Alte Videos sichern
Ähnlich wie bei Normal,- und Super 8 schlummern auf vielen Mini-DV Bändern wichtige Aufnahmen und zahllose Erinnerungen. Da sie alle schon einige Jahre auf dem Buckel haben, eilt die Zeit, sie noch zu kopieren. Wir erklären Euch, wie man sie sichert.
Da Videokassetten, ganz gleich ob Analog oder Digital, mit der Zeit altern und an Magnetisierung verlieren, werden sie irgendwann nicht mehr abspielbar sein. Man spricht da bei DV von einer durchschnittlichen Lebensdauer von 15 Jahren, mal mehr, mal weniger. Auch ist es von Vorteil, die gelagerten Bänder einmal im Jahr vor,- und zurückzuspulen. Es versteht sich von selbst, dass die Bändern nur dann lange halten, wenn sie trocken, staubgeschützt und vor Sonne und Hitze sicher gelagert werden. Auch starke Temperaturschwankungen können den Bändern zusetzen.
Deshalb sollte man wichtige Bänder unbedingt auf Festplatte bzw. SSD speichern, also kopieren. Professionelle DVCAM oder DVC-PRO Recorder oder Player können die allermeisten Mini-DV Kassetten dank passender Adapter meist zuverlässig abspielen. Trotzdem kann es vorkommen, dass sie Bildstörungen oder Tonaussetzer produzieren.
Player / Camcorder
Bevor man nun aufgibt und die vielleicht kostbaren Aufnahmen endgültig aufgibt, kann es sich lohnen, es mal zu versuchen, sie dem Gerät, mit dem die Aufnahmen gemacht wurden oder einem ähnlichen Gerät, die Kassetten abzuspielen. Da die Toleranzen so minimal sind, kann es durchaus sein, dass die Aufnahmen dann fehlerfrei abgespielt werden. Das kann dann zu Pixelfehlern oder ganzen Störbalknen im Bild oder Tonaussetzern führen. Wichtig ist, dass man für die Wiedergabe mindestens mindestens ein Gerät des gleichen Herstellers verwendet, mit dem auch die Aufnahmen gemacht wurden. Natürlich ist der Mini-DV Camcorder, mit dem die Bänder auch aufgenommen wurden, stets der perfekte Player.
In diesem Zusammenhang sollte man natürlich versuchen, möglichst Geräte zu verwenden, die relativ spät hergestellt wurden. Im Mini-DV Bereich etwa gehören Camcorder wie der Canon XM2 oder auch der Canon XL2, beide etwa 2004 auf den Markt gebracht, eher zu den späteren Geräten.
Danach, so ab 2008 kamen von Canon, Sony und anderen Herstellern HDV Camcorder auf den Markt, wie etwa der XL H1 oder der Canon HV20 oder HV30. Diese können auch Mini DV abspielen, allerdings ist es nicht immer die gleiche Art von Videoköpfen und vielleicht weniger kompatibel mit den alten Bändern. Ab 2008 kamen dann auch File-basierte Camcorder auf den Markt, die hatten dann keine Mini DV Laufwerke mehr.
Reinigung
Eine weitere Ursache für Qualitätsprobleme können verschmutzte Videoköpfe sein. Bei jedem Abspielen eines Bandes gibt es sogenannten Bandabrieb, feinen Metallstaub der Bandbeschichtung, der dann die winzigen Kopfspalte verschmiert. Das Verwenden einer Reinigungskassette kann manchmal helfen,- doch Vorsicht, maximal 5-10 Sekunden laufen lassen!
Noch besser wäre eine professionelle Reinigung der Videoköpfe auf der Kopftrommel. Die allerdings sollte man nur selbst durchführen, wenn man Ahnung von Videotechnik hat. Bei den kleinen Mini-DV Systemen ist es auf Grund der geringen Baugröße noch schwieriger, ale etwa bei professionellen DVCAM oder DVCPRO Geräten.
Anders als bei analogen Videokassetten gibt es bei Mini DV keinen separaten Tonkopf, den man bei Tonaussetzern reinigen könnte. Der feststehende Kopf im Laufwerk mancher Mini DV Rekorder ist lediglich ein Löschkopf. Bei DV (Digital Video) werden das Bild und der Ton gemeinsam als digitales Signal aufgezeichnet und auch übertragen. Beides, sogar ein Timecode sind also in einem Datenformat verknüpft, man spricht auch von Multiplex.
Capturen
Immer wieder fragen Anwender nach, wie man denn seine Mini DV Bänder "digitalisieren" kann. Nun das ist nicht nötig, schließlich liegen die Informationen bereits digital vor. Gemeint ist eher, wie man die Aufnahmen von den Videobändern, die verfallen, in eine Datei übertragen kann. Deshalb sollte man den Player oder Camcorder beim Überspielen auf den PC, man nennt das auch "Capturen", unbedingt per Firewire (=IEEE1394) oder bei Profigeräten per SDI verbinden.
