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Lampenfieber

Lampenfieber bekommen Viele vor wichtigen Ereignissen

 

Lampenfieber bekommen viele vor wichtigen Ereignissen. Aber Schauspieler und viele andere Künstler bekommen es bei ihrer Arbeit...

Irgendwie gehört es wohl dazu, wird von vielen nahezu romantisierend als Teil des Schauspielerjobs erfasst, doch für viele ist es einfach nur ein Problem. Irgendwie fühlt es sich ein wenig so an wie bei den ganz wichtigen Rendezvous in der Pubertät, ist beinahe so wie Schmetterlinge im Bauch, manchmal ist es aber auch noch viel schlimmer.

 

Entstehen

Lampenfieber entsteht nie, wenn man allein ist, immer hat es mit anderen Menschen zu tun, jenen, die von uns eine Rede erwarten, jene für die wir auf einer Bühne spielen, singen, tanzen, jene, die zu einem Filmteam gehören, vor dem wir spielen sollen.

Der Moment in dem wir uns dieser Aufgabe stellen hat etwas mit ausgeliefert sein, mit Schutzlosigkeit, mit Selbstentblößung zu tun. Schaffen wir es, die Erwartungen der Anderen zu erfüllen, all derer, die uns plötzlich anschauen, jede Rührung verfolgen? Können wir unser Schamgefühl überwinden, unsere Nervosität verbergen, das Chaos der Emotionen in den Griff bekommen?

Manch einer möchte sich am liebsten verstecken, unsichtbar werden, ganz schnell woanders sein als dort, wo man angeschaut wird.

 

Auswirkungen

Die Medizin erklärt das Phänomen mit erhöhtem Adrenalinausstoß, ausgelöst durch den Hypothalamus im menschlichen Gehirn. Es ist ein Teil unseres biologischen Schutzmechanismus, erhöht die Aufmerksamkeit, schützt zugleich vor Überlastung.

Wie stark sich dies bei einem Menschen ausdrückt, ist  von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manch einer hat das Gefühl, zu sterben, man zittert, schwitzt, kriegt weiche Knie, Herzrasen, man errötet, spürt den Puls bis zum Hals schlagen, hat das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen. Verdauungsstörungen aber auch Heulkrämpfe sind schon vorgekommen.

Oder man hat das Gefühl, dauernd auf Toilette gehen zu müssen, und fürchtet sich davor, dies nicht einfach so von der Bühne oder dem Set aus tun zu dürfen. Wie auch immer es sich ausprägt, Lampenfieber möchte niemand gerne haben.

 

Zweischneidig

Es ist eine Art von Angst vor denen, die uns Zuschauen, die etwas erwarten, eine Angst, die einen einschüchtern, aber genauso gut auch in eine kreative Anspannung versetzen kann. Dem Redner, der plötzlich auf dem Podium steht, schießen vielleicht noch viel bessere Formulierungen durch den Kopf als vorher, als er noch unbeobachtet in sicherer Umgebung saß. Der Schauspieler ist vielleicht plötzlich noch intensiver in seiner Rolle, ja vielleicht braucht er sogar diesen Erregungszustand um wirklich gut zu sein.

Es gibt viele Künstler, die behaupten, nur durch eben diesen Adrenalinstoss überhaupt erst Spitzenleistungen erbringen zu können. Dieses berühmte Feuer im Inneren, welches lodert und Funken versprüht, hilft auch mit, unsere Darbietung beim Zuschauer ankommen zu lassen.

Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Eine gewisse Anspannung ist gut für die Schauspieler, macht sie wacher, direkter, mobilisiert Kraftreserven, ist wie ein Aufputschmittel und transportiert Spannung. Zuviel davon kann sie aber auch blockieren, kann sie die Texte vergessen machen, kann zu Übermüdung durch Schlaflosigkeit führen, kann die Stimme schwächen.

 

Grenzen ziehen

Auch wenn mancher aus diesem Zustand Kräfte für die darstellerische Arbeit ziehen kann, man sollte auf sich selbst achten, diese Anspannung nicht zu groß werden zu lassen. Ganz loswerden kann man sie sicher nicht, wie gesagt, das wäre gar nicht wünschenswert. Der Einzige, der mit dieser Angst umgehen kann, ist man selbst, andere Menschen können einem trotz bester Ratschläge nicht wirklich helfen.

