Früher bedeuteten Luftaufnahmen einen nicht unerheblichen Kostenaufwand. Der echte Hubschrauber konnte gut und gerne für wenige Stunden mehrere Tausend Euro kosten und der technische Aufwand, die Erschütterungen des Helis für ruhige Aufnahmen auszugleichen, erzeugte zusätzliche Kosten.
Ob in aufwändigen James-Bond Filmen, Natur und Wildlife-Dokus bis hin zu banalsten Serien oder Videos von Mountainbikern, man kommt kaum mehr vorbei an Aufnahmen aus der Luft, die mit den seit Jahren immer besser und preiswerter werdenden Flugdrohnen aufgenommen wurden. Mit Hilfe von mehreren Rotorblättern, wie man sie von Modellhubschraubern kennt, präzisen Sensoren Mikroprozessoren gelingt es, die fliegenden Kameraplattformen so zu stabilisieren, dass ruhige Aufnahmen möglich werden.
Ähnlich wie vor Jahrzehnten Teile der Technik des genialen Kamerastabilisierungssystems Steadicam aus der Militärentwicklung stammten, waren es auch die ferngesteuerten Militärdrohnen, welche wichtige Vorreiter der Kameradrohnen wurden. Hinzugekommen ist noch die stabilisierte Giro-Aufhängung, ähnlich wie bei der Steadicam "Gimbal" genannt, an der die Kameras befestigt werden. Neuere Entwicklungen wollen das Fluggerät so stabil in der Luft halten, dass evtl. sogar die Stabilisierung weggelassen werden kann.
Viele Variationen
Nach der Anzahl der Rotoren unterscheidet man Quad,- und Oktokopter, je nach Leistungsfähigkeit können sie unterschiedlich schwere Kameras (leichte Geräte wie DSLR) samt Sender für die Bildkontrolle tragen. Doch wie so oft hängt die Wirkung der damit zu erzielenden Aufnahmen sehr vom Know-How der Anwender und dem dramaturgischen Sinn dieser Aufnehmen ab. Immer öfter werden Flugaufnahmen in Filme und Szenen hineingedrückt, die weder visuell noch inhaltlich Sinn machen.
Aufnahmen mit Flugdrohnen sind meist etwas weiter von den Personen entfernt, Nahe und Halbnahe gibt es praktisch nicht. Die Gründe: Die meisten Systeme erlauben keine Fernschärfe, zudem würden Optiken die nicht weitwinkelig sind, die Ungenauigkeiten in der Stabilisierung verstärken. Sie produzieren viel Wind und sind sehr laut, Originalton ist damit nahezu unmöglich, man muss Atmos und Geräusche unter die Aufnahmen legen, die Originalaufnahme ist unbrauchbar.
Häufig werden Drohnenaufnahmen trotz Giro-Stabilisierung nachträglich auch optisch stabilisiert, was zu merkwürdig künstlichen Bewegungseindrücken, speziell wenn Menschen sich in Augenhöhe bewegen, führen kann.
Spielregeln
Dem Einsatz von Flugdrohnen sind in Deutschland enge Grenzen gesetzt,- sie sind ab einem Gewicht von derzeit 5 KG anmeldepflichtig, über Großstädten muss sogar jeder einzelne Einsatz angemeldet werden und es gibt jede Menge Areale wie etwa Flughäfen, wichtige Gebäude etc. in denen sie gänzlich verboten sind. Kein Wunder, schließlich können die Geräte nicht nur Kameras transportieren und können durchaus auch abstürzen. Diverse Geräte haben auch Begrenzungen der Flughöhe (z.B. 15 Meter) und Geschwindigkeit (<40 Km) bereits eingebaut.
Fortschritte machen vor allem die Steuerungen, hier gibt es inzwischen Geräte, die ihre Anwender erkennen und ihnen folgen können. Dabei gibt es sowohl Armbänder mit Sender als auch Gesichtserkennung als Steuerungsbasis. Manche Geräte sind damit in der Lage, die erkannte Person stets in der Bildmitte zu halten.
Andere lassen sich in ihrer Flugbahn mit Hilfe von GPS in ihrer Flugbahn präzise programmieren. Ziel vieler Entwickler ist die autonome Steuerung der Drohnen ohne dass am Boden Jemand den Flug steuern muss. Diese sind insbesondere bei Sportlern sehr beliebt, die ihre Snowboardabfahrt oder den Downhill-Mountainbike Thrill nicht nur mit wackelnder Helm-Gopro sondern auch in ruhigen Flugaufnahmen dokumentieren möchten.
