Mit den Schnittprogrammen, die immer mehr können, stellt sich die Frage nach den passenden Boxen dringlicher. "Früher war alles anders", das gilt in diesem Fall ganz besonders. Da gab es eine klare Trennung zwischen Bildschnitt und Tonbearbeitung. Wenn das Bild fertig geschnitten war, also "Picture-Lock" weitere Veränderungen im Bild verbot, wanderte die Produktion auf Sound-Workstations. Dort wurde mit hochwertigen professionellen Abhörlautsprechern weiter am Ton gearbeitet und je nach Verwendungszweck manchmal auch gemischt. Am Ende stand die Tonmischung in einem Mischatelier. Das ist bei anspruchsvollen Filmen auch heute noch so, aber die Zahl der Filme, die am gleichen Arbeitsplatz, an dem das Bild geschnitten wurde, auch vertont und gemischt werden, hat enorm zugenommen. Das hat mit den erweiterten Fähigkeiten von DaVinci Resolve und Premiere Pro & Co zu tun.
Problemfall Multimedia-Speaker
Sie sind oft verlockend günstig, die Computerlautsprecher samt SubWoofer, doch sie haben ihre Schwächen. Die niedrigen Preise kriegen die Hersteller mehrheitlich nur durch minderwertige Bauteile hin. Wenn man solche Sets für 30,- Euro kauft, die Mehrwertsteuer, den Gewinn der Händler, den Versand aus Asien, den Gewinn des Herstellers etc. abzieht, bleiben unfassbar kleine Beträge für die eigentlichen Bauteile, welche über die Qualität entscheiden, übrig. Die Globalisierung lässt grüßen.
Erstaunlich oft wird der Ton so mit billigen, meist minderwertigen Lautsprecherboxen abgehört, das ist so als würde man mit einem schlechten, falsch kalibrierten Bildschirm die Farbkorrektur machen. Man vertont und mischt dann weitgehend im Blindflug. Erstaunlich oft sind Computer-Monitore anzutreffen, die man für kleines Geld gekauft hat und die obwohl sie auf der Arbeitsfläche nur wenig Platz benötigen, dank Subwoofer irgendwie voll klingen, aber eigentlich keine Bewertung des Tons zulassen. Und meistens sind sie, weil sie so preiswert waren, nicht mal lange brauchbar, manche geben schon kurz nach der Garantiezeit ihren Dienst auf. Dabei sind es oft lächerliche Bauteile, die ein ansonsten funktionierendes System außer Gefecht setzen und die auch kaum reparierbar sind. Beispielsweise die Kopfhörerbuchse, hinter der sich ein Schalter befindet, der dazu neigt, die Stummschaltung der Lautsprecher nachdem man einen Kopfhörer eingesteckt hat, nach Abziehen des Steckers nicht mehr wieder freizuschalten. Dann muss man zwei eigentlich funktionierende Laustsprecher plus Subwoofer wegwerfen, weil ein 20 Cent Bauteil kaputt ist. Das ist alles andere als nachhaltig und auf die längere Sicht auch teurer.
Man möchte gar nicht glauben, wie viel mit Kleinlautsprechern gearbeitet wird. Man sollte, wenn man einen gewissen Qualitätsanspruch verfolgt, darauf achten, dass gewisse Studiostandards eingehalten werden. Dazu gehören beispielsweise symmetrische und asymmetrische Eingänge, Einstellmöglichkeiten für den Frequenzverlauf und Lautstärkeregler.
Verbesserung
Hier kommt es natürlich sehr darauf an, was man beabsichtigt, was man investieren möchte und wieviel Platz auf der Arbeitsfläche zur Verfügung steht. Kleine Boxen sollen auf Schreibtische passen und die Technik sollte zurückhaltend bleiben.
Auf jeden Fall benötigt man Aktivboxen, also solche, die den Verstärker eingebaut haben und über Asymmetrische und symmetrische Eingänge verfügen. Außerdem müssen es Nahfeldmonitore sein, weil man ja nicht aus größerem Abstand, sondern nur aus ca. 60 Zentimetern Abstand den Ton hört. Die teuersten Boxen nützen zudem nur bedingt, wenn man den Raum nicht akustisch gestaltet (gedämmt) hat. Wenn der Raum nicht entsprechend gedämmt ist, klingt ein 1000,- € Monitor möglicherweise genau so schlecht, wie ein 100,- € Monitor. Abhören sollen nicht rund und voll wie die Wohnzimmeranlage, sondern "ehrlich" klingen. Das bedeutet, sie sollen alle Frequnzbereiche gleich gut wiedergeben und nicht etwa die Bässe, Mitten oder Höhen überbetonen. Das verfälscht die Beurteilung.
