Es ist eines der ersten großen Filmfestivals, die tatsächlich wieder physisch stattfinden, was gibt es zu sehen, wie verhindert man neue Corona Hot Spots? Als im Frühsommer verkündet wurde, das Festival werde tatsächlich stattfinden, haben viele noch geglaubt, das sei eine Hoffnung, aber alles andere als sicher.
Nun aber ist es am 2.9. eröffnet und es fahren Festivalgäste in übervollen Vaporettos, den "Wasserbussen" auf den Kanälen herum. Die meisten Cafés und Restaurants haben geöffnet, dort trägt man keine Masken, so lange das Wetter mitspielt, kann vieles Draußen stattfinden. Es ist ruhiger in der Stadt als sonst, endlich mal keine Riesenkreuzfahrtschiffe und die Hoteliers sind froh, dass das Festival einige Gäste in die Stadt lockt.
Für Fachbesucher aus der EU ist das auch einigermaßen einfach möglich, lediglich die mentale Hürde, wenn man in nahezu vollen Flugzeugen dicht gedrängt alles andere als "Soziale Distanz" wahren kann, ist zu überwinden. Für Reisende aus dem Rest der Welt ist es schwierig, sie müssen bei der Ankunft erst einmal getestet werden, Ergebnisse abwarten usw. So fehlen die meisten US Firmen in diesem Jahr am Lido.
Die Tickets für die Kinoveranstaltungen müssen in einem aufwändigen Verfahren online mit Registrierung gebucht werden. Dafür werden die Säle auch nicht gestopft voll sein wie sonst, Abstände werden per Software eingeplant. Es herrscht Maskenpflicht in den Kinos und überall an den Zugängen wird Fieber gemessen.
Der Film "Lacci" von Daniele Luchetti eröffnet 2020 die Mostra. Am 3. September hat "The Book of Visison", eine Italienisch-Amerikanische Produktion, die in der Reihe "Woche der Kritik" läuft, Weltpremiere. Überhaupt hat die Corona- bedingte Konzentration auf Europäisches die Chancen für kleinere Filme deutlich erhöht. Auch ein Deutscher Film ist unter den 18 Filmen, die im Wettbewerb sind und auf einen Goldenen Löwen hoffen, "Und morgen die ganze Welt" von Julia von Heinz.
Jurypräsidentin ist Cate Blanchett, weitere Mitglieder sind Veronika Franz (Österreich), Joanna Hogg (England), Matt Dillon (USA) und Christian Petzold (Deutschland).
Erfreuliche Acht Filme des Wettbewerbs wurden von Regisseurinnen inszeniert, unter anderem "Never Gonna Snow Again" von Małgorzata Szumowska (Polen), "Amants", Nicole Garcia (Frankreich), "The World To Come", Mona Fastvol (USA) und "Nomadland" Chloé Zhao (China).
Tilda Swinton und die Regisseurin Ann Hui werden für ihr Lebenswerk mit Goldenen Löwen geehrt.
Dass das Internationale Filmfestival Venedig stattfindet, ist ein Hoffnungsschimmer auf Rückkehr zum Normalbetrieb, ein trotziger Widerspruch, dass man sich durch das Virus nicht alles nehmen lassen darf. Ob das Experiment gelingt und die Mostra kein "Ischgl" der Kulturfreunde ist, wird sich zeigen.