Alles anders
Die Pandemie hat auch aus der Oscar Verleihung eine seltsam andere Veranstaltung gemacht. Durch Corona wurde die Oscarverleihung von Ende Februar auf Ende April verschoben. Grundlegende Regelungen wurden verändert, um den besonderen Bedingungen durch die Pandemie gerecht zu werden. Während in normalen Jahren Kinostarts eine Voraussetzung dafür waren, nominiert zu werden, genügte diesmal bereits die Aufführung in einem Streaming-Kanal, wenn der Film ursprünglich für Kinozwecke produziert worden ist. Auch war das Zeitfenster für Nominierungen verlängert worden, wodurch deutlich mehr Filme zur Auswahl standen.
Vermutlich hat es noch nie eine Oscar Verleihung gegeben, wo so wenige Zuschauer die nominierten Filme überhaupt vorher gesehen haben. Die Kinos waren seit einem Jahr weitgehend geschlossen oder in den kurzen Phasen der Öffnung von den verfügbaren Plätzen aus Sicherheitsgründen sehr limitiert.
Die Zeremonie fand tatsächlich physisch statt, nicht wie sonst im Dolby Theatre, sondern in der Union Station, einem ehemaligen Bahnhof in Downtown von Los Angeles. Sie war sicherlich eine der seltsamsten aller Zeiten. Denn nur 170 Gäste durften kommen, was bedeutete, dass lediglich die Nominierten, die Moderatoren und jeweils eine Gastperson der Vorgenannten kommen durften. Entsprechend gab es auch nur einen sehr kleinen roten Teppich und die dort zugelassene Presse hatte Anweisungen erhalten, zehn Tage vor der Verleihung möglichst alle externen Kontakte einzuschränken. Zusätzlich wurde bei allen die Körpertemperatur gemessen und Schnelltests gemacht.
Die Gäste mussten während der in den USA üblichen Werbeunterbrechungen der Fernsehübertragung ihre Masken aufsetzen. Die Fernsehübretragung haben nur etwa halb so viele Zuschauer einschaltet, wie in früheren Jahren. Die sonst üblichen Showauftritte gab es nicht. Auch wenn sich die Moderatoren große Mühe gaben,- die ganze Veranstaltung wirkte unterkühlt und stellenweise absurd. Aber sie fand statt und sie war, auch in einigen Dankesreden der PreisträgerInnen ausgesprochen, ein Bekenntnis zum Kino gerade angesichts der Pandemie.
Wichtige Zeichen
Wer sind die Gewinner? Einen Abräumerfilm, der gleich eine Handvoll Oscars holte, gab es nicht, es waren mehrere schon zuvor hoch gehandelte Nominierte, die Preise auf sich vereinen konnten. Und doch ist die Preisvergabe eine kleine Sensation, die eigentlich Normalität sein sollte. Eine Hauptgewinnerin gab es auf jeden Fall mit "Nomadland" und damit zum zweiten Mal in der Geschichte der Akedemie (nach Kathryn Bigelow), den wichtigsten Preis der Academy für eine weibliche Regie. Er ging an die 39 jährige Chinesische Regisseurin Chloé Zhao, die bereits 2017 mit "The Rider" überzeugte. Seit der Premiere des Films im Wettbewerb in Venedig hat die Regisseurin bereits über 200 Preise für ihren Film erhalten. Und Frances McDormand erhielt für ihre Hauptrolle in "Nomadland" ihren dritten Oscar.
Gewinner
Bester Film:
“Nomadland” (Regie: Chloé Zhao)
Best Director
Chloe Zhao (“Nomadland”)
Best Actor
Anthony Hopkins (“The Father”)
Best Actress
Frances McDormand (“Nomadland”)
Best Supporting Actor
Daniel Kaluuya (“Judas and the Black Messiah”)
Best Supporting Actress
Youn Yuh-jung (“Minari”)
Best Adapted Screenplay
Florian Zeller and Christopher Hampton (“The Father”)
Best Original Screenplay
Emerald Fennell (“Promising Young Woman”)
Best Animated Feature
“Soul”
Best International Feature Film
“Another Round”
Best Documentary
“My Octopus Teacher”
Best Cinematography
Erik Messerschmidt (“Mank”)
Best Costume Design
“Ma Rainey’s Black Bottom”
Best Film Editing
“Sound of Metal”
Best Makeup and Hairstyling
“Ma Rainey’s Black Bottom”
Best Original Score
“Soul”
Best Original Song
“Fight For You” from “Judas and the Black Messiah”
Best Production Design
“Mank”
Best Sound
“Sound of Metal”
Best Visual Effects
“Tenet”
Best Documentary (Short Subject)
“Colette”
Best Short Film (Animated)
“If Anything Happens I Love You”
Best Short Film (Live Action)
“Two Distant Strangers”