Generell sind die kleinen Boxen für kurze Hörabstände optimiert, also genau für die Arbeitssituation wie man sie beispielsweise an Schnittplätzen vorfindet. Im Idealfall sollte der Abstand zwischen linker und rechter Box so sein, dass der Arbeitspaltz an dem man sitzt (Bürostuhl etc.) vom Abstand mit den beiden Boxen ein gleichschenkliges Dreieck bildet. Auch sollten sie auf die Ohren ausgerichtet sein, also entweder in Ohrenhöhe angebracht oder auf der Arbeitsfläche angeschrägt. Weicht man davon zu sehr ab, dann entstehen Bereiche in denen nicht alle Frequenzen gut abgegbildet werden. Für eine satte Basswiedergabe ist eine gewisse Größe notwendig, wenn kräftige Bässe gewünscht sind, benötigt man zusätzlich zu den Tischlautsprechern auch noch einen Subwoofer.
Wenn wenig Platz zur Verfügung steht
- Genelec 8010 AP, 12 x 11 Zentimeter, 1,5 KG, Tieftöner (25 W), 3/4" Hochtöner (25 W), 270,- € Stück
- IK Multimedia iLoud Micro Monitor, 13 x 9 Zentimeter, 1,7 KG, Vier Endstufen mit 7 / 18 W RMS, 250 € Paar
- Presonus Eris E3.5 benötigt mit 14 x 16 Zentimetern (Breite x Tiefe) und 25 Watt bei 2,9 KG Gewicht relativ wenig Platz. Sie kosten als Paar knapp 90,- €
Wenn mehr Platz zur Verfügung steht
- Adam T7V, 50 W RMS Tieftöner, 20 W RMS Hochtöner, 21 x 29 Zentimeter Stellfläche (Breite x Tiefe), 7,1 KG Gewicht, Preis 190,- € Stück.
- Behringer Studio 50USB, 20 x 17 Zentimter, 6,5 KG, 150 Watt digitale Leistungsverstärkung, Paarpreis: 110,- €
- Focal Alpha 65, 25 x 30 Zentimeter, 10 KG, 270,- € Stück
- JBL 305P MKII, 18 x 23 Zentimeter (Breite x Tiefe), 4,7 KG, 41 Watt Tiefton und 41 Watt Hochton, Preis pro Stück: 119,- €
- Kali Audio LP-6, 22 x 26 Zentimeter, 7 KG, 160,- € Stück
- KRK Rokit RP5 G4, 19 x 24 Zentimeter (Breite x Tiefe), 20 W Hochtöner, 35 W Tieftöner, 4,8 KG, Preis: 160,- €
- Neumann KH 120 A, 18 x 22 Zentimeter, (Breite x Tiefe) 6,2 KG Gewicht, 50 W Tiefton und 50 W Hochton, Preis pro Stück: 670,- €
- Yamaha HS 7,- (Tieftöner (60 W) und 1" Hochtöner (35 W) mit 21 x 28 (Breite x Tiefe) sowie 8 KG Gewicht brauchen dies Boxen bereits eine Menge Platz, werden aber wegen ihrer Linearität gelobt und kosten pro Stück knapp 200,- €.
Sicherlich ist vieles, gerade im Bereich des Tons Geschmackssache. Natürlich kommt es auch darauf an, wieviel Geld man investieren kann und möchte. Erstaunlich viel fürs Geld bieten die Presonus Eris E3.5 sie sind quasi die Lieblinge der kleinen Geldbörsen. Mit Genelec oder Neumann landet man auf jeden Fall in höheren Qualitätsebenen, wobei nicht jeder die Unterschiede wirklich hört. Auf jeden Fall sind alle hier genannten Abhören den sogenannten Multimedia-Computerlautsprechern deutlich überlegen.