Manche nehmen dem Anwender bereits Vieles ab, einige braucht man nur in die Luft zu werfen und sie fliegen los. Man kann sie auf Umkreisungen, Verfolgungen etc. vorprogrammieren, ihnen den Abstand zum Objekt, das sie begleiten sollen, vorgeben. Doch Vorsicht,- die wenigsten Kameradrohnen können Hindernisse wie Bäume, Strommasten oder Gebäude selbst erkennen und umfliegen,- die Steuerung durch erfahrene Drohnen-Piloten bleibt durchaus noch wichtig. Einige Apps ermöglichen die Definition von "No Fly" Zonen, doch wie zuverlässig die sind, ist fraglich.
Die Kontrolle erfolgt über Fernbedienungen mit Displays, aber auch Handy-Apps oder speziellen Brillen, mit denen man ohne störende Lichtreflexe direkt das Kamerabild der Drohne vor Augen hat. Die Bildübertragung ist von der Reichweite auch meist begrenzt, maximal 800-1000 Meter sind hier die häufigsten Grenzwerte. Allzu lange fliegen die kleinen Wundergeräte nicht,- Akkus sind schwer, um Gewicht zu sparen sind diese zumeist so dimensioniert dass der Flug nach 20 Minuten zu Ende ist. Das bemerken die Drohnen in der Regel rechtzeitig und landen wieder am Boden. Ob sie allerdings bemerken, wenn sich am Boden, wo sie landen, gerade Menschen oder Tiere befinden, scheint nicht so gesichert zu sein.
Interessanterweise haben selbst kommerzielle Anbieter für Drohnen-Flugaufnahmen längst nicht immer Versicherungen abgeschlossen. So hat eine junge Startup-Produktion bei einem Dreh erlebt, dass eine Drohne (gesteuert vom Drohnenflug-Anbieter persönlich) abstürzte, ein Glasdach eines Gebäudes durchschlug und zum Glück nicht auf,- sondern zwischen die darunter geparkten Luxusautos stürzte. Zum Glück war eine Geräte/Haftpflichversicherung abgeschlossen, welche die 12000 Euro Schaden übernahm.
Fliegen Lernen
Ganz gleich, wie viel Software und Steuerungsautomatiken die Drohnen mitbringen, man muss erlernen, sie zu fliegen. Das kann leicht einige Wochen in Anspruch nehmen, bis man einigermaßen zuverlässig so eine Drohne lenken kann. Diese Zeit sollte man sich als Vorlauf auch nehmen, also ja nicht auf die Idee kommen, kurz vor einem Dreh mal eben ein solches Gerät bestellen, Kamera drunter schrauben und losdrehen. Zu leicht kann die teure Drohne vom Himmel fallen, was allein schon eine Menge Geld vernichtet, auch jede darunter gehängte Kamera wäre unweigerlich zerstört.
Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Bildkontrolle auf einem mobilen Display. Wer professionell drehen und die Drohnen steuern möchte, kommt um einen Video-Transmitter nicht herum. Das über Funk gesendete Bild verschafft dem Operator erst die Möglichkeit, die Bildgestaltung sinnvoll zu übernehmen. Hier werden Systeme wie die Teradek Bolt Pro oder IMT/Nebtek MicroLite HD RF von Profis eingesetzt.
Materialien und Unterschiede
Man kann sich vorstellen, dass bei derartigem Fluggerät vor allem das Gewicht eine Rolle spielt. Hochwertigere Drohnen sind deshalb aus Kohlefaser gefertigt, ein Material, welches sich die Hersteller auch entsprechend bezahlen lassen.
Bei den Kameras gibt es erstaunlicherweise mehr Angebote im Low-Cost Bereich als bei den hochwertigen Geräten, da sind Hersteller wie Arri (Alexa Mini), Blackmagic oder Red (Compact Epic) erst langsam dabei, kompakte, leichte Varianten ihrer HD- oder 4K Kameras anzubieten. Vielleicht ist auch die Angst vor einem Absturz mit ein Grund, weshalb man lieber die kleine GoPro unter die Drohne hängt, als die Alexa Mini.
Neue Impulse erwartet man sich auch von Virtuel Reality (VR) Anwendungen, mit den Multikamera-Systemen kann dann der User zumindest virtuell fliegen...
Preiswerte und natürlich auch eher einfache Flugdrohnen (z.B. Aries Blackbird X10) sind schon ab 500 USD zu haben, allerdings darf man da keine Wunder erwarten. Fliegen tun sie alle...
Regulierungspläne
Das Verkehrsministerium will die Nutzung von Drohnen regulieren, Nummernschilder und Drohnenführerscheine für kommerzielle Drehs sind geplant.