Es war das Jahr 2007, als die Bundesregierung an die Telefongesellschaften Funkfrequenzen versteigerte, die nicht etwa frei, sondern intensiv in Verwendung waren. Nämlich jene Frequenzen auf die Filmproduktionen, Fernsehanstalten, Konzert,- und Eventveranstalter angewiesen waren und weitgehend auch noch sind.
Wir sprechen hierbei über die bisher anmeldefrei nutzbaren Bereiche 790-814 MHz sowie 838-862 MHz, im sogenannten UHF Band. Und weil der Wegfall dieser Frequenzen aus damaliger Sicht erst in weiter Zukunft lag, nämlich Ende 2015 hielten sich die Proteste der Betroffenen in Grenzen.
Was seltsam ist. Denn viele der zigtausend Funkstrecken, Geräte die im Spitzenbereich auch gerne 3-5000 Euro gekostet haben, werden durch diese Regelung schrottreif. Außerdem wird es mit der Umstellung eine viel geringere Bandbreite künftiger Übertragung geben, was gerade bei Großveranstaltungen auf denen mehrere Teams parallel drehen, gravierende Probleme schaffen wird.
Doch nicht alle Geräte wurden ab Januar 2016 unbrauchbar. Falls Ihre Funkstrecke auch zwischen 823 und 832 MHz sendet, in der sogenannten LTE Mittenlücke, bleiben Sie im anmeldefreien Bereich, dürfen aber nur in dieser Lücke betrieben werden.
Neue Geräte können folgende Frequenzen anmeldefrei nutzen:
Zwischen 863 und 865 MHz gibt es eine weitere Lücke, das sogenannte EU-weite harmonisierte Frequenzband.
Zwischen 823 und 832 MHz, der sogenannten LTE Mittenlücke
Im ländlichen Mobilfunk-Bereich 1,785-1805 GHz
Im WLAN-Bereich, rund um 2,4 GHz (wobei es hier sicher mehr als eng wird)
Anmeldepflichtig, das heißt nur mit Einzelzuteilung und gegen jährliche Gebühren werden Geräte in folgenden Frequenzbereichen:
710 - 790 MHz (Touring)
470 - 862 MHz (feste Installationen, bzw. Kurzzeitzulassungen)
In beiden Fällen soll die einmalige Anmeldung 130,- Euro und die jährliche Gebühr 10 Euro betragen.
Im ersteren Bereich (710-790 MHz) für den bereits neue Geräte angeboten werden, droht die nächste Katastrophe. Auf der World Radio Conference haben arabische und afrikanische Staaten diesen Bereich eingefordert um ihn ebenfalls für Handys nutzbar zu machen, es bleibt also spannend…
Umrüsten möglich?
Während diverse Funkstrecken-Hersteller ihre Anwender doch eher im Regen stehen lassen, bietet etwa Sennheiser konkrete lebensverlängernde Maßnahmen für eine Reihe von Funkstrecken an. Die Preise für den Umbau liegen deutlich unter denen für einen Neukauf.
Diese sogenannte Umfrequentierung geht vornehmlich bei Geräten der Reihe Evolution 2 & 3, die Reihe G1 mit 9 Volt Blockbatterie kann in der Regel nicht umgebaut werden. Es gibt aber auch inoffizielle Umrüstungen etwa der Sender SK 50 und SK 250.
Wer sich genau informieren möchte, welche Möglichkeiten und Kosten für einen solchen Umbau entstehen, kann dies auf der Sennheiser Webseite (http://de-de.sennheiser.com/ddready) tun. Unter "Your Opportunities" gibt es Eingabefelder in denen man seinen Gerätetyp eingeben kann und erfährt, ob und zu welchen Kosten die Umfrequentierung möglich ist.
Im gleichen Bereich der Webseite kann man übrigens auch den PDF Pocketguide downloaden, wo alles über die verbleibenden Frequenzbereiche und Zukunftsoptionen übersichtlich grafisch dargestellt und erläutert wird.
Digital = Wunderbar?
A propos neue Geräte. Hier verspricht die Industrie, die im übrigen über die Zwangsverschrottung der bisherigen, oftmals extrem haltbaren und zuverlässigen Funkstrecken nicht wirklich unglücklich ist, mit neuen digitalen Funkstrecken eine wunderbare Zukunft. Angeblich werden hier die engeren Frequenzbänder viel effektiver genutzt.
Die Wahrheit sieht allerdings eher traurig aus. Die digitale Signalübertragung verringert nämlich nicht die zu übertragenden Informationen, sondern sie vervielfacht sie. Das ist immer so, auch in Fotografie, Video oder Tonübertragung. Um die durch Digitalisierung aufgeblähten Informationen also in enge Frequenzfenster quetschen zu können, müssen die Tonsignale digital komprimiert werden.
Das Ergebnis solcher Kompressionen kennen wir aus unserem Alltag. Wer DVB-T kennt, das terristrische digitale Fernsehen, der kennt die schlechte Qualität und die Artefakte und wer MP3 mit der Originalaufnahme vergleicht, der schüttelt sich. Und nun also wird der Originalton gestaucht, gequetscht und runtergerechnet. Ganz nebenbei sorgt die Analog-Digital Wandlung und zurück zum analogen Geräteeingang zu zeitlichen Verzögerungen, man kennt das von manchen Satellitenübertragungen.
Deshalb sind die Analogen Funkstrecken den digitalen eigentlich überlegen und wenn man auf die Frequenzbänder achtet, so kann man vielleicht auch analog in die von der Bundesregierung erheblich eingeschränkte Zukunft der Tonübertragung gehen. Technisch wäre durchaus möglich, viele Funkstrecken auf die neuen Frequenzen umzubauen, doch darüber sprechen die Hersteller aus verständlichen Gründen ungern. Angeblich kann man beispielsweise die Sennheiser diverse Geräte auf das neue Frequenzband umbauen, andere umfassen ohnehin diesen Bereich.
Welche Bänder haben Zukunft?
Bei Sennheiser nennt sich dieses Frequenzband "E", aber auch neuere DW-Band Geräte umfassen diese Frquenzen. (Evolution 100, 300 und 500 der Baureihen G2,G3 sollten diese Eigenschaft haben.)
Hier kann man seit 2016 in der anmeldefreien Lücke 863-865 MHz maximal vier Funkstrecken parallel unterbringen, für Filmzwecke also durchaus denkbar, für Großveranstaltungen ungeeignet. Außerdem muss einem klar sein, dass die Frequenzen auch noch für diverse andere drahtlose Anwendungen genutzt werden könnten.
Der seit 2016 anmeldepflichtige Bereich nennt sich bei Sennheiser C-Band (734-776 MHz)
Nach dem 31.12.2015 verblieben einige wenige analoge Geräte weiterhin sinnvoll einzusetzbar. Auf jeder Funkstrecke sind die Frequenzbereiche eingetragen, schauen Sie doch mal drauf, wie es um die Zukunft Ihrer Geräte steht. Manche sind auch vom Hersteller oder auch von anderen Online-Anbietern umrüstbar. Bevor man also sein Gerät wegwirft oder verschrottet, sollte man diese Optionen gründlich prüfen.
Inzwischen gibt es auch preiswertere Funkstrecken, die im W-LAN Netz senden. Wer keine größeren Entfernungen überbrücken muss, kann auch damit arbeiten.