Wer das nicht tut und etwa über Hosiden oder Cinchkabel in eine Videokarte des Rechners geht, reduziert damit sofort die ursprüngliche Qualität. Per Firewire oder dem Profi Digitalstandard SDI wird das Maximum übertragen. Der Ton ist in den digitalen Signalen bereits enthalten. Voraussetzung ist natürlich, dass der Firewire Port des Camcorders in Ordnung ist,- die konnten nämlich bei falscher Handhabung beim ein,- und ausstecken des Steckers auch leicht Schaden nehmen. Genauso wichtig ist es, dass der Computer den richtigen Treiber für den Firewire Anschluss hat und dass das Kabel (Firewire 400 oder 800) fehlerfrei ist.
Und natürlich muss der Computer über einen Firewire-Eingang verfügen, das ist heute alles andere als selbstverständlich. Man kann aber seinen Rechner für kleines Geld mit einer Firewire-Steckkarte nachrüsten, sie kostet etwa 15,- bis 20,- Euro. Es gibt übrigens auch für Notebooks angebliche Stecker-Adapter von Firewire auf USB,- doch die funktionieren in den seltensten Fällen, manche zerstören sogar wegen falscher Polbelegung den USB Port. Vorsicht ist geboten bei Adaptern von Mini-Firewire auf USB, die haben einfach zu wenig Kontakte. Besser sind Adapter mit einer normalen sechspoligen Firewire-Buchse auf USB, die funktionieren in den meisten Fällen gut.
Zum Capturen braucht es nicht unbedingt einen ultraschnellen Rechner, Mini DV wird mit etwa 25 Mbit übertragen, das ist recht moderat und bringt auch ältere Schnittrechner oder Office-Rechner nicht aus der Ruhe. Falls man Voreinstellungen vornehmen muss, DV ist ein gängiges Format, es hat eine native Auflösung von 720x576, Interlaced, also mit 50 Halbbildern. Die waren in der Blütezeit von Mini DV nämlich noch üblich. Neuere Schnittprogramme sind in der Windows und der Mac Welt nicht mehr in der Lage, die Mini DV Kameras anzusteuern, man muss also manuell auf Aufnahme gehen und den Player (die Kamera im Play Modus) starten.
Wer das Ganze mit seinem iPad oder Macbook Air versuchen möchte, benötigt zusätzlich zu dem Adapter von Firewire 400 auf USB (z.B. RIIEYOCA 1394 FireWire 1394 FireWire 6-polige Buchse auf USB 2.0) noch einen Adapter von USB auf Lightning (z.B. BOUTOP Lightning auf USB Adapter für iPhone iPad ). Und man benötigt auf dem iPad das kostenlose Apple Programm "iMovie für iPad". In iMovie muss man die Option für das Importieren von Medien auswählen. Da iMovie die Kamera wahrscheinlich nicht ansteuern kann, wird man im freien Aufnahmemodus die Aufnahme in iMovie starten und die Kamera im Paly Modus abspielen müssen.
Software
Im Grunde genommen ist fast jedes Schnittprogramm in der Lage, Videos zu capturen. Wer also Adobe Premiere Pro, Final Cut Pro oder ähnliche besitzt, ist auf der sicheren Seite. Aber auch einfachere Programme wie Cyberlink, Magix, Windows Movie Maker, Lightworks, Vegas Movie Studio oder Magix Video Deluxe erledigen den Job ebenfalls.
Im Aufnahmeprogramm sollte man unbedingt DV angeben, dann wird auch die gleiche Qualität aufgezeichnet. Bitte nicht den Fehler machen, hier beispielsweise DVD eingeben, DVDs haben nur ein Drittel der Informationsdichte einer Mini DV, hier würde man schon beim einspielen wertvolle Bildinformationen verlieren. Grundsätzlich gibt es bei Mini DV zwei Varianten, einmal 48khz 16 bit, sowie im schlechteren Long Play Mode 32khz 16bit. Ein weiterer Unterschied kann noch die Fernsehnorm sein. In den USA wurde NTSC verwendet, während in Europa PAL Standard war.
Ob man dafür die individuellen Einstellungen in den Presets des Programms machen muss oder wie bei einfacheren Capture Programmen die jeweils beste Qualitätseinstellung wählt, die dann "volle DV Qualitätsaufnahme" oder "unkomprimiert" heißen könnte, ist egal. Wichtig ist nur, dass hier ein unverändertes Digitalsignal aufgenommen wird.
Was den Speicherplatz auf der Festplatte oder SSD angeht, den man benötigt um die Inhalte der DV Bänder zu sichern, so ist das Format recht bescheiden. Man geht von 0,2 GB pro DV-Minute aus, eine 60 Minuten Mini DV benötigt demnach etwa 13 GB an Speicher.