Bevor ein Fernsehsender oder Streaming-Dienst eine Serie in Auftrag gibt, wird er diese testen. Viele dieser Tests (Piloten) werden allerdings niemals gezeigt...
Nicht nur in den USA, auch in Europa testen Fernsehanstalten neue Serienkonzepte in Form von Piloten. Das sind theoretisch erste Folgen einer möglichen Serie, die man bei einer Produktionsfirma in Auftrag gibt und an denen man ablesen möchte, wie eine solche mögliche Serie später aussehen könnte. Fällt der Pilot beim Sender durch, wird die entsprechende Serie nie in Produktion gehen. Während in den USA solche Piloten teilweise noch online oder auf Streaming Portalen (Amazon Prime etc.) gezeigt werden, verschwinden sie etwa bei uns in Deutschland oft auf Nimmerwiedersehen in Archiven.
Für die Tonne
Piloten sollen den Sendern eine Entscheidungshilfe geben, ob eine Serie in Auftrag gegeben werden soll oder nicht. Da die Kosten dafür erheblich sind, ist es aber recht wahrscheinlich, dass solch eine Pilotfolge auch gesendet wird. Doch das ist nicht immer der Fall.
Kaum Jemand spricht darüber, aber jedes Jahr entstehen so eine Reihe von aufwändig gedrehten Produktionen, die niemals ein Zuschauer zu sehen bekommen wird. Schauspieler arbeiten sich in Rollen ein, lernen die Dialoge, Kameraleute erstellen Auflösungen, Shot-Lists und Regisseure richten sich ihre Drehbücher ein. Filmteams geben ihr Bestes um ein hochwertiges Ergebnis zu erzielen. Sie erfahren erst lange nach Abschluss der Dreharbeiten davon, dass ihre Arbeit niemals irgendwo zu sehen sein wird. Denn- sie haben den Piloten zu einer Serie gedreht, die es niemals geben wird. Sender wie SAT1, PRO7 oder RTL investieren in derartige Pilotfolgen auch gerne mal 850.000 – 1 Million Euro, wir sprechen also nicht über billige Rohentwürfe.
Tatsächlich testen die Sender diese Folgen sowohl auf Zuschauerreaktionen als auch auf das Interesse bei der Werbeindustrie und wenn ein Serienpilot dort durchfällt, wird er gar nicht erst ausgestrahlt. Es ist für die Sender billiger, diese nicht zu senden, als auf dem entsprechenden Programmplatz keine oder zu wenig Werbespots schalten zu können. Dabei erwischt es manchmal auch Formate, die später durchaus erfolgreich wurden: Der US Klassiker „The Big Bang Theory“ hat beispielsweise eine ungezeigte Pilot-Episode. Die Serie „Trapper John“ begann erst mit Folge 2. Auch bei „Game of Thrones“ wurde der Pilot nie gesendet. Wegen erzählerischen Fehlern mussten große Teile der Pilotfolge neu gedreht werden. Ein neueres Deutsches Beispiel: Susanne Knopf, SAT 1 (Detektivgeschichte rund um die ehemalige Polizistin Antonia Knopf)
Wie geht man damit um?
Für die Beteiligten, die an einem solchen Piloten mitgearbeitet haben, ist das natürlich eine furchtbare Situation. Schauspieler, die sich darauf gefreut haben, in ihrer Filmographie ein aktuelles Beispiel ihrer Arbeit listen zu können, verzichten möglicherweise darauf, um unnötige Fragen zu vermeiden. Immer wieder berichten einem Schauspieler-innen niedergeschlagen von ihren Auftritten in Serien-Piloten, welche niemals gezeigt werden.
Die Kreativen der betreffenden Filmteams fragen sich, ob ihre Leistung wirklich so schlecht war, dass man den Piloten gar nicht erst senden könne. Solche Dinge kratzen unberechtigterweise ziemlich am Selbstbewusstsein. Tröstlich sind dann die Empfänge etwa von SAT1, PRO7 & RTL, bei denen man auf andere Kolleg-inn-en trifft, denen das gleiche Schicksal widerfahren ist. Und man ist überrascht, wie viele Andere es ebenfalls getroffen hat. Es werden nämlich diverse Piloten für stattliche Budgets produziert und schlicht eingedampft.
Rechnet man die dahinter stehenden Produktionsbudgets zusammen darf man schon staunen, wie viel Geld da jedes Jahr einfach so verbrannt wird, weil scheinbar kompetente Leute nicht schon an den Drehbüchern erkennen konnten, wie das geplante Serienprodukt aussehen würde.
Leaks
Es gibt nicht wenige Pilotfolgen, die zwar offiziell nicht gesendet werden, aber auf irgendwelchen seltsamen Wegen im Internet als "leaks" doch zugänglich gemacht werden. Man kann annehmen, dass solche Folgen vielleicht von Seiten der Produktion, der Darsteller oder des Teams online gestellt werden, weil man hofft, dass sie dort doch noch Polularität erlangen und vielleicht doch noch vom TV Sender in Auftrag gegeben werden.