Verwirrungen
Gerade bei Nachwuchsdrehs, aber auch bei Profis, bei denen sich die Teams erst neu zusammenfinden, kommt es an den ersten Drehtagen immer wieder zu kleineren und größeren Unstimmigkeiten, wie denn die Abläufe beim Dreh zu organisieren seien. Da spielen Schauspieler hastig los, sobald sie die Klappe schlagen hören, ohne das "Bitte" der Regie abzuwarten, sagt die Regie mitten in einen Satz des Schauspielers "Danke" hinein, obwohl der Kameramann noch gerne diesen Teil des Takes mitgenommen hätte, wird losgespielt, noch bevor die Videokamera sechs Sekunden Vorlauf (wegen Timecode) hatte usw. Dabei sind die Abläufe eigentlich recht einfach und im Prinzip in der ganzen Welt ziemlich ähnlich.
Wer sagt was zu wem?
Da gibt es eigentlich keine festgeschriebenen Regeln. Vieles hängt vom Regisseur selbst ab und wie dominant oder souverän er am Set auftreten möchte. Manche Regisseure „brauchen“ es förmlich, Kommandos am Set geben, ja, manchmal sogar brüllen zu können, andere beschränken sich sachlich auf den Beginn und das Ende der Aktion in der jeweiligen Einstellung.
Es hat sich vielleicht herumgesprochen, dass am Set häufig kleine Wartezeiten für einen Teil des Teams auftreten können, etwa, wenn das Licht umgebaut, die Kamerabühne eingerichtet oder auch geprobt wird. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass von der kostbaren Drehzeit einiges einfach dadurch verloren geht, dass irgendwer wieder mal nicht gesagt hat, dass man bereit ist, weiterzudrehen, oder irgendwer eben diese Info nicht bekommen hat. Deshalb ist es sinnvoll, auch wenn das etwas stupide wirkt, feste „Spielregeln“ einzuführen, nach denen Informationen und Kommandos am Set gegeben werden.
Abläufe am Drehort
Der Kameramann teilt dem Regieassistenten mit, dass das Licht oder die Kamerabühne in Kürze fertig ist. Der Regieassistent gibt dem Set-Aufnahmeleiter Bescheid und sagt laut „Drehfertig machen!“. Das bedeutet für Kostüm und Maske, die Schauspieler nochmals zu überprüfen. Für die Requisite bedeutet es, das Set noch mal zu überprüfen. Vielleicht hat ja ein Teammitglied noch das angebissene Pausenbrötchen mitten im Motiv liegen lassen.
Für die Helfer, welche immer nur für die akute Aufnahmedauer die Umgebung wie etwa eine Straße oder ein Stück der Fußgängerzone sperren müssen, sind die Kommandos "Wir wollen drehen!" oder "Bild frei machen!" gedacht. Vorübergehende Absperrungen nennen wir "Intervallsperren".
Das Team wird vom Set-Aufnahmeleiter verständigt (und ggf. aus der Kantine oder von den Pausenräumen etc. geholt). Den Aufnahmeleiter kann man immer fragen, wie weit Vorbereitungen sind, etwa Lichtumbau etc. Set-Aufnahmeleiter sollten stets den Überblick haben, wie lange auf wen oder was gewartet wird und wann es voraussichtlich weitergehen kann.
Wichtig: Es ist taktisch ungeschickt, sich als Regisseur bei den Technikern oder anderen Teammitgliedern unbeliebt zu machen, indem man sie fragt, wann sie endlich fertig seien. Das ist der Job des Set-Aufnahmeleiters. Ein guter Set-Aufnahmeleiter kümmert sich sogar darum, dass die Leute nicht unnötig im Regen stehen, ja, vielleicht besorgt er auch schon mal Gummistiefel etc.
Kommandos
Vorausgesetzt, alles ist zur Aufnahme bereit, Maske und Kostüm haben die Schauspieler zum Dreh vorbereitet, die Requisite hat das Set wieder in Ordnung gebracht, so wäre dies eine sinnvolle Variante für das Erteilen von Kommandos:
Aufnahmeleiter (bei Intervallsperren): "Absperren"
Aufnahmeleiter: „Ruhe bitte“
Regisseur signalisiert oder sagt leise: „Fertig.“
Regieassi: „Ton ab!“
Ton: „Läuft!“
Regieassi: „Kamera ab!“
Kamera oder Kameraassi: „Läuft!“
Ansage: „Drei-Sieben, die Fünfte“; Klappe wird geschlagen (kann von Kamerabühne oder auch Regieassistenz etc. übernommen werden)
Regisseur: „Bitte!“ oder „Aktion!“
Regisseur am Ende: „Aus!“ oder „Danke!“