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Die iranische Schauspielerin und Regisseurin Mahnaz Afzali behandelt in ihrem dritten Dokumentarfilm den Gerichtsprozess um Shahla Jahed, die Geliebte des iranischen Fußballstars Nasser Mohammed Khani. In 2002 hatte sich diese dazu bekannt, die Ehefrau Khanis aus Eifersucht mit mehreren Messerstichen umgebracht zu haben und war daraufhin angeklagt worden.

Afzali behandelt ein hochbrisantes Thema in ihrem Film und verfolgt in beklemmenden und zugleich bewegenden Bildern diese Gerichtsverhandlung.

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen diesen Film zu machen? Was war Ihre Motivation?

Dieses Thema hat mich interessiert, da es in der persischen Gesellschaft und in den Medien ein Riesenspektakel war. Persönlich hat es mich sehr interessiert, was die Wahrheit dahinter ist.

 

Wann sind Sie in diesen Prozess eingestiegen?
Ich interessiere mich für soziale Probleme in Persien und recherchiere viel darüber. Ich habe, bevor der Fall vor Gericht gegangen ist, mit meinen Recherchen und Vorbereitungen für den Film angefangen. So konnte ich vom ersten Prozesstag an filmen.

 

Hatten Sie Zugriff auf Informationen bei den Vorbereitungen oder gab es Verweigerungen von öffentlichen Stellen Ihnen diese zu liefern?
Die einzige Hilfe, die mir gewährt wurde, war die Erlaubnis zu filmen. Die Informationen, die ich bekam, wurden mir durch einen mutigen Richter gegeben. Von ihm erhielt ich die Information, dass einige Punkte in der Akte ignoriert worden sind. Ich habe dann recherchiert und diese Punkte herausgefunden. Mit diesem Wissen bin ich zur höchsten gerichtlichen Instanz gegangen, wodurch das Verkünden des Todesurteils verhindert wurde.
Im Sommer diesen Jahres (2007) wird das Verfahren wieder mit den neuen Beweismitteln von der höchsten Instanz aufgenommen.
In meinem Film geht es aber nicht um mich, was ich getan habe. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen und gesellschaftliche Probleme. Wer diesen Fall noch mal zum Rollen gebracht hat, ist nicht wichtig. Ich hatte den Film ohnehin schon fertig, als ich diese Informationen bekam.

 

Welche Position nimmt man als Dokumentarfilmer ein? Ist man reiner Beobachter oder will man eine kritische Note in den Film mit einbringen? Zum Beispiel durch die Anklage des Gerichtssystems?
Eigentlich war mein Ziel, eine Beziehung zwischen drei Personen zu zeigen. Im Laufe der Dreharbeiten kamen dann Sachen nach und nach dazu, z. B. das Herausfinden, dass Punkte in der Akte ignoriert worden sind, was nicht meine Absicht war. Mein Ziel war es zu zeigen, wie privat eine Beziehung sein kann. Wo sind die Grenzen zwischen einem Mann und einer Frau? Wie weit kann man gehen?

 

Das Konzept war also die Personen zu verfolgen. Musste es nach und nach  abgeändert werden?
Ich habe zeigen wollen, wie ein Mann fremdgeht oder eine Nebenbeziehung hat. In diesem Fall ist alles aufgeflogen. Alle haben es gewusst. Das war für mich interessant. Mit der Zeit, wenn man recherchiert, findet man Punkte, denen man auch nachgehen muss. So kam das mit der Akte oder ihrem Geständnis, welches fragwürdig ist.

 

Wie sah es mit der Drehgenehmigung im Gerichtssaal aus? Hatten sie bessere Chancen an eine Genehmigung heranzukommen, weil Sie Ansehen im Iran genießen? Ist es grundsätzlich erlaubt im Gerichtsaal zu filmen?
Wenn in einem Gericht eine Verhandlung öffentlich ist, dürfen auch Reporter dazu, auch Filmemacher. Wenn man einen Antrag stellt, bekommt man auch normalerweise die Erlaubnis zum Filmen.

 

Was waren die Herausforderungen bei der Produktion des Filmes?
Die Verhandlungen haben bis zu 5-6 Stunden gedauert. Wir haben manchmal mit zwei Kameras gefilmt. Das war anstrengend, da wir die Kameras immer auf der Schulter oder in der Hand tragen mussten. Auch die Tonaufnahme war schwierig.
Es waren wenige Drehtage, jedoch auf lange Zeit verteilt. Insgesamt haben die Dreharbeiten ein einhalb Jahre gedauert.

 

Spricht man in den iranischen Medien offen über z.B. die „Verwandlung“ der Angeklagten. Wurde sie psychisch gebrochen?
Ihr Zustand ist natürlich auffallend. Am Anfang hat sie Hoffnung gehabt. Sie war sehr frech und emanzipiert gegenüber dem Richter. Mit der Zeit hat sie selbst die Hoffnung verloren. Sie hat gesehen, dass sie ihrem Tod von Tag zu Tag näher kommt.

 

Denken Sie, dass Sie mit ihrem Film etwas bewegen können?

Jeder Film bewegt etwas in den Menschen und ändert vielleicht auch irgendwas. Es wird sich nichts in kurzer Zeit ändern, aber vielleicht über eine längere Zeit gesehen schon.

 

Wird der Film denn im iranischen Fernsehen ausgestrahlt, dass sich jeder ein Urteil bilden kann?
Vor einigen Journalisten hab ich den Film schon vorgeführt, aber in den öffentlichen Medien und im Kino kann er nicht gezeigt werden. Es wurde lediglich in Zeitschriften darüber geschrieben.

 

Braucht man als Filmemacherin Kontakte oder muss man etabliert sein, um so einen Film machen zu können? Ist es für Ausländer schwieriger einen solchen Film zu machen?
Grundsätzlich kann jeder, auch Ausländer, einen Antrag stellen um einen Film zu drehen. Dies wird in der Regel auch genehmigt. Es sei denn, dass Thema ist regierungsfeindlich, dann bekommt man keine Genehmigung.

 

Frau Afzali, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Interview geführt von Roderik Helms

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