Für manche ein Buch mit sieben Siegeln, für andere vermintes Gelände. 6 Tipps, wie man seinen Bildschirm richtig einstellt. Moderne Flatscreens können eine ganze Menge, wenn sie korrekt eingestellt sind. Damit meinen wir an dieser Stelle gar nicht die professionelle Kalibrierung, welche viele gute Consumer-Bildschirme sogar für die Farbkorrektur geeignet machen würde, sondern wir sprechen von Presets in den Menüs. Leider sind dort einige Einstellungen ab Werk furchtbar gesetzt. Sicher kann man einen schlechten Flatscreen nicht perfekt machen, doch man kann das Bild weniger schlimm aussehen lassen. Einem guten bis sehr guten Flatscreen kann man hingegen richtig tolle Bilder entlocken. Wer gerne Filme schaut und Wert auf eine gute Farbwiedergabe legt, sollte unsere Tipps unbedingt beachten.
Vorbemerkung
Unsere Tipps können jeweils nur die Richtung, in der die jeweilige Einstellung zu finden ist, angeben, leider nennen die verschiedenen Hersteller diese in ihren Menüs unterschiedlich. Es kann also nicht schaden, online oder in gedruckter Form, das Manual zum jeweiligen Gerät bereit zu haben.
Um die Einstellungen möglichst optimal vornehmen zu können, sollte man sie bei Dunkelheit, also unbeeinflusst von Tages,- und Sonnenlicheinfall vornehmen. In die verschiedenen Einstellungen gelangt man in der Regel über die Menü-Taste der Fernbedienung.
1.- Unsinnige Bildspielereien
Längst nicht alles, was technisch möglich ist, verbessert die Bildwiedergabe. So werden bei vielen Flatscreens zusätzliche Einzelbilder hinzugerechnet um angeblich die Bildwiedergabe ruhiger zu machen. Dabei werden Bewegungsabläufe aber verfremdet und das sieht unnatürlich aus. Insbesondere Kinofilme, deren Look nicht zuletzt auf den 24 Bildern in der Sekunde basiert, leiden. Diese Spielereien unbedingt ausschalten. Je nach Gerät verbergen diese sich hinter Menüpunkten wie “Bewegungskontrolle” “Bewegungsglättung” oder “TruMotion.”
2.- Stromsparschaltung
Ja, wir sollten alle darauf achten, keinen Strom zu verschwenden. Doch bei vielen Flatscreens wird die stromsparende Wirkung durch eine deutliche Verschlechterung der Bildqualität, ganz konkret durch Reduzierung des Kontrastumfangs erreicht. Was nützen alle Bestrebungen, naturgetreue Wiedergabe, sogar in HDR zu erzielen, wenn diese Voreinstellungen vollständig dagegen arbeiten? Je nach Hersteller werden diese Stromspareinstellungen anders benannt. “Energie sparen”, “Eco Modus", "Power-Save" etc. Diese Einstellung deaktivieren und schon kann der Bildschirm mehr Kontrast verarbeiten. Lieber den Bildschirm weniger einschalten, das spart mehr Strom und ruiniert nicht den Bildeindruck.
3.- Die Grundeinstellung
Um es den Zuschauern leichter zu machen, die grundsätzliche Richtung der Farb,- und Kontrastwiedergabe festzulegen, haben die meisten Flatscreens mehrere Grundeinstellungen zur Auswahl. Diese haben ebenfalls von Hersteller zu Hersteller unterschiedliche Bezeichnungen. "Lebhaft" etwa, eine Garantie für ein zu helles Bild, künstlich verstärkte Schärfe und völlig übertriebene, unnatürliche Farbwiedergabe. Bitte auch die "Gamer" oder "Computerspiel" Einstellungen vermeiden und statt dessen nach "Kino", "Film" oder "Cinema"-Modus suchen. Dies ist die richtige Einstellung für möglichst natürliche Farbwiedergabe. Bei einigen Fernsehern gibt es auch Bezeichnungen wie THX oder ISF. Das bedeutet, dass diese Einstellung gemäß den Vorgaben von THX oder der ISF, einer Einrichtung, welche sich um die Normierung von TV-Kalibrierung bemüht, eingemessen ist.
4. Farbtemperatur einstellen
Die Kontrollmonitore auf denen Filme gegradet, also farbkorrigiert werden, sind in der Regel auf 6500 Kelvin Farbtemperatur eingemessen, man nennt das auch D65. Das entspricht dem Sonnenlicht am frühen Mittag auf normalem Land, also weder am Meer noch in den Bergen. Und genau auf diese Farbtemperatur sollten auch unsere Flatscreens eingestellt werden, damit sie die Farben möglichst natürlich wiedergeben. Die Norm für DCPs im Kino, DCI mit P3-Farbraum liegt übrigens bei 6300 Kelvin, also ziemlich nah an den 6500 Kelvin.
Manche Hersteller neigen dazu, hier höhere Kelvin-Werte als Werkseinstellung zu verwenden, weil Menschen bläulichere Bilder als knackiger, schärfer empfinden und weil die LEDs bläulichere Töne leichter produzieren können. In Asien, wo die meisten Flatscreens hergestellt werden, liegt die Standard Einstellung bei 9300 Kelvin, auch D93 genannt. Das ist deutlich zu kalt abgestimmt. Diese seltsam andere bevorzugte Farbtemperatur findet man übrigens besonders häufig bei Menschen, die am Meer leben, für sie sind hohe Blauanteile normal.
