch ungefähr dort, wo das szenische Kino dereinst begann- beim Jahrmarkt. Menschen, Tiere, Sensationen. Wie sehr das dreidimensionale Jahrmarkt-Kino das Emotionskino ablösen wird, kann man nur vermuten.

Gestalterisch sollten 3-D Filme eher ein langsameres Schnitt-Tempo verfolgen, denn die dreidimensionale Illusion bricht beim Zuschauer nach jedem Schnitt zusammen und muss in der nächsten Einstellung vom Gehirn erst wieder errechnet werden. Das macht schnell geschnittene Action- Montage sehr anstrengend und erklärt, warum insbesondere in den IMAX-Kinos ruhige Naturaufnahmen und Unterwasserfilme in 3D besonders erfolgreich waren.

 

Inhalte

Weltweit wird fieberhaft nach Stoffen gesucht, die sich besonders für eine dreidimensionale Aufbereitung eignen, sicher bleibt wesentlich, wie überzeugend die Inhalte sein werden. Ein schlechter Film wird durch 3 D nie besser werden.

Besonders leicht tun sich die Studios damit, computeranimierte Trickfilme neu in 3-D Fassung herauszubringen. Beispielsweise Toy-Story wurde auf diese Weise neu bearbeitet. Der Aufwand für die Studios ist überschaubar, schließlich müssen nur neue Software und schnelle Rechner das ursprüngliche 2D Spektakel umrechnen.

Der erste abendfüllende Hollywood-Streifen mit Realschauspielern, der durchgehend in 3 D gedreht wurde, ist "Journey to the Center of the Earth 3D". Seit 2008 wurden eine Reihe von 3 D-Filmen in den USA produziert. Ein großer kommerzieller Erfolg war James Camerons "Avatar". Mit 2,8 Milliarden Dollar Einspiel einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Zumindest hier konnte die neue Technik die Zuschauer anziehen. Bei anderen 3 D Filmen waren viele Zuschauer nicht bereit, an den Kinokassen den Aufpreis zu zahlen, obwohl die Wirkung schon beeindruckend war. Filme wie "Life of Pi" oder "Gravity" entwickelten erst in 3D ihre maximale Wirkung.

 

Brillenlos

Übrigens gibt es seit dem Jahrhundertwechsel 2000 auch 3-D Lösungen, die ohne Brille funktionieren. Allerdings nicht für das Kino. Gemeint sind spezielle Displays, welche es ermöglichen dass eine oder mehrere Personen plastische Filme sehen können. Die Systeme wurden mehrheitlich in Deutschland entwickelt.

Sie basieren auf Rastern, die durch Linsen oder Streifenmasken die einzelnen Pixel eines TFT Displays jeweils durch die Paralaxe jeweils getrennt dem linken oder rechten Auge zur Verfügung stellen. Allerdings verlangen einige dieser Displays eine sehr präzise Sichtposition des Einzelnen, man darf sich beim Zuschauen also nicht zu sehr bewegen, die lässige Sofaposition im Wohnzimmer verbietet sich weitgehend. Wird die Kopfposition des Zusehers gemessen (eye- oder headtracking) und vom Display entsprechend ausgeglichen, sind größere Bewegungsspielräume möglich.

Außerdem benötigt man für möglichst viele Sichtpositionen (4,6,8...) vor dem Display auch jeweils ein einzelnes Pixel, also reduziert sich die Auflösung des Bildes drastisch. Ein Bildschirm der von acht möglichen Positionen aus ein 3D Bild anbietet, hat also nur ein Achtel der Auflösung anzubieten.

Es bleibt auf jeden Fall spannend, wie sich Stereoskopie weiterentwickelt. Aktuell sind sicherlich Virtual Reality und das Kino die wichtigsten Motoren der Weiterentwicklung, während es um das 3D Fernsehen deutlich ruhiger geworden ist.

 

Weitere Tipps für das Drehen in 3D

 

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