Gute Regisseur*Innen können einem einen Teil der Unruhe nehmen. Als Spiegel des Schauspielers können sie viele Unsicherheiten nehmen und Halt geben.

 

Tipps und Techniken

Es gibt Mittel gegen Nervosität.

Es gibt Mittel gegen Nervosität.

 

Auch wenn man es nicht glauben mag, Profis leiden unter Lampenfieber genau so wie Neulinge. Profis haben auf Grund ihrer langen Erfahrung mit dem Problem, oft Techniken entwickelt, wie sie damit besser umgehen können.

Von Chemie ist eher abzuraten, bestenfalls Baldrian, Johanniskrauttee oder homöopathische Beruhigungsmittel sind erlaubt. Absolutes Tabu und größter Feind jeder seriösen Schauspielarbeit sind Schlafmittel oder Alkohol. Diese täuschen einem nur Entspannung vor, tatsächlich reagiert man nach Außen hin mit Fehlern.

Wer sich vor seiner Arbeit bewegt, sei es Gymnastik oder ein Spaziergang am Set, kann Adrenalin abbauen.

Diverse Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga oder Meditation können enorm hilfreich sein. Manche Menschen schwören auf Dufttherapie, angeblich roch der legendäre Caruso vor Auftritten an Orangenessenzen. Manche Schauspieler wie Otto Sander schaffen es, vor dem Auftritt noch ein halbes Stündchen zu schlafen. Andere atmen lange und tief durch.

Man sollte auch seine Angst vor Fehlern ablegen. Das Publikum kennt ja das Drehbuch oder Theaterstück gar nicht wirklich, es bekommt kleine Fehler oder Patzer gar nicht mit. Weiterspielen, manchmal ist die kleine Veränderung sogar fruchtbar.

 

Bedingungen optimieren

Ganz wichtig ist es, seine Rolle gut zu beherrschen, damit sich in das Lampenfieber nicht auch noch die berechtigte Angst, seinen Text gar nicht zu können, hineinmischt. Üben, üben, üben! Gute Vorbereitung ist also eines der besten Mittel. Es macht einen nur nervös, wenn man vor dem Auftritt noch im Textbuch lernen muss.

Es kann auch nicht schaden, seine Arbeit vor Freunden einmal vorzutragen oder sich selbst mit einer Kamera aufzunehmen und an den Aufnahmen zu lernen, was man optimieren könnte.

Bei diesen Proben sollte man auch versuchen, die späteren Bedingungen etwas nachzuvollziehen. Es schadet nicht, wenn man bereits im späteren Kostüm probt, die gleichen Schuhe trägt. So etwas hilft einem, mit der Situation vertrauter umzugehen.

Zudem sollte man sich bemühen, die Bedingungen seiner Darbietung zu optimieren. Wer in Kleidung, in der er/sie sich unwohl fühlt, spielen muss, hat bereits ein Handicap. Wer Bewegungen und Positionen einnehmen soll, die ihm unangenehm sind, schwer fallen, sollte nach anderen Lösungen suchen.

 

Tagesform

Die Angst hat zumeist mit dem Angeschaut werden zu tun. Es hilft ungemein, sich vor Augen zu halten, dass die Blicke der Menschen positiv auf einem ruhen, sie freuen sich, das zu sehen, was man tut. Und selbst wenn etwas schief geht, man sich verspricht, etwas herunterfällt, man kann jederzeit weitermachen. Außerdem hat man das größte Lampenfieber immer zu Anfang, kaum ist man in seiner Darbietung drin, geht die Nervosität auch zurück.

Wer von der Bühne oder dem Motiv in Richtung Zuschauer blickt, für den sind Fixpunkte der Augen hilfreich. Man schaut zu seinem Schaupielpartner oder einem angenommenen Punkt neben der Kamera oder sucht sich ein besonders freundlich blickendes Gesicht im Zuschauerraum aus, als Fixpunkt. Ja man kann sogar einen seiner Lieben mitnehmen, irgendwo in der Nähe platzieren und ab und zu anschauen. Dann kann man seine Blicke wandern lassen und auf der vertrauten Person immer wieder Ruhe finden.

Wie auch immer man damit umgeht, im Lampenfieber liegt immer auch eine Kraft, die man für sich nutzen sollte.

 

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