Unzählige Geschichten gibt es über die unterschiedlichen Arbeitsweisen von Regisseuren. Geschichten über tobende, gefürchtete Monster, über Unfähige, deren Team die Regiearbeit gleich mit erledigen musste, bis hin zu fantasielosen Routiniers, die ein Vorhaben durch nichts bereichern und kritiklos mit allem zufrieden sind... Aber genauso über begabte, talentierte Menschen, die so ein komplexes Gebilde wie einen Film planvoll lenken und überwachen.
Wer ist der/die Regisseur-in?
Die Auffassungen über die Bedeutung des Regisseurs (der Regisseurin) variieren sehr deutlich, wenn man Amerika und Europa vergleicht. Der amerikanische Regisseur ist viel stärker weisungsgebunden; er/sie sollte, wenn es nach den Wünschen der Studios geht, möglichst wenig individuelle Regiehandschrift tragen. Man möchte ihn jederzeit austauschen können, sollte er Fehler machen, einmal nicht richtig funktionieren. Der europäische Regisseur ist meist deutlich freier in seinen Gestaltungsmöglichkeiten – er persönlich ist dem Produzenten gegenüber verantwortlich für die künstlerische Umsetzung des Films. Handschrift wird geradezu erwünscht. Die europäischen Zuschauer im Kino oder am Fernseher achten bei der Auswahl der Abendunterhaltung neben der Geschichte und den Darstellern vor allem auf den Regisseur.
Gestaltung
Womit wir beim Thema wären. Die Vorstellungen des Regisseurs können einem Film seinen individuellen Rahmen, sein Aussehen, seine Wirkung geben. Der Regisseur/die Regisseurin übersetzt das geschriebene Wort in Leinwandbilder. Wie ein Orchester seinem Dirigenten, so folgt der ganze Stab mitsamt der Darsteller den Entscheidungen oder Vorstellungen der Regie. Früher gab es für diesen Beruf auch den Begriff des Oberspielleiters, vergleichbar ist der Job auch mit dem eines Zirkusdirektors. Wie auch immer wir es benennen: Voraussetzung hierfür ist, dass Sie Vorstellungen, Visionen haben und dass Sie möglichst viel über die zahlreichen Instrumente in Ihrem „Orchester“ wissen.
Kreativer und Konsument
Konsument ist man in dem Sinne, dass man Eindrücke, Filme, Töne, Bilder, Geschichten und Erfahrungen verbraucht. Wichtig dabei ist, diese in seinem Alltagsleben intensiv wahrzunehmen und die wertvollen Dinge im Gedächtnis oder irgendwo niedergeschrieben, aufzubewahren. Kreativer ist man, indem man aus diesem inneren Archiv schöpft und all die Einflüsse in geeigneter Weise in das aktuelle Filmprojekt einbringt. In jedem Film finden sich bestimmte Erfahrungen und Ideen wieder, die wir gesammelt haben. Fast alle guten Ideen, die man hat, tauchen irgendwann in irgendeinem Film auf. Sie verschwinden nicht spurlos. Jeder Film ist stets die Summe unserer Erfahrungen.
Setzen Sie Ihre Arbeit immer wieder in Bezug zu ihrem eigenen Leben. Die eigenen Erfahrungen, die Freude, die Angst, das Glück, die Liebe, die Leidenschaft, die Trauer, der Schmerz, ja auch jene Momente, die sie lieber nie hätten erleben wollen, befähigen Sie umso mehr, Geschichten glaubwürdig umzusetzen. Und sind Ihre Projekte auch noch so futuristisch, selbst, wenn Sie sich nur mit Science-Fiction beschäftigen wollen: Achten Sie die elementaren, uralten Abläufe und Gesetze des Lebens! Nehmen Sie Geburt, Leben und Sterben ernst; es hilft Ihnen selbst bei absurdesten Komödien, die notwendige Wahrhaftigkeit zu bewahren.
Erfahrung aus zweiter Hand
Gerade als junger Mensch verfügt man nicht unbedingt über all die Lebenserfahrung, die man bräuchte, um aus dem Bauch heraus gute Geschichten über das Leben zu erzählen. Das ist auch gar nicht unbedingt erforderlich. Man kann sich mit den Instrumenten des Dokumentarischen, mit journalistischer Recherche an all die Themen, und Personen, die im aktuellen Drehbuch oder Film vorkommen, annähern. Sie müssen kein Stadtstreicher sein, um einen Film über dieses Umfeld zu inszenieren oder zu schreiben. Aber ein Regisseur, in dessen Film Obdachlose vorkommen, sollte diese persönlich kennenlernen. Seien Sie offen, vorbehaltlos bereit hinzuschauen und zuzuhören.
Nehmen Sie sich selbst nicht so wichtig und entwickeln Sie eine diskrete Neugier für das Ihnen Unbekannte. Zusätzlich helfen natürlich auch Literatur, Presseberichte und Dokumentarfilme. Nur dann wird man später in der Lage sein, seinem Film den notwendigen Grad an Realität einzuhauchen. Belohnt wird Ihr Einsatz dadurch, nicht einen weiteren aus Klischees zusammengeschusterten Film hergestellt zu haben. Und das ist ein seltenes und kostbares Gut.
Der Stoff, aus dem die Regisseure sind
Ein/-e Regisseur/-in sollte eine Menge wissen über alle kreativen und technischen Aspekte der Filmarbeit. Zusätzlich sollte sie/er Mut, Klarheit, Kreativität und vielleicht eine Spur Verrücktheit mitbringen. Durchhaltevermögen, Belastbarkeit und Toleranz gehören ebenfalls zu den wichtigen Fähigkeiten. Für alle, die es ernst meinen, die bereits erste Erfahrungen gesammelt haben und nun intensiv einsteigen wollen, empfehlen wir das Online-Seminar Regie.
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Natürlich gehört zum Knowhow über Regie auch technisches und gestalterisches Hintergrundwissen.
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