Leider geben die Flatscreen-Hersteller in ihren Menüs selten direkte Farbtemperaturen an, bitte nach der "Standard" oder "Warm" Einstellung suchen und testen, wie die Hauttöne aussehen. Sind diese bei "Warm" zu rötlich", dann ist die "Standard" Einstellung die Richtige.
5. Helligkeit und Kontrast
Bevor Sie diese Einstellungen vornehmen können, sollten vorübergehend alle "Schwarzwert", "Kontrast" und "Umgebungslicht"- Automatiken abgeschaltet werden. Wie gesagt, dies ist nur für unsere Justierung notwendig, danach schaltet man diese wieder ein.
Für diese Einstellungen benötigt man Testbilder, ein laufender Film, noch dazu ohne Referenzwerte, ist gänzlich ungeeignet. Da die meisten Flatscreens inzwischen auch über W-Lan oder Lan Anschlüsse verfügen, können und müssen wir sogar entsprechende Testvideos auf Youtube abrufen. Bitte nicht einen PC verwenden und das YouTube Video über HDMI etc. auf den TV Eingang legen, das verfälscht unsere Einstellungen!
Helligkeit
Zunächst benötigt man das Murideo Testvideo für die Helligkeitseinstellungen:
https://www.youtube.com/watch?v=UsS1GMRmBac&list=PLes6453-4e4bs2pWHXlHtO3oD7slQoFJx&index=11&t=0s
Üblicherweise ist damit der Helligkeitsregler gemeint, bei manchen Herstellern finden sich aber auch seltsame anderslautende Benenntungen wie Hintergrundbeleuchtung. Welches der richtige Regler ist, muss man testen. Man kann das aber recht schnell herausfinden, welches der richtige Einsteller ist, denn nur beim echten Helligkeitsregler verschwinden die oberen rechten fünf Felder des Testbildes, die mit 251d bis 255d beschriftet sind. Nun muss man den Hellgkeitsregler so einstellen, dass das Feld 254d gerade so erkennbar ist.
Kontrast
Für die Kontrasteinstellungen wird das Murideo Testvideo für die Schwarzwerte benötigt:
https://www.youtube.com/watch?v=EWonc5jqbBM&list=PLes6453-4e4bs2pWHXlHtO3oD7slQoFJx&index=12&t=0s
Für diese Einstellung ist der Kontrastregler zuständig, allerdings kann auch diese Bezeichnung bei einigen Herstellern abweichen. Auch hier könnte möglicherweise "Hintergrundhelligkeit" als Menüpunkt verwendet worden sein. Mit dem Kontrastregler sollte das Schwarz so eingestellt werden, dass das Feld 16d, das ist genau in der Mitte der testtafel, gerade noch knapp erkennbar ist. Alle Felder unterhalb von 16d sollten nicht mehr erkennbar sein, also im schwarzen Hintergrund verschwinden.
Um sicher zu gehen, dass man nicht versehentlich irgend etwas an der Helligkeit verstellt hat, sollte man daraufhin noch einmal das Testbild für die Helligkeit öffnen und überprüfen, ob die oben beschriebene Einstellung weiterhin gilt, also die Felder 251d bis 255d unsichtbar sind.
Nach erfolgreicher Einstellung kann man die vor dem Justieren abgeschalteten Automatiken (s.o.) "Schwarzwert", "Kontrast" und "Umgebungslicht", die man vor dem Einstellen von Helligkeit und Kontrast abgeschaltet hat, wieder einschalten. Und bitte nur die und keine anderen.
6. Gamma Wert einstellen
Der Gamma Wert eines Fernsehers richtet sich in der Regel nach bestimmten Erfahrungswerten der Hersteller. Der Gamma Wert, den man bei Fernseher einstellen kann, beeinflusst hauptsächlich die Wiedergabe der dunklen Töne. Ist er zu hell eingestellt, sehen die Schwarztöne eher dunkelgrau aus.
Dieser Hersteller-Standardwert liegt bei ca. 2,2.
Dieser ist natürlich ein angenommener Mittelwert, er sollte aber eigentlich berücksichtigen, wie die tatsächlichen Kontrastverhältnisse in dem Raum des Zuschauers sind.
Fällt helles Sonnenlicht in den Raum, wird ein anderer Gamma-Wert von etwa 2,0 oder noch niedriger benötigt.
Wenn die Vorhänge zugezogen sind und der Raum abgedunkelt ist, wird eher ein Wert von 2,4 benötigt.
Diese Einstellung ist aber von den individuellen Sehgewohnheiten und dem Ort, wo der Flatscreen aufgestellt ist, abhängig. Hier muss man experimentieren um die richtigen Einstellungen herauszufinden.
Da geht natürlich noch eine Menge mehr an Justage, doch dafür benötigt man dann teure Messgeräte und die Hilfe von Spezialisten. Die lassen sich das "Einmessen" von Bildschirmen zudem fürstlich bezahlen. Solch ein hoher Aufwand macht aber eigentlich nur Sinn, wenn man mit dem betreffenden Bildschirm selber Farbkorrekturen vornehmen möchte. Reine Filmzuschauer können mit den oben genannten Tipps bereits recht gute Ergebnisse erzielen und sich das Geld für die professionelle Kalibrierung sparen.
Nach erfolgreicher Einstellung der obigen Paramter sind schon einmal die wichtigsten Werte optimiert und so steht einem visuell ansprechenden Filmgenuss nichts mehr im Wege. Viel Erfolg!